Abu Masens Wahlkampf:
Wird die Gelegenheit verpasst?
Von Jael Paz-Melamed,
Maariv, 30.12.2004
Gute Nachrichten. Während
sich der ganze Staat und die Medien mit dem schrecklichen Unglück in
Südostasien befassen, arbeitet Abu-Masen schwer, um zum Vorsitzenden der
PA gewählt zu werden, in Wahlen, die als die demokratischsten
erscheinen, die jemals bei den Palästinensern stattgefunden haben.
Im Rahmen seines Wahlkampfes
hält Abu-Masen häusliche Versammlungen ab, bei welchen er Dinge sagt,
die normalerweise große Aufregung auslösen würden. So sagte er z.B. bei
einer Versammlung in Ramallah vor einigen Tagen, die bewaffnete Intifada
sei der größte Fehler der Palästinenser gewesen. Der bewaffnete Kampf
habe den Palästinensern enormen internationalen Schaden zugefügt und
dazu geführt, dass Ariel Sharon heute als Mann des Friedens betrachtet
wird, und die Palästinenser nicht mehr als Freiheitskämpfer, sondern als
Terroristen.
Aber Abu-Masen sagte noch mehr.
Bei dieser Versammlung verkündete er eigentlich, was er schon seit
einiger Zeit bei seinen Gesprächen mit arabischen Führern sagt: Es gibt
keine militärische Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt,
und zum Wohl des palästinensischen Volkes muss eine politische Lösung
gefunden werden. Diese Äußerungen sind für die palästinensische Führung
eine große Revolution.
Die Tatsache, dass sie bei
einer häuslichen Versammlung, auf den Höhepunkt des Wahlkampfes geäußert
wurden, gibt ihnen noch mehr Bedeutung. Mit diesen Worten hofft
Abu-Masen, das palästinensische Volk für ihn zu gewinnen. Sein Mut ist
bemerkenswert. Es ist noch immer nicht einfach, sich nicht nur gegen die
Linie von Hamas und Jihad zu stellen, sondern auch gegen Tansim und die
Leute Marwuan Bargutis.
Man sollte Abu-Masen zuhören,
und aus seinen Worten sollten Lehren für das Verhalten Israels gezogen
werden. Bei der letzten Runde Abu-Masens war es klar, dass dieser Mann
eine neue Linie vertritt, eine revolutionäre Linie, die die Seiten zum
Verhandlungstisch zurück bringen könnte. Trotzdem hat man ihn nicht
unterstützt. Damals begründete man das mit der absoluten Kontrolle
Arafats. Diese Ausrede gilt nicht mehr. Trotzdem zeichnet sich keine
große Bereitschaft ab, Abu-Masen entgegen zu kommen. Es scheint, als
könne man darauf verlassen, dass wir auch diese Gelegenheit wieder
zunichte machen.
Quelle: Medienspiegel der
Deutschen Botschaft Tel Aviv
hagalil.com
03-01-2005 |