Israels Schlüsselfunktion:
Die zweite palästinensische Revolution
Von Ron Pundak, Jedioth Achronoth, 11.01.2004
Die Wahl Abu-Masens zum Präsidenten der PA und
seine neue Position an der Spitze der PLO stellen die Palästinenser
und ihre Führung an eine neue Kreuzung. Eine Richtung, die
einfachere, ist eine Fortsetzung der gewalttätigen Revolution im
Stil Arafats. Die schwierigere Richtung führt in eine zivile
Revolution im Stil von Abu-Masen. Eigentlich befinden wir uns
bereits im Bereich zwischen der einen und der anderen Revolution,
aber jetzt bietet sich die Gelegenheit für eine wesentliche
politische Veränderung. Israel fungiert in diesem Gleichnis als eine
Art Ampel.
Die von Arafat geführte Revolution stellte die
palästinensische Sache an die Spitze der regionalen und manchmal
auch internationalen Tagesordnung und trieb den palästinensischen
Traum von einem eigenen Staat voran. Dafür wurden Gewalt, Terror und
Hetze neben Politik und Diplomatie eingesetzt. Aber im jetzigen
Zeitalter kann Gewalt nicht zu einem selbständigen und stabilen
Palästinenserstaat führen.
Abu-Masen führt die zweite Revolution schon seit
Ende der 80-er Jahre an. Ihm ist es zu verdanken, dass die PLO die
UNO-Resolution 242 anerkannte, und somit den Staat Israel, was
später zur Madrid-Konferenz und den Oslo-Abkommen führte, danach zum
Beginn der Verhandlungen. Abu-Masen war derjenige, der auch die
hohen PLO-Vertreter, die den gewalttätigen Kampf befürworteten,
davon überzeugte, das reale Ziel auf einen Staat im Gebiet der
Westbank und dem Gazastreifen zu reduzieren, mit Ostjerusalem als
Hauptstadt.
Seither bemüht sich Abu-Masen permanent darum, das
Verhalten der palästinensischen Führung zu ändern, er bemüht sich um
den Einsatz von Diplomatie und um die Vorantreibung der Gründung
eines stabilen, legitimen und blühenden Palästinenserstaats, der in
Frieden neben Israel existieren kann. Das Ziel ist nicht leicht zu
erreichen. Die breite Unterstützung, die er von der
palästinensischen Straße erhielt, weist zwar auf die prinzipielle
Bereitschaft des palästinensischen Volkes hin, vom Weg der Gewalt
abzusehen und sich dem Weg der Politik zuzuwenden, aber auf diesem
Weg liegen viele Hindernisse.
Die Führung leidet unter einer Spaltung- zwischen
Jungen und Alten, Konservativen und Liberalen, Vertretern von Gaza
und Vertretern der Westbank, und natürlich zwischen den
Sicherheitskräften des Establishments und Hamas, Jihad und anderer
bewaffneter Banden, die sich hinter dem Nebel der Anarchie
verbergen. Die Herausforderung, die nun vor Abu-Masen steht, liegt
nicht hauptsächlich darin, die eine oder andere Bande zu bezwingen,
sondern eine neue, innenpolitische Ordnung zu schaffen, mit der die
bewaffneten Banden neutralisiert werden können.
Bei diesem Tango muss es zwei Tänzer geben. Damit
die Palästinenser die Geduld und Zurückhaltung aufbringen können,
die jetzt angesagt ist, muss Israel Abu-Masen helfen, indem immer
mehr positive Anreize geschaffen werden. Befreiung von Häftlingen,
Auflösung von Absperrungen, zusammen mit echten Dialogen werden
Abu-Masen helfen, die Straße von Hetze und Gewalt zu Versöhnung und
politischer Lösung zu führen, von Kampf und Krieg zu Dialog und
Frieden, von der ersten zur zweiten Revolution. Der Schlüssel liegt
heute mehr denn jemals zuvor bei Israel. Wenn wir wollen, können wir
die palästinensische Veränderung herbeiführen. Wenn wir nicht
wollen, werden wir Krieg und Terror verewigen.
hagalil.com
12-01-2005 |