Urgent Action
UA-Nr: UA-011/2002
AI-Index: MDE 21/002/2002
Datum: 10.01.2002
TODESSTRAFE
in den Palästinensischen
Autonomiegebieten
Abd al-Mun'im Abu Salah, 22 Jahre
Der Marinepolizist Abd al-Mun'im Abu
Salah wurde am 4. Januar 2002 von einem Militärgericht in Khan Yunis zum
Tode verurteilt. Ein dreiköpfiges Richtergremium hatte ihn für schuldig
befunden, am selben Morgen einen anderen Marinepolizisten erschossen zu
haben. Das Gerichtsverfahren war in höchstem Maße unfair, und es wurde
ihm kein Rechtsbeistand zur Verfügung gestellt. Abd al-Mun'im Abu Salah
verbleiben nun zwei Wochen, um gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen.
Das Urteil wird dann Präsident Yasser Arafat zur Ratifizierung
vorgelegt. Im vergangenen Jahr war ein Todesurteil wenige Tage nach der
Ratifizierung vollstreckt worden.
Die Tat wurde am 4. Januar 2001 um 4:30
Uhr auf dem Stützpunkt der Marinepolizei in Deir al-Balkh begangen.
Sechs Polizisten wurden im Schlaf angeschossen; der 19-jährige Zakariya
Ahmad Al-Masri war auf der Stelle tot; die übrigen wurden verletzt –
zwei von ihnen schwer.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
amnesty international hat bereits in der Vergangenheit
wiederholt beanstandet, dass Prozesse vor palästinensischen
Militärgerichten in hohem Maße unfair waren. amnesty international
spricht Regierungen keineswegs das Recht ab, mutmaßliche Straftäter vor
Gericht zu stellen, fordert aber, dass die Gerichtsverfahren
internationalen Standards für einen fairen Prozess entsprechen. Darüber
hinaus wendet sich die Organisation in allen Fällen gegen die
Todesstrafe, weil sie eine Verletzung des Rechts auf Leben und die
schlimmste Form der grausamen und unmenschlichen Bestrafung darstellt,
die nicht in höherem Maße potentielle Straftäter abschreckt als andere
Sanktionsformen, und die eine verrohende Wirkung auf alle an ihr
beteiligten Menschen ausübt.
Durch Appelle von Menschenrechtsorganisationen aus dem
In- und Ausland konnten einige Hinrichtungen verhindert werden. Vor
einem Jahr wurden zuletzt Hinrichtungen in den Palästinensischen
Autonomiegebieten vollstreckt. Am 13. Januar 2001 wurden zwei
Palästinenser hingerichtet, einer von ihnen einen Tag nach der
Urteilsverkündung.
EMPFOHLENE AKTIONEN:
Schreiben Sie bitte Telefaxe oder Luftpostbriefe, in denen Sie
- Ihr Mitgefühl mit den Opfern von Gewaltverbrechen
und ihren Familienangehörigen zum Ausdruck bringen;
- darlegen, dass Sie Regierungen keineswegs das Recht
absprechen, mutmaßliche Straftäter vor Gericht zu stellen, jedoch
gleichzeitig darauf hinweisen, dass Sie in allen Fällen die
Todesstrafe ablehnen, weil sie eine Verletzung des Rechts auf Leben
und die schlimmste Form der grausamen und unmenschlichen Bestrafung
darstellt, die nicht in höherem Maße potentielle Straftäter
abschreckt als andere Sanktionsformen, und die eine verrohende
Wirkung auf alle an ihr beteiligten Menschen ausübt;
- Präsident Arafat auffordern, das gegen Abd al-
Mun'im Abu Sallah verhängte Todesurteil nicht zu ratifizieren;
- sich darüber besorgt zeigen, dass der Prozess gegen
Abd al- Mun'im Abu Sallah unfair war;
- eine Neuverhandlung für Abd al- Mun'im Abu Sallah
fordern, welche den internationalen Standards für ein faires
Gerichtsverfahren entspricht und welche die Verhängung eines
Todesurteils ausschließt;
- darauf dringen, dass in den Palästinensischen
Autonomiegebieten keine weiteren Todesurteile mehr vollstreckt
werden, und dass sich die palästinensischen Behörden dem weltweiten
Trend anschließen, diese Form der Strafe gänzlich abzuschaffen.
APPELLE AN:
President Yasser Arafat, Palestinian Authority,
Ramallah, PALÄSTINENSISCHES AUTONOMIEGEBIET, über ISRAEL (Präsident der
palästinensischen Autonomiebehörden - korrekte englische Anrede: Dear
President Arafat)
Telefax: (00 972) 2 298 6212
Mr. Freih Abu Meddein, Minister of Justice, Ministry
of Justice, PO Box 1021, Gaza, PALÄSTINENSISCHES AUTONOMIEGEBIET GAZA,
über ISRAEL
(Justizminister - korrekte englische Anrede: Dear Minister)
Telefax: (00 972) 8 286 7109, (00 972) 8 286 7197
KOPIEN AN:
Herrn Abdallah Frangi, Palästinensische
Generaldelegation
August-Bier-Str. 33, 53129 Bonn
Telefax: (0228) 21 35 94
Bitte schicken Sie keine Kopien an die
israelische Botschaft!
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort.
Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da
Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können,
bitten wir Sie, nach dem 21. Februar 2002 keine Appelle mehr zu
verschicken.
RECOMMENDED ACTION: Please send appeals to
arrive as quickly as possible, in Arabic, English or your own language:
- recognizing the need to bring perpetrators of
crimes to justice;
- expressing unconditional opposition to the death
penalty, and urging President Yasser Arafat not to ratify the death
sentence imposed on Abd al- Mun'im Abu Sallah;
- expressing concern that Abd al-Mun'im Abu Sallah
was sentenced in unfair proceedings,
- calling for a retrial to take place before an
ordinary criminal court in accordance with international standards for
fair trial and without recourse to the death penalty;
- urging that no more executions be carried out in
the Palestinian Authority, and that the authorities work towards
abolishing the death penalty.