Nach dem Anschlag am Carmel-Markt:
Profil der "Volksfront zur Befreiung Palästinas"
Die Terrorgruppe "Volksfront zur Befreiung
Palästinas" (PFLP), die sich zu dem Selbstmordattentat am Montag in
Tel Aviv bekannt hat, besteht seit 11. Dezember 1967. Sie stand
zunächst unter der Leitung von Vadia Haddad und George Habash,
Habash wurde zum Generalsekretär der Gruppe ernannt.
Die PFLP konzentrierte sich auf Terroranschläge
wie Flugzeugentführungen, die die Aufmerksamkeit der breiten
Öffentlichkeit auf sich ziehen. Im Mai 2000 zog sich George Habash
aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger wurde Abu
Ali-Maztaffa.
Maztaffa war eine Schlüsselfigur in der Ausführung
von Terrorangriffen seit September 2000. Maztaffa wurde im August
2001 getötet und durch Ahmad Saadat ersetzt. Saadat baute die
Terrorzelle auf, die am 17. Oktober 2001 den früheren israelischen
Tourismusminister Rehavam Ze'evi ermordete. Das Hauptbüro der PFLP
hat seinen Sitz in Syrien und im Westjordanland. Die PFLP gehört zu
den Organisationen, die sich nicht an der palästinensischen
Waffenpause ("Hudna") beteiligten, die während der Amtszeit des
ehemaligen palästinensischen Ministerpräsidenten Abu Masen im Sommer
2003 ausgehandelt wurde.
Die PFLP ist unter anderem verantwortlich für
folgende Terroranschläge: Das Selbstmordattentat in Karni-Shumron,
Israel, mit drei Toten am 16. Februar 2002. Das Selbstmordattentat
an der Geha-Kreuzung mit vier Toten am 25. Dezember 2003. Die
Flugzeugentführung einer El Al Maschine am 23. Juli 1968. Die
Entführung von drei ausländischen Flugzeugen am 23. Juli 1970, die
in die Luft gesprengt wurden, nachdem die Fluggäste in Sicherheit
gebracht werden konnten. Ein weiterer erfolgloser Versuch, eine El
Al Maschine zu entführen. Die PFLP ist auch verantwortlich für die
Entführung eines weiteren Flugzeugs am 26. Juli 1970. Auch diese
Maschine wurde in die Luft gesprengt. Bei dem Selbstmordattentat vom
Montag auf dem Markt in der Tel Aviver Innenstadt starben drei
Israelis und der Attentäter aus Nablus.
Einen Tag nach dem Selbstmordanschlag hat die
israelische Armee (IDF) am frühen Dienstagmorgen im Westjordanland
das Haus des 16jährigen Attentäters Amar Al-Far zerstört. Al-Far
gehört zu den jüngsten palästinensischen Attentätern, die sich
bisher in Israel in die Luft sprengten. Die Armee zerstörte außerdem
die Häuser der beiden Terroristen, die Al-Far mit dem Anschlag
beauftragt hatten.
Al-Far war der fünfte von insgesamt sechs Kindern
der Familie aus dem Flüchtlingslager Askar bei Nablus. Al-Far war
Schüler der zehnten Klasse in Akar, blieb aber dem Unterricht seit
Anfang des laufenden Schuljahres fern. Zuletzt arbeitete er an einem
Falafel-Stand in Nablus. In einer bislang ungewöhnlichen Art und
Weise äußerten die Familienangehörigen am Montag erstmals öffentlich
ihre Wut über die Terroristen. In einem Gespräch mit Ha'aretz
berichtete Al-Fars Vater am Abend, dass Amar erst vor wenigen Wochen
seinen Personalausweis erhielt. Die Palästinensische
Autonomiebehörde (PA) stellt Personalausweise ab dem Alter von 16
Jahren aus. Amer wurde 1988 geboren.
Der Vater, Abd Al-Rahman, der vor zwei Jahren bei
Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee an den Beinen
verletzt wurde und seitdem gehbehindert ist, sagte: "Gott wird
diejenigen strafen, die Amar rekrutiert haben. Ich habe Geschichten
gehört, dass in Nablus Kinder rekrutiert werden, aber ich habe nicht
geglaubt, dass sie wahr sind. Es muss verboten werden, Kinder zu
rekrutieren, die nicht erwachsen sind, und die noch keine eigene
Meinung haben. Richtig, wir haben es hier alle schwer wegen der
Besatzung, und das Leben in Nablus ist unerträglich, aber es muss
verboten sein, so weit zu gehen, Kinder auf diese Weise zu
missbrauchen."
Der Vater berichtete, er habe seinen Sohn am
Sonntagmorgen gegen halb Sieben zum letzten mal gesehen. Amar habe
ihn um Geld gebeten, um am Nachmittag etwas zu essen zu kaufen und
er habe sich dabei nichts gedacht. Die Mutter Amars, Samira
Andullah, sagte, sein Verhalten habe sich in den vergangenen Wochen
geändert, dachte aber, der Junge sei einfach deprimiert, weil er die
Schule verlassen hatte. Schon gestern Abend räumten die Bewohner von
Askar die Möbel aus dem Haus, weil sie befürchteten, dass die IDF
das Haus des Attentäters zerstören würden. Im vergangenen Monat riss
die Armee das Haus der 18jährigen Attentäterin, Senab Abd Al-Salam,
aus dem selben Flüchtlingslager ein. Sie verübte das letzte Attentat
in Israel (Jerusalem, 22.9.) und tötete dabei zwei israelische
Sicherheitsbeamte. Ihr Haus befand sich nur 300 Meter von dem Amar
Al-Fars entfernt.
Die Todesopfer des Selbstmordattentats vom 1. November in Tel
Aviv:
Shmuel Levy, 65 Jahre, aus Jaffa.
Shmuel Levy immigrierte vor 15 Jahren aus
Bulgarien nach Israel. Manchmal ging er mit einem Freund auf den
Markt zum Einkaufen. Sein Freund entkam dem Attentat unverletzt.
Shmuel Levy war Ingenieur und ging vor anderthalb Jahren in Pension.
Sein Schwager erzählt, dass Shmuel ein angenehmer Mensch war. Er
liebte die Oper, klassische Musik und Fußball. Shmuel hinterlässt
eine Frau und eine Tochter. Sein Sohn starb vor sieben Jahren bei
einem Autounfall.
Lea Levin, 64 Jahre, aus Givatayim.
Lea Levin überlebte den Holocaust. Sie war ein
totaler Fan von israelischen Volkstänzen. "Es kribbelte ihr nur so
in den Füßen", erzählt der Bürgermeister von Givatayim, Efi
Stanzler, bei einem Kondolenzbesuch bei der Familie. Lea arbeitete
viele Jahre in der Stadtverwaltung. Nach ihrer Pensionierung brachte
sie Senioren Volkstänze bei. Kurz bevor sie starb, kam sie von einem
Tanzkurs im Haus des Lehrers. Sie war auf dem Weg zu ihrer Tochter
und ihren Enkeln, auf die sie aufpassen sollte. Stanzler erinnerte
sich auch, dass sie vor einigen Jahren mit ihrem Ehemann Yossi und
einem Neueinwanderer aus Russland im Büro des Bürgermeisters
standen, von dem sich herausstellte, dass er ihr Bruder war, den sie
viele Jahrzehnte nicht gesehen hatte. Lea Levin hinterlässt drei
Töchter und einen Sohn.
Tatiana Ackerman, 32 Jahre, aus Tel Aviv.
Tatiana Ackerman immigrierte vor vier Jahren mit
ihrem Mann und einer Tochter von 14 Jahren aus Irkutsk (Sibirien)
nach Israel. Tatiana lebte im Süden Tel Avivs und arbeitete als
Seniorenhelferin. Die Jewish Agency (Sochnut) stellte am Montagabend
ein Flugticket für ihre Mutter und ihren Bruder nach Israel aus, die
beide noch in Irkutsk leben.
Quelle: IDF/Haaretz
© Botschaft des Staates Israel
hagalil.com
04-11-2004 |