Aufschub für Abbas:
Israel hält sich zurück
Israel hält sich zur Zeit mit Militäraktionen im
Gazastreifen zurück, trotz der Drohungen vom Wochenende in Folge des
Attentats am Grenzübergang Karni (13.1.) mit sechs israelischen
Todesopfern und der anhaltenden Angriffe mit Qassam-Raketen auf die
israelische Stadt Sderot und auf die Siedlungen von Gush Khatif.
Am Sonntag hatte sich eine gewisse israelische
Bereitschaft abgezeichnet, dem Vorsitzenden der Palästinensischen
Autonomiebehörde, Mahmud Abbas (Abu Mazen), noch einen weitere,
begrenzte Zeit zu gewähren, um den Raketen- und
Mörsergranatenbeschuss im Gazastreifen zu beenden.
Heute Nacht und heute Morgen wurden vier weitere
Qassam-Raketen auf den westlichen Negev und den nördlichen
Gazastreifen abgeschossen. Dieses mal gab keine Verletzten.
Gestern (16.1.) hatten sich verschiedene Stellen,
darunter Ägyptens Präsident Mubarak, an Ministerpräsident Ariel
Sharon gewandt und diesen gebeten, Mahmud Abbas mehr Zeit zu geben,
sich um die Terrororganisationen kümmern zu können. Sharon erklärte,
dass die Armee uneingeschränkt handeln könne, doch hätte diese es
nicht eilig damit, wieder in den Gazastreifen vorzurücken.
Im Gegensatz zu früheren Vorfällen drang die Armee
bis jetzt nicht in das Gebiet von Beit Hanoun im nördlichen
Gazastreifen ein, von dem aus die letzten Raketen auf Sderot
abgefeuert wurden. Dagegen blieb es bei einer einzigen
Militäraktion, der Operation „östlicher Schritt“ in der Ortschaft
Zeytun im Süden des Gazastreifens, die am Samstag begonnen hatte und
heute morgen beendet wurde.
Quellen in der Armee teilten am Sonntag mit, dass
sich die Armee unterdessen auf eine "abgewogene Reaktion" im
Gazastreifen vorbereite. Gemeint ist eine Reihe von örtlichen und
punktuellen Operationen in Gebieten, von denen Terroranschläge
ausgeübt wurden. Zahal könnte relativ kleine Einheiten für einen
kurzfristigen Aufenthalt in der Region aussenden. Bis heute hatten
die Kommandanten im Gazastreifen nur relativ kleine
Truppenunterstützung erhalten.
Gleichzeitig richtet sich die Armee langfristig
auch auf die Möglichkeit einer breiten, umfassenden Operation ein,
die eine Errichtung von "Sicherheitsstreifen" in den Regionen der
palästinensischen Orte beinhalte, mit dem Ziel, Gush Khatif und
Sderot besser schützen zu können. Doch eine solche Operation bedarf
der Entscheidung Sharons, und die liegt bis dato noch nicht vor.
Politische Quellen in Jerusalem sprachen am
Sonntagabend davon, dass es keine Entscheidung bezüglich eines
Abbruchs der Militäraktionen gäbe. "Wenn Abu Mazen Polizisten im
Gazastreifen postieren will, um den Beschuss mit Qassam-Raketen zu
verhindern, dann kann er das machen – und die Aktionen der
israelischen Armee werden ihn nicht daran hindern."
"Die Leitung der Palästinensischen
Autonomiebehörde hat nicht einmal begonnen, irgendetwas für die
Beendigung des Terrors zu tun. Dieser Zustand kann so nicht
weitergehen", sagte Ministerpräsident Sharon bei der
Kabinettssitzung am Sonntag.
Nach Worten Sharons hat Zahal ohne jede
Einschränkung freie Hand im Gazastreifen, mit dem Ziel, den Terror
zu beenden. "Die Operationsebene wurde angewiesen, jede notwendige
Aktion durchzuführen. Wir haben in der Vergangenheit dem Terror
nicht nachgegeben, und wir beabsichtigen auch derzeit nicht, ihm
nachzugeben."
Ha'aretz, Yediot Aharonot
Botschaft des Staates Israel
hagalil.com
18-01-2005 |