Klinisch tot:
Jetzt braucht man ein Wunder
Amir Rappaport, M'ariw
Nach dem Anschlag in Jerusalem
befindet sich die Hudna nicht mehr in einem kritischen Zustand, sie ist
klinisch tot. Nur ein Wunder könnte sie jetzt noch retten. Eigentlich
kann man sagen, dass Anzeichen für den bevorstehenden Tod der Hudna in
den letzten Wochen bereits zu erkennen waren. Die Warnungen vor
Anschlägen haben wieder drastisch zugenommen, und letzte Woche konnten
zwei Anschläge umgesetzt werden.
Wer glaubte, dass man nach den Anschlägen in Rosch Ha’ajn und Ariel
weiter in Begriffen der Hudna sprechen kann, der kann dies nach den
Bildern aus Jerusalem nicht länger tun. Wenn das die Hudna ist, wer
braucht sie dann überhaupt? Warum soll man das Risiko der Freilassung
von Häftlingen und Übergabe der Städte an Dahlan eingehen, wenn die
Terrororganisationen dies nur ausnützen, um ihr Potenzial zu sanieren?
Israel kann den Palästinensern zurecht den Großteil der Schuld am Tod
der Hudna geben. Abu Masen und Dahlan haben enttäuscht, als sie immer
wieder versuchten, die Terrororganisationen zufrieden zu stellen,
anstatt ihnen ihren Willen, die Anschläge einzustellen, aufzuzwingen,
auch für den Preis eines begrenzten intern-palästinensischen Konflikts.
Bei der Obduktion der Hudna wird man jedoch auch erwähnen müssen, dass
Israel einen Fehler machte, als es keine eindeutige und klare Haltung zu
der Feuerpause bezog. Einerseits hat Israel seine offensiven Aktionen
deutlich eingeschränkt und es den Terrororganisationen dadurch
ermöglicht, einen Großteil ihres Potenzials zu sanieren. Andererseits
wurden die Aktionen jedoch nicht völlig eingestellt, wie im Fall der
Liquidierung Sidars in Hebron. Da Israel keine klare Haltung bezogen
hat, ob es eine Feuerpause gibt oder nicht, wurde sowohl die
Terror-Infrastruktur saniert, als auch eine Rechtfertigung für die
Palästinenser geschaffen, zumindest in der internationalen
Öffentlichkeitsmeinung, uns einen Teil der Schuld zu übertragen.
hagalil.com
20-08-03 |