
Analyse:
Es ist Zeit, Arafat ein Ultimatum zu stellen
Von Yoel Marcus, Ha’aretz, 03.12.2001
Es gibt Zeiten, in denen man einfach keine Worte mehr
findet. Blut, Terror, zertrümmerte Körper, Menschen, die Körperteile
einsammeln, Krankenwagen, der Horror, der in den Augen der Überlebenden
geschrieben steht – was kann noch über all das geschrieben werden, was
wir nach jedem Angriff so real auf den Fernsehbildschirmen zu sehen
bekommen? Dass es unerträglich ist, nach 53 Jahren, die seit der
Staatsgründung Israels vergangen sind, das Land noch immer bluten zu
sehen? Dass es sich kein Land der Welt gefallen lassen würde, Ziel
willkürlicher Angriffe auf seine Bürger zu sein, und das Tag für Tag,
Monat für Monat? Dass es einen verrückt macht daran zu denken, die
Fanatiker könnten mit ihren düsteren Prophezeiungen recht behalten,
nämlich dass "die" niemals den Versuch beenden würden, uns umzubringen?
Der grundsätzliche Tenor lautet: So kann es nicht
weitergehen. Ob Hamas, Jihad oder die Volksfront – egal , wer die
offizielle Verantwortung für diese Anschläge übernimmt, es sind Arafats
Hände, die blutverschmiert sind. Er ist verantwortlich, sowohl, weil er
weiß, wer für die Anschläge verantwortlich ist, als auch wegen seiner
Unterstützung, die Israelis bluten zu lassen, und zwar als Teil seiner
Strategie, einen Staat "durch Blut und Feuer" zu gewinnen.
Wir gehören zu denjenigen, die die Worte von Ned Walker
unterstützen. Der frühere amerikanische Botschafter in Israel sagte,
Arafat ist mit den Terrorgruppen verbunden und er ist verantwortlich für
die Bildung von Hass und Gewalt. Und deshalb ist er derjenige, der die
Macht hat, Hass und Gewalt zu beenden. Am Freitag rief
Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer den pensionierten General
Anthony Sini an und gab ihm eine detaillierte Liste mit Alarmmeldungen,
die auch Informationen über die Verwicklung der Fatah und von Beamten
der palästinensischen Autonomiebehörde in die Planung und Ausführung von
Anschlägen enthielt. Arafat wusste bestimmt, was Israel wusste – er
rührte jedoch keinen Finger.
Diese Welle des Terrors ist allerdings kein zweites
Pearl Harbor, das eine Kriegserklärung gegen die PA erfordert. Aber
dieser Terror ist demjenigen, der sich bei den Twin Towers ereignete,
ähnlich genug, um von diesem Land zu erfordern, mit angemessenem Ernst
zu reagieren. Die Bombardierungen und die nicht aufhörenden Schießereien
haben uns an eine Wasserscheide gebracht, an der Israel Arafat wirklich
ein Ultimatum setzen muss – entweder nehmen Sie die Angelegenheiten in
Ihre eigenen Hände und eliminieren die terroristische Infrastruktur oder
Israel wird das für Sie tun.
Die meisten Israelis, und bestimmt auch die
amerikanische Regierung, würden es vorziehen, wenn Arafat dies selbst
tut. Wenn er seine Autorität nicht zeigt, könnte er sich bald in
unfreundlichen Gegenden, weit weg seines Landes, befinden. Es liegt an
ihm, die strategischen Entscheidungen für eine Richtungsänderung zu
treffen, denn soviel ist sicher: Israel kann diese Situation nicht
länger tolerieren.
haGalil onLine
10-12-2001 |