Eine neue Welle des Terrors
Analyse von Ze’ev Schiff; Ha’aretz, 07.02.2002
Der gestrige Tag, der 6. Februar 2002, der Tag, an
dem Premierminister Ariel Sharon zu einem Treffen mit US-Präsident
George Bush abflog und an dem Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer
auch in Washington war, wird auch als Start für eine neue Terrorwelle in
Erinnerung bleiben. Ironischerweise begann diese neue Welle drei Tage
nachdem PA-Führer Yassir Arafat in einem Artikel der New York Times
versprochen hatte, dass er die Terroraktivitäten zum Stillstand bringen
werde. Wie gewöhnlich läuft es darauf hinaus, dass es keine Verbindung
gibt zwischen dem was Arafat bezüglich des Terrors verspricht und dem,
was vor Ort tatsächlich geschieht.
Zwischen den drei gestern stattgefundenen
palästinensischen Anschlägen gab es keine direkte operative Verbindung;
höchstwahrscheinlich war jeder für sich geplant. In einen Vorfall war
ein Terrorist mit einem Sprengstoffgürtel verwickelt; er hatte
beabsichtigt, einen Linienbus in die Luft zu sprengen. Dieser Vorfall
endete ohne Verletzungen. Hätten es Grenzpolizisten jedoch nicht
geschafft, den Terroristen festzunageln, bevor dieser die Zündung lösen
konnte, hätte dieser Anschlag viele Menschenleben kosten können. Der
Busanschlag beweist, dass die Politik der Hamas, Selbstmordattentäter
einzusetzen, intakt ist. Nachdem Arafat seinen Artikel veröffentlicht
hatte, hatten Hamas und Islamischer Jihad ihn kritisiert. Möglicherweise
war der Versuch, den Bus in die Luft zu sprengen eine Art Stellungnahme,
eine Botschaft der Hamas, die aussagte, dass sie wie gewöhnlich mit dem
Terror weitermachen wird.
Beim zweiten Vorfall transportierten Palästinenser
Kassam-Raketen von Nablus nach Jenin, wurden aber dabei entdeckt. Von
israelischer Seite betrachtet war dies ein erfolgreicher Fall. Dieser
Vorfall reflektiert die palästinensische Politik und man kann wetten,
dass palästinensische Gruppen es in Zukunft schaffen werden, Raketen an
verschiedene Ortschaften zu bringen und sie dort zu lagern. Angesichts
ernster Warnungen von Sharon und Ben-Eliezer, die das Abfeuern dieser
Raketen auf israelische Ziele betreffen, ist eines klar: Sollten
Kassam-Raketen Angriffe nach Israel fliegen, wird die Sharon-Regierung
harten Wahlkriterien gegenüber stehen. Sicher werden dabei auch
Vorschläge geäußert werden, dass palästinensische Dörfer und Städte, von
denen die Raketen abgefeuert wurden, besetzt werden sollen.
Der schlimmste Vorfall von gestern war das Eindringen
des Terrors in die Dorfgemeinde Hamra im Jordantal. Dieser Angriff
endete mit Toten und Schwerverletzten. Bis zur Niederschrift dieser
Analyse ist nicht klar, von wo der Angreifer kam – er könnte von einem
Ort in der West Bank gekommen sein oder er ist vielleicht über die
Grenze gekommen. Normalerweise reagiert Israel auf solch einen Vorfall –
sogar dann, wenn der Premierminister und der Verteidigungsminister im
Ausland sind.
haGalil onLine
07-02-2002 |