Von Erfolg kann niemand reden:
Das Stehaufmännchen aus der Mukata
Chemi Shalev, M'ariw
MP Sharon hat gestern klug gehandelt, als er auf das
Flugzeug nach Moskau sprang, gerade als Arafat mit dem Victory-Zeichen und einem
breiten Lächeln aus der Mukata trat. Bilder von dem Stehaufmännchen aus Ramallah
wären Sharon schwer im Magen gelegen. Stattdessen läßt er sich nun im kühlen
Moskau ein paar Häppchen Kaviar und einige Gläschen Wodka schmecken, welch eine
Wonne.
Sharon läßt hinter sich einen kolossalen Mißerfolg zurück, den
schallendsten seit Beginn seiner Amtszeit, einen Mißerfolg, über den sich auch
alle einig sind...
Nicht die Durchführung der Aktion wird kritisiert, sondern ihr
Konzept. Sharon, die IDF-Führung und die Minister lagen in ihrer Einschätzung
falsch, und zwar gewaltig, sowohl bezüglich der Palästinenser, als auch der
Amerikaner. Sie glaubten, mit den Baggern an der Mukata könnten sie Arafat
erniedrigen, sodass vielleicht mit den Gebäuden auch er zusammenbrechen wird. Es
trat jedoch genau das Gegenteil ein. Sie glaubten, sie hätten grünes Licht aus
Washington und mußten dann feststellen, dass man ihnen die gelbe Karte zeigte.
Der gestärkte Arafat bleibt sicherlich für die Amerikaner
weiterhin der Aussätzige aus Ramallah, aber gleichzeitig genießt er von nun an
ein vom Präsidenten ausgestelltes Immunzeugnis, zumindest bis sich die
Angelegenheiten in der UNO und im Irak geklärt haben werden. Was noch schlimmer
und gefährlicher ist: die Feinde Israel könnten aus dem Fiasko in Ramallah
schließen, dass Israel derzeit die Hände gebunden sind, und man es deshalb
provozieren kann.
Aus politischer Sicht kann angenommen werden, dass Sharon
einen gewissen Preis im Likud zahlen muss, wo man weder „Feiglinge“ noch
„Losers“ leiden kann. Sharon wird ein Comeback brauchen, um keine kostbaren
Punkte an Netanjahu zu verlieren. Auch VM Ben-Elijeser, einem der Väter des
genialen Schachzugs, wird es heute schwerfallen, den Teilnehmern am Parteitag zu
erklären, wie es so weit kommen konnte, und warum.
Und noch ein Wort zum Generalstabschef Mosche Ya’alon, dessen
kurze Amtszeit sich bisher durch Pannen und Verstrickungen auszeichnet, wenn
auch nicht immer durch sein Verschulden, von Shachade über Def bis hin zur
Mukata. Bei Napoleon, der Generäle mit Glück suchte, hätte Ya’alon keinen Job
gekriegt.
hagalil.com
01-10-02 |