Die in Deutschland nach
Berichten von Panorama und dem Spiegel entfachte Debatte um die
König-Fahd-Akademie in Bonn, die seit 1995 muslimischen Kinder ein am
saudischen Muster angelehntes Curriculum anbietet, hat auch in
Saudi-Arabien für Aufmerksamkeit gesorgt.
In der Zeitung Al-Watan vom
23.10. präsentierte ein Kommentar der Redaktion deren Sicht der Dinge:
Demnach ginge es im Streit um die Schließung der Bildungseinrichtung gar
nicht wie in Deutschland behauptet um die mangelnden Bemühungen der
Akademie um Integration und etwaige Verbindungen zum Terrorismus.
Vielmehr stecke eine generelle Ablehnung der arabisch-islamischen Kultur
hinter einer Kampagne gegen im Westen angesiedelte arabisch-islamische
Institutionen. Dies heize den Kampf der Kulturen noch weiter an. Im
Folgenden der Wortlaut des Artikels:
"Die Kampagne gegen die
Bonner König-Fahd-Akademie und der Kampf der Kulturen"
Die Kampagne seitens der Medien
und einiger anderer deutscher Kreise gegen die König-Fahd-Akademie in
Bonn scheinen auf den ersten Blick ein Teil des so genannten Kriegs
gegen den Terror zu sein. In ihrem Kern gehört sie jedoch zu einem
rassistischen Hetzfeldzug gegen all jene Einrichtungen, die im Westen
die arabische und islamische Kultur repräsentieren.
Am Anfang der Kampagne gegen
die Akademie stand der Verdacht, dass einer ihrer Mitarbeiter in
Verbindung mit dem Terrorismus steht. Dann wendete man sich dem
schlechten Deutschunterricht in der Akademie und der mangelnden
Vorbereitung ihrer Absolventen für deren Studium an deutschen
Universitäten zu. Was ja heißt, dass diese Bildungseinrichtung einer
realen Zielsetzung folgt und nicht irgendwelche verborgenen Absichten
hegt –anders als die Helfer Israels und des Zionismus in Deutschland,
die versuchen, die deutsch-arabischen Beziehungen zu verschlechtern und
einen Kulturkampf zwischen dem Westen und dem Islam zu entfachen.
Wenn die verfälschende
Medienkampagne gegen die Akademie zu rechtlich unbegründeten Maßnahmen
gegen die Akademie oder gar zu ihrer Schließung führt, würde dies
unweigerlich den deutsch-arabischen Beziehungen schaden. Schließlich
könnten solche Schritte nicht einfach ruhig hingenommen werden.
Betreffen derlei Maßnahmen doch nicht bloß eine einzelne Institution
oder einen Staat, sondern stellen vielmehr ein Zeichen für den
mangelnden Respekt gegenüber der arabischen Kultur und ein böses
Vorzeichen für einen zielgerichteten Angriff auf den Islam insgesamt dar
– ein Angriff, der die Ereignisse vom 11. September ausnutzt, um gegen
[missliebige] islamische Einrichtungen in Nordamerika und Europa
vorzugehen. Vor diesem Hintergrund sollte die Angelegenheit im Rahmen
der Arabischen Liga und der Islamischen Konferenz diskutiert werden, wo
mit Blick auf die 36 deutschen Bildungseinrichtungen in der arabischen
Welt und die unzähligen deutschen Kultureinrichtungen in der islamischen
Welt gemeinsame Antworten gefunden werden sollten.
Wir sind uns der Bedeutung des
Dialogs zwischen dem Westen und der islamischen Welt sowie der
Notwendigkeit des kulturellen und gedanklichen Austauschs im Sinne eines
aufrichtigen gegenseitigen Verständnisses bewusst. All dies dient der
Verwirklichung einer [harmonischen] friedlichen Welt, die auf einer
großen Vielfalt von Kulturen und Lebensformen beruht. Dieses hohe Ziel
kann allerdings nicht erreicht werden, wenn es nur von einer Seite
verfolgt wird und die andere kontraproduktive Maßnahmen ergreift.
Vielmehr erfordert es einen von beiden Seiten gleichermaßen geteilten
Willen sowie ein von gegenseitigem Vertrauen geprägtes Vorgehen. Gerade
das ist aber wegen der Selbstüberhöhung der westlichen Kultur und ihren
Verhaltensweisen gegenüber den anderen beinahe gänzlich verschwunden.
Und dies ist es, was zu kulturellen Auseinandersetzungen [i.S. von:
Kampf der Kulturen] führt, aus denen dann auch solche Kämpfe entstehen
könnten, welche die globale Stabilität und den Weltfrieden
beeinträchtigen. Dies muss man immer berücksichtigen, wie klein der
Funken auch sein mag, der die Lunte entzündet - zum Beispiel die
Schließung von Kultur- und Bildungseinrichtungen."
THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH
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