Khan Yunis:
Jede Grabesstätte birgt ein Problem
Analyse von Danny Rubinstein, Ha'aretz,
07.11.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Das Familiengrab der al-Kidwas –Arafats
Verwandtschaft väterlicherseits- in Khan Yunis mag der Kompromiss im
Streit um Arafats Grabesstätte werden. Die Palästinenser möchten
Arafat in Jerusalem in einer der Grabesstätten auf dem Tempelberg
–arabisch: Haram al-Sharif- beerdigen. Der Mufti von Jerusalem,
Scheich Akrameh Sabri, sagte Ende letzter Woche, dies sei Arafats
Wunsch. Und alle Palästinenser sind sich einig darin, dass dies der
Platz ist, den Arafat als Grabesstätte verdient hat.
Doch Justizminister Yosef Lapid legte Ende letzter
Woche Israels Position unverblümt offen als er sagte, Jerusalem sei
der Ort, wo die Könige von Israel begraben seien und nicht
Terroristen.
Palästinensische Kommentatoren haben die
Möglichkeit erwogen, dass Arafat in Abu Dis, einem Ort, der den
Tempelberg überschaut, begraben werden könnte, oder in Ramallah oder
vielleicht in einem benachbarten arabischen Land. Das Problem der
Beerdigung in den Territorien ist die Sicherstellung der Sicherheit
der vielen Gäste –unter ihnen Staatsoberhäupter-, die die Beerdigung
besuchen werden.
Aus palästinensischer Sicht ist eine Grabesstätte
außerhalb Jerusalems eine Beleidigung für Arafats nationales
Prestige. Doch eine Beerdigung in Khan Yunis mag eher akzeptabel
sein als eine Beerdigung an einem anderen Ort, denn sie würde mit
der islamischen Tradition, in einem Familiengrab beerdigt zu werden,
übereinstimmen. Arafats Vater, Abdel-Raouf Arafat al-Kidwa, starb
1955 in Kairo, wurde jedoch auf dem Friedhof von Khan Yunis
beerdigt.
Yasser Arafat –damals Student an der Universität
von Kairo- nahm nicht an der Beerdigung teil, zum Teil deshalb, weil
er keine gute Beziehung zu seinem Vater hatte und bei seiner
ältesten Schwester wohnte. Als Arafat vor zehn Jahren nach vielen
Jahren Abwesenheit nach Gaza kam, um die palästinensische
Autonomiebehörde aufzubauen, fuhr seine Autokolonne von der Grenze
bei Rafah durch Khan Yunis nach Gaza. Mehrere Journalisten warteten
neben dem Grab seines Vaters, weil sie dachten, Arafat werde seines
Vaters Grab besuchen, bevor er nach Gaza fuhr. Doch er tat dies
nicht. Und es ist nichts darüber bekannt, dass er den Friedhof
jemals besuchte. Erst im Dezember 1999, als seine geliebte Schwester
Anaem dort beerdigt wurde, ging er dorthin.
Wenn Khan Yunis für die Beerdigung gewählt wird,
wird sich der Sicherheitsdienst einer großen Herausforderung
gegenüber sehen. Der Friedhof liegt inmitten der Stadt in einem
stark bewohnten Gebiet mit vielen Alleen und kleinen Plätzen. Es
wäre für eine Menge nicht einfach, sich hier zu versammeln und
sicherlich wäre es nur schwer zu leisten, wenigstens ein Minimum an
Sicherheit zur Verfügung zu stellen.
hagalil.com
07-11-2004 |