Doppel-Anschlag in Aschdod:
Hisbollah finanzierte Attentäter
Von Ze'ev Schiff, Ha'aretz, 28.03.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Die Selbstmordanschläge im Hafen von Aschdod,
die am 14. März von Mitgliedern der Hamas ausgeführt worden waren
und 10 Israelis getötet und viele weitere verwundet hatten, wurden
von der Hisbollah finanziert. Die im Libanon stationierte
Schiiten-Organisation war auch in die Auswahl des Ortes, der als
primäres Ziel betrachtet wird, involviert.
Die Finanzierung der Anschläge ging in zwei Stufen
vor sich. Die erste Zahlung an die Hamas geschah in Folge der
Einigung über das Ziel. Der zweite Transfer wurde nach Ausführung
der Anschläge vorgenommen.
Während der Untersuchung der Anschläge deckten
israelische Geheimdienste die Verbindung zwischen der Hisbollah und
den Anschlägen im Hafen von Aschdod auf. Die Planung wurde von der
Hisbollah und Hamas durchgeführt, die Anschläge selbst wurden von
Hamas und den Al-Aksa-Märtyrerbrigaden der Fatah ausgeführt.
Israel betrachtet die Anschläge auf Grund der
Sicherheit des Ortes als wagemutig. Die zwei Selbstmordattentäter
verließen den Gazastreifen in einem Container versteckt über den
Karni-Übergang. Der Plan war raffiniert, schadete jedoch der
Möglichkeit der Palästinenser, Waren aus Gaza auszuführen (Anmerkung
d. Übersetzers: in Zukunft wird strenger und ausführlicher
kontrolliert werden).
Der Doppelanschlag auf den Hafen von Aschdod wurde
von Israel als sehr schwerwiegend betrachtet und änderte eine
vormalige Entscheidung bezüglich der gezielten Tötungen von
Hamasführern inklusive Scheich Ahmed Yassin.
Die direkte Verbindung zwischen der Hisbollah und
dem Anschlag auf den Hafen setzt den Vorfall in einen weiträumigeren
strategischen Zusammenhang. In ihrer Beziehung zu palästinensischen
Organisationen unternimmt die Hisbollah große Anstrengungen, um die
Palästinenser davon zu überzeugen, sich auf wesentliche, primäre
Ziele zu konzentrieren. Unter diesem Blickwinkel wird der Hafen von
Aschdod als wichtiges Ziel betrachtet.
Den beiden Selbstmordattentätern gelang es zehn
Israelis zu töten. Sie schafften es jedoch nicht, das Lager für
gefährliche, entzündliche Stoffe im Hafen zu erreichen.
Seit die Hisbollah damit begann, in den
palästinensischen Gebieten und in Israel zu operieren, gelang es
ihr, hauptsächlich in Tansim- und Fatahzellen im nördlichen Teil der
Westbank einzudringen.
Zur gleichen Zeit versucht sie, Kontakte mit
israelischen Arabern zu knüpfen. Hierbei besteht das Hauptanliegen
darin, diese für schnell auszuführende Terroraktionen zu benutzen.
Die israelischen Araber politisch zu beeinflussen wird von der
Schiitenorganisation als zweitrangig eingestuft.
Bisher waren die Hisbollah-Aktivitäten im
Gazastreifen im Vergleich zur Westbank nur gering. Die Hisbollah hat
jedoch in das Graben von Tunnels für den Waffenschmuggel aus dem
Sinai in den Gazastreifen investiert. Es wird außerdem angenommen,
dass die Hisbollah auch hinter dem vereitelten Versuch steckt,
russische Flugabwehrraketen aus Ägypten zu schmuggeln. Diese hätten
den Militanten helfen sollen, Hubschrauber der israelischen Armee
anzugreifen.
Palästinenser haben sich mit Hisbollahagenten in
der Türkei, in Jordanien und im Libanon getroffen. Außerdem werden
Palästinenser im Libanon von der Hisbollah für den Umgang mit Waffen
und explosivem Material ausgebildet.
Es wird angenommen, dass die Hisbollahaktivitäten
in den palästinensischen Gebieten und in Israel in Kooperation mit
dem iranischen Geheimdienst und der islamischen Revolutionsgarde
geschehen. Die Hisbollah bekommt einen großen Teil finanzieller und
militärischer Unterstützung aus dem Iran. Sowohl die Hisbollah wie
der Iran haben ein klares Interesse daran, alle Bemühungen um
diplomatische Initiativen zwischen Palästinensern und Israel zu
zerstören.
hagalil.com
28-03-2004 |