"Rabins Mörder sind jetzt an der Macht":
Arafat kann sein Hauptquartier
verlassen
Mit Victory-Zeichen und erhobenem
Daumen verließ Jassir Arafat heute sein Hauptquartier in Ramallah, wo er seit
vier Wochen festgehalten wurde. Zuvor hatte sich die israelische Armee aus
Ramallah zurückgezogen. Arafat wurde von einer begeisterten Menge empfangen. Der
72-jährige wirkte jedoch sichtlich erschöpft und mußte beim Treppensteigen
gestützt werden.
Mit einer Limousine fuhr der Chef der
Palästinensischen Autonomiebehörde zuerst in ein Krankenhaus in Ramallah, wo er
sich von Doktoren und Schwestern die Räume zeigen ließ. Zuvor betete er am
Parkplatz des Krankenhauses.
Bevor er sein Hauptquartier verließ,
äußerte sich Arafat extrem verärgert über die "barbarischen Aktivitäten" der
israelischen Armee und sagte, daß Fanatiker, die Yitzhak Rabin ermordeten nun an
der Macht seien: "I can't forget myself the peace of the brave which I had
signed with my partner Rabin, who [was] killed by these fanatic groups who is in
power now in Israel." Weiter sagte er, Jenin werde man in Zukunft "Jeningrad"
nennen, eine Anspielung auf die brutale Besatzungsmethode der Nazis.
Arafat kann sich in Westbank und
Gazastreifen nun frei bewegen, sogar das Land verlassen, wie es aus Armeequellen
hieß. Der israelische Premier Scharon sagte jedoch einschränkend, Israel könnte
erwägen, Arafat die Rückkehr zu verbieten, sollte es in seiner Abwesenheit zu
einem großen Terroranschlag kommen. In einem Interview mit dem US-Fernsehsender
ABC erinnerte Scharon daran, daß Israel außerdem zum eigenen Schutz eine etwa
tausend Kilometer lange Pufferzone zwischen Israel und den Palästinensergebieten
plane.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob
überhaupt eine Hoffnung auf neue Verhandlungen besteht, bei denen Arafat
involviert ist. In Israel glaubt mittlerweile fast niemand mehr an seine
Integrität, haben die Armeeoperationen doch Beweise zu Tage gefördert, die
Arafats Kontakte zu Familien von Selbstmordattentätern beweisen.
aue / haGalil onLine 02-05-2002 |