Waffen für den Irak:
Syrien kauft in Osteuropa ein
Nachrichtenartikel von Se’ev Schiff, Haaretz,
15.07.2002
Syrien, das gegenwärtig die Präsidentschaft im
UN-Sicherheisrat innehat, verletzt das UN-Waffenembargo gegen den Irak,
indem es Waffen und militärische Ausrüstung, die in syrische Häfen
geliefert werden, via Lastwägen und Eisenbahn an den Irak weiterleitet.
Nicht alle, doch die meisten der Lieferungen kommen aus osteuropäischen
Ländern. Unter anderem werden auf diesem Weg in Russland hergestellte
Düsenmotoren, aufpolierte russische Panzermotoren und tschechische
Flugabwehrgeschütze in den Irak gebracht.
Die Quellen dieser Information sagen, dass die
Geschäfts- und Sicherheitsbeziehungen, die sich zwischen Syrien und dem
Irak seit Beginn der Amtszeit von Bashar Assad in Damaskus entwickelt
haben, als bedeutender strategischer Wandel in der Region betrachtet
werden können, ganz besonders im Licht der erklärten Absicht Amerikas,
das Bagdad-Regime von Saddam Hussein zu stürzen.
Da die Beziehung der beiden Länder die Stufe des
getarnten Waffenhandels erreicht hat, kann man laut amerikanischer und
israelischer Einschätzungen annehmen, dass es noch mehr militärische
Kooperation zwischen Syrien und Irak gibt.
Der syrische Waffeneinkauf, der für den Transfer an
den Irak bestimmt ist, beinhaltet aufpolierte T-55 Panzermotoren und
weitere Ersatzteile für T-72-Panzer aus Bulgarien und Weißrussland;
Militärlastwagen aus Russland; Flugabwehrgeschütze aus der Tschechischen
Republik. Die Ukraine und weitere Länder haben 80 Motoren für die MiGs
29 und Radarsysteme für diese Flugzeuge verkauft. Zusätzlich wurden von
Syrien Ersatzteile für MiGs 21, 23 und 25 gekauft und an den Irak
geliefert. Syrien hat auch Ausrüstung aus Ungarn und Serbien an den Irak
weiter geleitet.
Durch die Waffentransfers verletzt Syrien direkt das
Waffenverkaufsembargo, das der Sicherheitsrat über den Irak verhängt
hat. Washingtons halböffentliche Überlegungen, Saddam Husseins Regime zu
stürzen, haben den Irak wahrscheinlich dahin geführt, die Anstrengungen
für den Erwerb von Waffen zu erhöhen, um sein Militär besser
auszustatten. Denn diesem mangelt es an Ersatzteilen.
Damaskus hat Washington Hilfe durch
Geheimdienstinformationen über Al Qaida versprochen, dem Terrornetzwerk,
das von Osama bin Laden gegründet wurde. Doch hinter der Bühne
kooperiert Syrien mit dem Irak, den die USA als Feind betrachten.
Die Genehmigung für den Waffenkauf muss von Präsident
Assad selbst gekommen sein. Sie ist ein klarer Abschied von der Haltung,
die der Vater von Assad gegenüber dem Irak vertreten hatte. Der frühere
Präsident Hafez Assad hatte sich während des Golfkrieges mit dem Westen
gegen Saddam Hussein verbündet.
In mindestens einem Fall hat der Irak Syrien ähnliche
Hilfe zuteil kommen lassen, als er einem Waffenschiff, das auf dem Weg
vom Iran nach Syrien war, die Durchfahrt durch den Irak erlaubt hat. Für
die Ziele des neuen Handelsbündnisses haben Syrien und der Irak eine
Reihe von Firmenmänteln gegründet, die dem Erwerb von Waffen dienen
sollen.
Unter denjenigen, die an diesen Firmen Anteil haben,
ist auch der Sohn des syrischen Verteidigungsministers Firas Talas, der
eine große Holdinggesellschaft in Syrien besitzt. Talas ist auch in den
Erwerb von irakischem Öl verwickelt.
haGalil onLine 15-07-2002 |