Wir werden zu den Verweigerern des Nahen Ostens:
Eine historische Unterlassung
Nachdem Ariel Sharon vorgeworfen wurde, er torpediere die
Verhandlungen mit Syrien bevor sie überhaupt begonnen hätten, meinte der Premier
im Außen- und Sicherheitskomitee, "bei Verhandlungen mit Syrien werden wir den
Golan verlieren". Seine Äußerungen stießen auf heftige Kritik seitens der
Opposition. Schim'on Peres meinte es sei schon "richtig peinlich. Wir werden zu
den Verweigerern des Nahen Ostens".
Dani Yatom, MdK der Awodah und in der Vergangenheit Leiter des
Mosad, schreibt in M'ariw: "Die Erklärung Assads, er sei zu einer Wiederaufnahme
der Gespräche mit Israel "ohne jede Vorbedingung" bereit, bietet eine
historische Gelegenheit, die nicht verpasst werden darf. Aber anstatt
Verhandlungen mit Syrien aufzunehmen, stellt der Ministerpräsident erst einmal
seine Vorbedingungen auf, wie die Einstellung des Hisbollah-Terrors und die
Entfernung der Terror-Hauptquartiere aus Damaskus. Weiterhin lassen offizielle
Stellen absichtlich durchsickern, Sharon sei unter keinen Umständen zu einem
Rückzug aus dem Golan bereit. All dies torpediert die Verhandlungen noch bevor
sie begonnen haben, und es zeigt, dass die israelische Regierung die Größe der
Gelegenheit nicht begreift und nicht zu Frieden bereit ist.
Dieser Tage arbeitete ein Team des Zentrums für strategischen Dialog in Netanjah
ein Gutachten aus, an dem auch ich mitgearbeitet habe, neben namhaften Experten
für die Verhandlungen mit Syrien. Das Team war sich darüber einig, dass
unmittelbar Verhandlungen mit Syrien aufgenommen werden sollten. Gleichzeitig
wurden einige Modelle für einen Frieden vorgestellt:
- Erstens, Bereitschaft zu einem Rückzug Israels
zu der internationalen Grenzlinie mit leichten Korrekturen,
sodass einige hundert Meter Land östlich des nördlichen Teils
des Sees Genezareth in israelischer Hand bleiben (womit die
israelische Souveränität über den See und die Zugangswege
gewährleistet wird). Als Gegenleistung übergibt Israel Gebiete,
die bisher unter israelischer Kontrolle waren, an Syrien.
- Zweitens, israelischer Rückzug zur
internationalen Grenzlinie, die ausschließlichen Wasserrechte
bleiben jedoch bei Israel.
- Drittens, Bereitschaft zu Rückzug zur
internationalen Grenzlinie, sowie Bereitschaft zu einem
internationalen Schiedsgericht mit den Syrern bezüglich des
Eigentums einiger Landstücke (die entmilitarisierten Gebiete),
die zwischen der internationalen Grenzlinie und den Linien vom
4.Juni 1967 trennen.
- Viertens, das Taba-Modell, Rückkehr der Syrer
zu den Grenzen vom 4. Juni 1967, mit israelischer Souveränität
über den See Genezareth, jedoch entsprechend des Vorschlags von
Patrick Seal wird das umstrittene Gebiet entlang des Strands
syrisches Staatsgebiet, das von Israelis ohne Visum betreten
werden kann.
Es gibt keine Stelle in der Politik oder im Militär, die nicht
weiß, was der Preis für einen Frieden mit Syrien ist: ein Rückzug von den
Golan-Höhen und Festlegung der Grenze neben der Wasserlinie des Sees Genezareth.
Die Diskussion mit den Syrern bezieht sich auf einige hundert Meter am
nordöstlichen Teil des Sees.
Auch die Vorzüge des Friedens sind klar: der Nahe Osten wird weitaus stabiler,
es werden sich Möglichkeiten für Friedensverträge mit weiteren arabischen
Staaten bieten, und die Verhandlungen um ein Abkommen mit den Palästinensern
werden erleichtert.
hagalil.com
22-01-2004 |