Die Autorin Lea Fleischmann befindet sich
zur Zeit auf Lesereise in Deutschland. Aus dem Publikum kommen verstärkt
Fragen zur aktuellen Situation in Israel. Ihre Einschätzung hat sie auch
schriftlich festgehalten...
Schmählich betrogen
10. Februar 2002 - - 1979 bin ich aus Deutschland
nach Israel ausgewandert. Ich gehöre zu denjenigen Israelis, die
jahrelang dafür plädierten, die PLO und Jassir Arafat als politische
Vertretung der Palästinenser anzuerkennen. Große Hoffnungen setzte ich
in die Osloer Verträge und war froh, dass die israelische Regierung die
Besetzung von Gaza und Teilen der Westbank aufgab und eine
palästinensische Autonomie geschaffen wurde. Ich vertraute Arafats
Versprechungen, den Terror zu bekämpfen, Zusammenarbeit zu fördern und
das politische Klima zu entgiften. Israelis und Palästinenser würden
Schritt für Schritt aufeinander zugehen, dachte ich, und letzten Endes
eine Lösung finden, die beiden Völkern zugute käme.
Im Laufe der Jahre musste ich erkennen, dass Jassir
Arafat mich und meinesgleichen schmählich belogen hat. Sein vor der
Weltöffentlichkeit geäußerter Friedenswille war nichts anderes, als ein
taktisches Manöver, um an die Macht und an internationale Finanzquellen
zu gelangen. Jassir Arafat hat den Terror nicht eingedämmt, sondern
ausgebaut, die Terrororganisationen Hamas, Djihad, Fatah und andere
konnten sich unter seinem Schutzmantel ungehindert entfalten. Sie sorgen
für die notwendige Spannung, die er und seine Vasallen benötigen, um an
der Macht zu bleiben. Bei einer Beruhigung der politischen Lage im Nahen
Osten würden sowohl die palästinensische Bevölkerung wie auch westliche
Politiker nach dem Verbleib der enormen Summen forschen, die die
palästinensische Führung erhalten hat. Jassir Arafat und die PLO müssten
sich die Frage gefallen lassen, warum es den Palästinensern in den
Autonomiegebieten heute schlechter geht als unter der israelischen
Besatzung. Um die Korruption zu verschleiern, schürt Arafat unablässig
die Konfrontation zwischen den Israelis und den Palästinensern. Daher
kam ihm nichts ungelegener als das großzügige Angebot des vorhergehenden
israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak, der im Jahr 2000 in Camp
David vorschlug, sich aus 97 % der Territorien zurückzuziehen, die
Siedlungspolitik zu stoppen und weitgehende Konzessionen bezüglich
Jerusalems machte. Um die Konferenz scheitern zu lassen, erhoben die
Palästinenser neue Forderungen und waren zu keinem Kompromiss bereit.
Arafat war heilfroh, dass ihm Ariel Scharon mit seinem Gang auf den
Tempelberg den nötigen Vorwand für einen erneuten Ausbruch der Gewalt
lieferte.
In der Tourismusbranche arbeiteten Israelis und Palästinenser eng
zusammen. Einer der größten Reiseveranstalter in dieser Region ist ein
palästinensisches Unternehmen, namhafte Busgesellschaften, sowie die
Hotels, Souvenirgeschäfte und Gaststätten in der Jerusalemer Altstadt
und in Bethlehem befinden sich im palästinensischen Besitz. Als Arafat
auf Scharons provokativen Tempelgang mit Gewalt reagierte, waren die
Palästinenser, die auf dem Gebiet des Tourismus tätig waren, entsetzt.
Sie wussten, dass diese Branche vom politischen Einvernehmen abhängig
ist, aber keiner von ihnen wagte es öffentlich, Jassir Arafat zu
kritisieren und ein sofortiges Einstellen der Gewalt zu fordern.
Mit Hilfe der EU-Gelder haben Arafat und die PLO ein gut
funktionierendes Polizeiregime in den Autonomiegebieten aufgebaut. Es
fördert den Waffenschmuggel, toleriert den Ausbau von
Sprengstoffwerkstätten und missbraucht die Schulen, um bereits die
Kinder zum Hass zu erziehen. Projekte, wie der Flughafen in Gaza, der
letzten Endes der illegalen Waffeneinfuhr Vorschub leisten sollte,
hatten Priorität, Projekte hingegen, die das Leben der Bevölkerung
erleichtern, wie Wohnungsbau, Wasserversorgung und Abwasserregelung
wurden vernachlässigt. Wie jede Diktatur setzt die Autonomiebehörde das
Fernsehen skrupellos für ihre Propaganda ein und täuscht damit die
westliche Welt. In die Nähe von israelischen Soldaten werden Kamerateams
beordert, gleichzeitig palästinensische Kinder und Jugendliche
herangefahren, die aufgefordert werden, die Soldaten mit Steinen und
Wurfgeschossen zu attackieren. Die Initiatoren nehmen es nicht nur
billigend in Kauf, dass einige Jugendliche verletzt werden, sondern sind
begierig, eine Szene zu filmen, bei der ein Kind verwundet oder gar
getötet wird. Hingegen war bei keinem Attentat eines palästinensischen
Selbstmörders, bei dem Dutzende von ahnungslosen Israelis grausam
umgebracht wurden, jemals ein Fernsehteam live zugegen.
Scheinheilig verurteilen Arafat und seine Weggefährten die
Selbstmordanschläge, wohl wissend, dass westliche Politiker das hören
wollen. Anschließend kondoliert er den Familien der Selbstmörder, erhebt
diese Verbrecher in den Status von Märtyrern und Helden und ermuntert
dadurch andere, es ihnen gleich zu tun. Pro forma werden einige
Drahtzieher der Terrororganisationen festgenommen und nach wenigen Tagen
freigelassen. Hält die israelische Regierung nach einem
Selbstmordattentat in der Hoffnung, dass die Verhandlungen in Gang
kommen, still, erfolgt prompt der nächste Anschlag. Reagiert Israel
darauf und zerstört Einrichtungen, die dem Terror Vorschub leisten oder
bringt die Verantwortlichen zur Strecke, dann ist das Geschrei über die
Brutalität der Israelis in den westlichen Medien groß.
Nicht nur Israel befindet sich in den Fängen Arafats, gefangen ist die
Mehrheit seines Volkes. Hilflos müssen die Palästinenser zusehen, wie
ihre Häuser von Terrorgruppen als Schießschanzen benutzt, und ihre
Kinder aufgewiegelt und als Kanonenfutter missbraucht werden, während
die verantwortlichen Politiker unverhüllt Vetternwirtschaft treiben und
Gelder veruntreuen. Stumm und ergeben fügen sie sich dem Schicksal, denn
sie haben schmerzlich erfahren, dass jede Kritik an Arafat und an den
Terrororganisationen lebensgefährlich ist.
Wir Israelis können an der derzeitigen Situation im Nahen Osten nichts
ändern. Es ist gleichgültig, welche Partei bei uns an der Spitze steht,
ob Ehud Barak von der Arbeiterpartei oder Ariel Scharon vom Likud Israel
regiert. Die Lage ändern können nur die Palästinenser selbst. Sie müssen
darauf hinarbeiten, dass demokratische Parteien sich in der Autonomie
entwickeln und Wahlen zugelassen werden. Ich glaube nicht, dass die
Mehrheit des palästinensischen Volkes die Parteien wählen würden, die
auf Terror und Gewalt setzen. Der palästinensische Busfahrer will seine
Familie ebenso versorgen wie der israelische Reiseleiter. Die EU und die
USA müssen darauf drängen, dass ein demokratisches System in den
palästinensischen Autonomiegebieten eingeführt wird, mit freien Wahlen,
einer freien Presse und einer Kontrolle über die Gelder, die dorthin
fließen. Solange arabische Diktatoren den israelisch-palästinensischen
Konflikt benötigen, um von den Missständen in ihrem eigenen Land
abzulenken, werden sie niemals Projekte unterstützen, die der
palästinensischen Bevölkerung zugute kommen. Mit Geld und Waffen werden
sie auch künftig die Terrorgruppen versorgen, damit der Konflikt am
Brodeln gehalten wird.
Die Völker Europas sollten ihre Augen öffnen und die Bilder
hinterfragen, die ihnen von diesen totalitären Regimen vorgeführt
werden. Palästinenser, die im westlichen Ausland öffentlich auftreten,
sollten gefragt werden, warum sie nicht für ihr Recht kämpfen, in der
Autonomie wählen zu dürfen. Jeder Israeli, ganz gleich ob Jude oder
Araber, darf alle vier Jahre seine Stimme abgeben und über die
Zusammensetzung des Parlaments und Israels Ministerpräsidenten
entscheiden, kein Palästinenser hat dieses Recht in der Autonomie. Ein
einziges Mal, 1996, durfte das palästinensische Volk wählen, und damit
erschöpfte sich sein Recht auf Selbstbestimmung. Von Arafat und der PLO
werden nicht die geringsten Anstalten gemacht, sich wieder zur Wahl zu
stellen. Dies sollten europäische Politiker bedenken, wenn sie mit
Steuergeldern die palästinensische Autonomiebehörde unterstützen. Damit
helfen sie nicht dem palästinensischen Volk sondern nur seinen korrupten
Führern.
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haGalil onLine 23-02-2002 |