Analyse: Palästinensische
Schulbücher entfachen Flammen des Hasses
Von Amos Harel, Ha’aretz-Korrespondent; Haaretz, 28.06.2002
In den ersten Jahren nach den Oslo-Vereinbarungen wurden Diskussionen über die
Hetze der Palästinenser gegen Israel als lästige Randerscheinungen betrachtet
und die Presse zeigte an diesem Thema nicht viel Interesse. Man hatte Shimon
Peres‘ Prophezeiung eines "neuen Nahen Ostens" im Kopf und so schien das
Durchstöbern palästinensischer Schulbücher und das Hören auf Verlautbarungen
palästinensischer hoher Beamter ein erschöpfender Akt, wenn nicht sogar ein
total unwichtiger, zu sein.
Die Welle der Gewalt, die seit den letzten zwei Jahren zu sehen ist, beweist
offensichtlich etwas anderes. Der Selbstmordattentäter kommt nicht nur wegen der
Besatzung und der Verzweiflung nach Netanya und Hadera. Die Stimmung in der
Gesellschaft -zum Teil von der PA selbst, zum Teil von islamischen
Organisationen gelenkt- diktiert ebenfalls seine Handlungen.
Mit diesem Gedanken im Kopf ist es lohnend, den Inhalt der palästinensischen
Schulbücher noch einmal zu überprüfen. Gemäß einem Untersuchungsbericht, der
kürzlich vom Verbindungsbüro der IDF in der Westbank und in Gaza
zusammengestellt wurde, kommt zum Vorschein, dass das Hauptthema in den Büchern
ein militärisches und nationalistisches ist, weit davon entfernt, den Staat
Israel anzuerkennen – diesen Partner für den "Frieden der Mutigen", wie es in
den Oslogesprächen vom Vorsitzenden der PA, Yassir Arafat, ausgedrückt worden
war.
Der Lehrplan der PA basiert in der Westbank auf jordanischen Schulbüchern. Im
Gazastreifen werden Schulbücher aus Ägypten benutzt. Die jordanischen, die viele
antisemitische und aufhetzende Ausdrücke verwenden, wurden tatsächlich von
Palästinensern für den alleinigen Gebrauch im Westbank-Bildungssystem
geschrieben. Mit Beginn des Jahres 2000 hat das palästinensische
Kultusministerium zusätzlich zu den fünften und sechsten Klassen auch eigene
Bücher für die ersten und zweiten Klassen herausgegeben.
Die Untersuchung, die von Noach Meridor vom Verbindungsbüro geleitet worden war,
überprüfte 23 solcher Bücher. Hierbei wurde eine "systematische Erziehung zur
Entlegitimisierung der Existenz des Staates Israel" ersichtlich, "die die
Flammen des Hasses und der gewalttätigen Rache zur Zerstörung des Landes
anfacht". Die Bücher drücken einen Mangel der Anerkennung des Staates Israel
selbst in den Grenzen vor 1967 aus. Daneben gibt es unnachgiebige Forderungen
nach der palästinensischen Herrschaft über das ganze Land zwischen dem Jordan
und dem Mittelmeer.
Die Bücher behaupten, dass die Palästinenser die ersten Rechte auf das Land
haben. Die "arabischen Kanaaniten" waren vor den Juden hier, deshalb seien die
Behauptungen der Zionisten über das Anrecht auf das Land kraft ihrer Vorfahren
eine Lüge. Zionismus wird als eine Bewegung beschrieben, in der die
Beschlagnahmung des Landes das oberste Ziel ist. Das Bevölkern Israels wird
selbst innerhalb der Grünen Linie als Errichtung von "Siedlungen" betrachtet.
Der Ermittler dieser Untersuchung sagen, dass das in diesem Zusammenhang
benutzte Wort "Siedlung" eine vollkommene Entlegitimisierung der jüdischen
Städte in Israel bedeutet, verdeutlicht durch die Tatsache, dass es die
palästinensische Öffentlichkeit enthusiastisch unterstützt, allen Siedlern
Schaden zuzufügen.
Israel wird als böses Land beschrieben, das ausbeutet und degradiert, in dem
Soldaten barmherzige Krankenschwestern erschießen und Juden Schafotts bauen. Die
Ausbeutung und Degradierung geschehe auch dadurch, dass man die Namen von
arabischen Dörfern und Städten verändert und dadurch, dass man arabische
Handschriften verunstaltet und stiehlt.
Auf vielen Karten der Region fehlt der Name "Israel". Die gesamte Region wird in
den Büchern "Palästina" genannt. Über Städte wie Haifa, Afula und Jaffa heißt
es, dass sie zu Palästina gehören, wobei Statistiken bezüglich der Größe
Palästinas diese als für Israel wichtige Städte gebrauchen.
Die Lösung für die Situation der Palästinenser wird durch das Bejubeln zweier
Ziele zum Ausdruck gebracht: das Rückkehrrecht der Flüchtlinge und der Jihad
(Heiliger Krieg). Das Rückkehrrecht ist die Lösung für palästinensische
Flüchtlinge, was durch Lieder, Zeichnungen, Geschichten und Geschichtsunterricht
zum Ausdruck gebracht wird. Die Vision der Rückkehr auf israelisches Land wird
als legitimes nationales Ziel unterstützt.
Eine dem palästinensischen Unabhängigkeitstag gewidmete Zeichnung in einem Buch
der zweiten Klasse zeigt eine Schule mit dem Namen "Die Rückkehr" und eine
Fahne, auf der steht: "Unsere Ferien beginnen am Tag unserer Rückkehr". Im dem
Buch "Unsere schöne Sprache" (das Buch einer zweiten Klasse) wird eine "Reise
durch unser Heimatland" beschrieben: "Die Familien von Karim und Lilly machen
sich auf den Weg zu einer Reise nach Jaffa" sagt die Überschrift, daneben ein
Luftbild von Jaffa.
Der Jihad wird auch als eine legitime und hochgeschätzte Verhaltensweise
betrachtet. Tapferes Kämpfen und Sterben im Kampf –als "Shaheed"
(Selbstmordattentäter)- werden als geschätzte Werte angesehen. Der Text des
Liedes "Lied der Shaheeds" ist im Buch einer siebten Klasse zu finden: "Ohne
mein gestohlenes Recht und Heimatland ist es besser zu sterben, das Strömen des
Blutes ist Musik in meinen Ohren." Das Buch erklärt: Ein ehrenhafter Tod ist
einer in Allahs Namen, bei dem man sein Heimatland verteidigt.
Auch wenn die Segmente, die durch die Untersuchung hervorgebracht wurden, leider
nur zu wahr sind, haben die israelischen Ermittlungsbeamten manchmal ihre eigene
Interpretation der Gesichtspunkte.
Mehrere zusätzliche Zeichnungen werden als Hetze gegen Israel betrachtet,
einschließlich derjenigen, die IDF-Soldaten zeigen, die Familien daran hindern,
palästinensische Gefangene zu besuchen und solcher, die Bulldozer zeigen, die
Olivenbäume entwurzeln. Selbst wenn diese Bilder keine Mühe scheuen zu zeigen,
wer gut und wer schlecht ist (der Soldat mit dem bösen Gesicht steht dem
unschuldigen Kind gegenüber), sind sie doch vertraute Erscheinungen im Leben
beinahe jedes palästinensischen Kindes, wie jede Fahrt auf einer Straße in der
Westbank oder in Gaza zeigen wird. Anscheinend ist dem Zeichner seine Umgebung
bewusst: die Soldaten auf dem Bild sind Reservisten. Einer von ihnen trägt sogar
eine Sonnenbrille und einen Bart.
haGalil onLine 02-07-2002 |