Ein Jahr auf dem hohen Ross:
Bin-Laden hat Arafat eine Leiter gegeben
Nach Oded Granot, M'ariw
Marvan Barguti hat die Palästinenser aufgerufen am
vergangenen Freitag mit Demonstrationen den Jahrestag der Intifada zu
begehen. Erfolge aufzuweisen fällt der PA (Palästinensische
Autonomiebehörde) allerdings schwer.
Hunderte von Toten und über 10.000 Verletzte sind auf
der palästinensischen Seite zu beklagen. Zu schaffen machen ihr auch die
Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft, die Zurückhaltung der
arabischen Welt. Die Besatzung dauert an, die IDF (Israelische
Verteidigungsmacht) kreist die Städte ein, die wirtschaftliche Lage ist
denkbar schlecht.
Arafat hat schon längst verstanden, was Barguti noch
nicht kapiert hat. Sein Problem war nur, dass er keine Leiter hatte, um
von seinem hohen Ross herabzusteigen, ohne auf der palästinensischen
Straße als Verlierer zu gelten.
Bin-Laden hat ihm diese Leiter nun geliefert. Während
jeder Moslem in der Welt versucht, der Rache zu entkommen, die die USA
planen, und sich so weit wie möglich vom Terror fernzuhalten, hat auch
Arafat gleich verstanden, dass sich hier eine Möglichkeit anbietet, sich
auf die Seite der "Guten" zu begeben.
Er hat diese Erkenntnis nicht ganz allein erreicht. Die
Amerikaner und die Europäer haben in den letzten Tagen harte Worte zu
ihm gesagt und ihm erklärt, dass ihn eine Fortsetzung der Anschläge und
der Schüsse in den Gebieten in ein schlechtes Licht rücken würde. Auch
die Ägypter und die Jordanier forderten einen Richtungswechsel.
Jetzt wartet er auf das politische Treffen. Zu diesem
will er nicht bei völliger Ruhe kommen, sondern nur nach einer
wesentlichen Dämpfung der Gewalt. Sobald die Gespräche dann begonnen
haben, kann er gerne behaupten, er habe Sharon in die Knie gezwungen.
haGalil onLine
23-09-2001 |