Russisches Roulette:
Gefährliche Routine
Yael Gevirtz, Jedioth: Die
Terrorroutine ist wieder da. Der Terror ist so alltäglich geworden, dass
sogar nach schweren Tagen nicht einmal mehr verlangt wird, das Kabinett
oder das ‘Küchenkabinett’ (das "kleine Kabinett") einzuberufen.
Es stellt sich heraus, dass in den
vergangenen Monaten nichts Wesentliches getan wurde, um die persönliche
Sicherheitssituation der Bürger im Hinterland zu verbessern. Mangels
einer Lösung bleiben nur Wachsamkeit und eine hohe Bereitschaftsstufe.
Doch das genügt
nicht, wie wir aus Erfahrung wissen, auch wenn sich in der nächsten
Zukunft nichts entscheidend ändern wird - auch das wissen wir aus
Erfahrung. Und das ist verantwortungslos. Mit dieser Routine kann man
nicht weiterleben und sie nur mit den bisherigen unwirksamen Mitteln
bekämpfen bzw. über den Trennungszaun diskutieren. An so eine Routine
kann man sich nicht gewöhnen. Russisches Roulette kann nicht zur Routine
werden.
Unter der Überschrift "Terrorroulette"
äußert sich ein Leitartikel in M'ariw ganz ähnlich: "Die Möglichkeiten zur
Bekämpfung des Terrors, die der Regierung jetzt zur Verfügung stehen,
reichen von einer breit angelegten Militäraktion, umfangreicher und
nachhaltiger als die ‘Operation Schutzwall’, über eine Intensivierung
der Jagd auf Terroristen, die maximale Verhütung von Anschlägen und die
einseitige Errichtung eines Trennungszauns bis zu einer umfassenden
politischen Initiative.
Leider müssen auch die Befürworter einer
politischen Lösung zugeben, dass militärische Aktionen notwendig sind,
um genau die Orte zu treffen, von denen die Selbstmordattentäter
ausgeschickt werden, und auch ihre Drahtzieher und Lieferanten, die sie
mit Sprengsätzen und Sprengstoffgürtel versorgen.
Gleichzeitig aber darf die Regierung
keine Gelegenheit für einen politischen Vorstoß versäumen, der zwar die
Lehren von Oslo beherzigt, eine Kompromissregelung aber nicht
ausschließt. Wie in anderen Gebieten und vor allem im sozioökonomischen
Bereich brauchen die israelischen Bürger eine entschlossenere,
konsequentere Regierung. Gute Absichten genügen nicht, wir haben das
Recht, Resultate zu verlangen".
haGalil onLine 04-06-2002 |