Anschläge der Al-Qaida:
"Gegen Juden und Kreuzfahrer"
Auch zu den Anschlägen von 1998
in Ostafrika hat sich al-Qaida nicht direkt bekannt
Von KARIM EL-GAWHARY
Kairo - Die CIA kannte Ussama Bin Laden
bereits, seit sie ihn und seine Gefolgsleute im Afghanistan der
Achtzigerjahre als Frontkämpfer gegen die sowjetische Besatzung
finanziell und mit Waffen unterstützt hatte. Doch für die breite
Weltöffentlichkeit feierte der Al-Qaida-Chef seinen blutigen
Einstand in Afrika. Am 7. August 1998 explodierten fast gleichzeitig
zwei Autobomben vor den US-Botschaften in der kenianischen
Hauptstadt Nairobi und im tansanischen Daressalam. Bei den
Anschlägen kamen 244 Menschen ums Leben, tausende wurden verletzt.
Die Bomben explodierten am Morgen, zu einem Zeitpunkt, an dem in den
Botschaften und den sie umgebenden Straßen schon reger Verkehr
herrschte.
Der damalige US-Sicherheitsberater Sandy Berger
erklärte nach diesen Anschlägen Bin Laden "zum womöglich
gefährlichsten nichtstaatlichen Terroristen der Welt". Nach
jahrelanger Recherche des CIA und des FBI wurden vier Männer im
Zusammenhang mit den Anschlägen vor Gericht gebracht. Mehrere
andere, denen eine Verwicklung in die Planung vorgeworfen wird,
stehen bis heute auf der US-Liste der meistgesuchten Terroristen.
Erst diesen Monat gelang den US-Behörden ein weiterer
Fahndungserfolg, als Abdel Rahim An-Naschiri, der angebliche
Chefplaner Al-Qaidas am Golf, in Kuwait verhaftet worden war.
An-Naschiri wird auf dem FBI-Steckbrief auch vorgeworfen, an den
Anschlägen in Afrika beteiligt gewesen zu sein.
"Bin-Laden-Straße"
Al-Qaida hat sich bis heute nie direkt zu den
Anschlägen im Herzen Afrikas bekannt. Doch in mehreren Erklärungen
hat Bin Laden die Attentate in Nairobi und Daressalam gutgeheißen.
Kenia und Tansania seien die größten US-Basen
gegen Muslime geworden, hieß es kurz nach den Anschlägen in einer
Erklärung der von Bin Laden gegründeten "Internationalen Front für
den heiligen Krieg gegen Juden und Kreuzfahrer". Um weitere
Anschläge zu verhindern, soll der kenianische Sicherheitsapparat
übrigens nicht nur von US-amerikanischen, sondern auch von
israelischen Spezialisten ausgebildet worden sein.
Auch in Kenias Nachbarland Somalia war al-Qaida
aktiv. US-Fahnder vermuten, dass das Netzwerk auch hinter einer
blutigen Straßenschlacht im Oktober 1993 in Mogadischu steckte, bei
dem 18 US-Marines getötet wurden. Eine militante islamistische
Gruppe namens al-Ittihad al-Islami, die früher zusammen mit
Al-Qaida-Mitgliedern in Somalia Trainingslager unterhalten haben
soll, hat nach Erkenntnissen der US-Fahnder dieses Land inzwischen
verlassen.
In Kenia selbst hat al-Qaida, abgesehen von
kleinen Zellen, kaum Anhänger, wenngleich der kenianische
Sicherheitsapparat nervös wurde, als letztes Jahr eine Straße in
Mombasa mit Graffiti in "Bin-Laden-Straße" umgetauft worden war.
US-Fahnder vermuten indes, dass somalische Banden, die immer wieder
das somalisch-kenianische Grenzgebiet mit Überfällen unsicher
machen, gute Kontakte zu al-Qaida unterhalten.
Stünde hinter den gestrigen Anschlägen in Mombasa,
wie jetzt vielfach vermutet, tatsächlich die al-Qaida, wäre es das
erste Mal, dass das Netzwerk einen Anschlag gegen Israelis
durchgeführt hätte.
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29-11-2002 |