"Wir schlossen einen
Waffenstillstand..."
Rede des scheidenden palästinensischen
Premierministers Mahmoud Abbas vor dem palästinensischen
gesetzgebenden Rat während dessen Sitzung hinter verschlossenen
Türen am 6. September 2003 in Ramallah
Eine Übersetzung aus dem
Englischen von Daniela Marcus
Honestly Concerned
"Gottes Frieden und sein Segen
sei mit euch. Ich bat nicht um eine geheime Sitzung. Ich bat um eine
Sitzung abseits von den aufmerksamen Augen der Medien, weil ich dem
gesetzgebenden Rat Dinge sagen möchte, von denen ich nicht will,
dass sie die Medien erfahren. Obwohl ich eigentlich weiß, dass meine
Rede dort letzten Endes detailliert erscheinen wird. Dies wird der
Fall sein, wenngleich wir offizielle und inoffizielle Sprecher jede
Stunde ihre Statements abgeben hören, ohne dass deren Namen genannt
werden. Sie fordern sogar, dass ihre Namen nicht genannt werden.
Zunächst möchte ich mich für die
Beleidigungen entschuldigen, die wegen meines Besuches gegen den
gesetzgebenden Rat gerichtet wurden. Mein Besuch führte dazu, dass
einige Fensterscheiben zerschlagen, Regierungsmitglieder angegriffen
und Unruhen ausgelöst wurden. Ich entschuldige mich dafür, denn mein
Besuch war die Ursache für diese Dinge.
Es ist sehr bedauerlich, dass
diejenigen, die diese Aktionen ausführten, dazu angestachelt wurden,
sie gegen uns in unserer Eigenschaft als Regierung Abu Mazen und als
normale Bürger zu richten. Es ist auch bedauerlich, dass sie Slogans
riefen, die uns als Verräter abstempelten und dass sie behaupteten,
wir seien Spione und stünden mit einer ausländischen Staatsmacht in
Verbindung. Es gab auch Slogans auf Plakaten oder in Sprechchören,
die sagten: Wo sind die Gefangenen? Warum geht der Mauerbau weiter?
Warum dauert die Siedlungsaktivität an? Warum? Warum? Als ob eine
Regierung, die noch nicht älter als 100 Tage ist, all diese
Katastrophen über das palästinensische Volk gebracht hat. Sie wurden
dazu angestachelt, so zu handeln. Viele fragten: Wo sind die
Flüchtlinge? Wo bleibt die Rückkehr nach Hause? All diese Slogans
waren ungerechtfertigt, falsch und feindselig.
Zusätzlich zu all dem nahmen
diese Demonstrationen stillschweigend Blutvergießen in Kauf.
Glücklicherweise baten wir die Polizei, sich nicht einzumischen.
Hätte sie sich eingemischt, hätte nur Gott allein die Folgen
gekannt. Ich wünschte, der PLC hätte uns als normale Gäste
betrachtet und hätte uns einen gewissen Schutz geboten.
Viele sprachen über den Verlust
der palästinensischen Werte. Hat diese Regierung diese Werte
verschleudert? Oder den Staat? Das Recht auf Rückkehr? Jerusalem?
Die Siedlungen? Hat sie alle Rechte und Prinzipien aufgehoben? Dies
sind Wahnvorstellungen in den Köpfen derer, die diese
Anschuldigungen gemacht haben.
Es gibt noch eine Sache, deren
Diskussion wir beenden müssen. Es ist dies die Behauptung, dass
diese Regierung aufgrund israelischer und amerikanischer Wünsche ihr
Amt antrat. Auch einige Mitglieder des PLC behaupteten dies. Alle
vergaßen jedoch, oder gaben vor, vergessen zu haben, dass ich
einstimmig vom geschäftsführenden Vorstand der PLO, vom
Zentralkomitee der Fatah, vom Zentralrat der PLO und von 51
Mitgliedern eures angesehenen Rates gewählt wurde.
Wer ist also Amerika? Und wer
sind die Amerikaner, die uns an diese Regierung brachten? Es wurde
auch gesagt, diese Regierung könne nicht zurücktreten, weil sie mit
den Amerikanern in Verbindung steht. Das mindeste, was über diese
Behauptung gesagt werden kann, ist, dass sie eine Schande ist.
Ich habe euch bereits einen
Bericht über die Leistungen der Regierung überreicht und ich bat die
Brüder Minister, ebenfalls ihre Leistungen zu präsentieren. Es war
keine Zeit, alle Errungenschaften der Regierung aufzuzeigen. Doch
wir haben etwas erreicht, und zwar trotz all der Hindernisse,
Schwierigkeiten, Verleumdungen und Beleidigungen. Ich glaube, es
sind bescheidene Leistungen. Ich sage nicht große Leistungen,
sondern bescheide Leistungen. Diese haben wir vollbringen können.
In den Medien wird auch
berichtet, dass wir alles oder nichts wollen. Das ist aus der Luft
gegriffen. Wir wollen nichts, was außerhalb des Rahmenwerks dessen
ist, was ihr und die politische Führung uns vorgegeben habt. Mehr
als das wollen wir nicht.
Manche sehen in dieser Regierung
einen Haken, an den sie alles hängen können, was sie wollen. Wir
werden nicht für jedermann ein Haken sein. Und wir werden niemandem
erlauben, seine Missetaten oder Ambitionen an uns zu hängen. Wir
werden nicht für jedermann ein Haken sein.
Meine Beziehung zu Bruder Abu
Ammar (i. e. Yassir Arafat) ist historisch. Es ist nicht das erste
Mal, dass wir Meinungsverschiedenheiten haben. Doch ich hoffe, dass
dies das letzte Mal ist. Auf jeden Fall hasse ich ihn nicht und er
hasst auch mich nicht. Das heißt, ich weiß nicht wirklich, ob er
mich nicht hasst. Ich jedenfalls hasse ihn nicht. Wir haben vierzig
Jahre lang miteinander gegessen, getrunken, gekämpft, ausgehalten.
Vierzig Jahre haben wir miteinander verbracht. Wir sind Menschen.
Keiner von uns ist des anderen Kopie, und das wird auch niemals so
sein. Er hat seine eigenen Meinungen, Positionen und Entscheidungen
und ich respektiere diese. Doch ich bin nicht seine Kopie.
Dementsprechend kenne ich die Grenzen meiner Beziehung zu ihm. Und
es ist absolut keine persönliche Beziehung. Wenn wir
unterschiedlicher oder gleicher Meinung sind, so basiert dies nicht
auf Persönlichem.
Ich bin kein Advokat von
Spaltungen oder Meinungsverschiedenheiten. Ich bin einer derjenigen,
die gegen alle Manifestationen von Meinungsverschiedenheiten
kämpften und ich werde dies auch weiterhin tun. Ich bin der einzige,
der immer noch gegen den Dissens von 1982 kämpft. Ich bin Teil der
Legitimität und ich bin einer der Gründer derselben. Ich kann die
Legitimität, die von Yassir Arafat repräsentiert wird, nicht ändern
und ich kann sie nicht aufteilen oder dagegen sein. Wenn wir
unterschiedlicher Meinung sind, ist alles, was ich tue,
hinauszugehen, und zwar allein. Bitte nehmt das zur Kenntnis, falls
ihr es bisher nicht getan habt.
Was den PLC angeht, so ist
dieser sein eigener Herr, der seine Entscheidungen trifft und seine
Position einnimmt. Achtzehn Personen riefen dazu auf, der Regierung
kein Vertrauen auszusprechen. Dies ist die Angelegenheit des PLC.
Ich respektiere diese Institution und bin stolz auf sie.
Oftmals wurde bewusst gesagt,
ich hätte die palästinensischen Verhandlungen an mich gerissen und
hätte alles im Alleingang gemacht. Das ist vollkommen falsch. Die
Institution, die von Anfang an verantwortlich ist für die
Verhandlungen, ist die PLO. Sie ist diejenige, die verhandelt,
entscheidet und alle Vereinbarungen auf allen Ebenen trifft. Keiner
aus dem Kabinett, aus der palästinensischen Autonomiebehörde (PA)
oder von anderer Seite kann bei Verhandlungen im Namen der PLO
unterzeichnen oder sich im Namen der PLO engagieren. Dies ist die
Arbeit und die Angelegenheit der PLO. Seit dem Oslo-Abkommen haben
wir daran festgehalten.
Als ich ging, um das Abkommen zu
unterzeichnen, tat ich das, weil sich unser Außenminister und Leiter
der politischen Abteilung, Farouk Qadoumi, weigerte, dorthin zu
gehen und das Oslo-Abkommen zu akzeptieren oder anzuerkennen. Es war
angenommen worden, dass er unterschreibt, weil er der Leiter der
politischen Abteilung und der Außenminister ist. Doch er lehnte alle
Vereinbarungen ab und blieb fern, weil sie nicht mit seinen
Vorstellungen übereinstimmten. Mehr will ich dazu nicht sagen.
Als wir die Regierung formten,
übergab ich die Abteilung für Verhandlungen an Bruder Sa'eb Erekat.
Er wurde mein Nachfolger als Leiter dieser Abteilung. Ich selbst
hatte diese Position als Sekretär des geschäftsführenden Vorstandes
der PLO inne. Erekat nahm diese Aufgabe an und wurde beobachtendes
Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der PLO. Dies geschah so, um
zwischen den Verhandlungen und der PA zu unterscheiden, denn die PA
verhandelte nicht. Es mögen PA-Mitglieder bei den Verhandlungen
anwesend sein, doch es gibt ein führendes Komitee, das für alle
Verhandlungen verantwortlich ist. Es gibt auch ein
geschäftsführendes Komitee, dessen Mitglieder Entscheidungen treffen
können.
Alles, was in den Verhandlungen
geschieht, wird von Yassir Arafat angeordnet. Ohne seine Billigung
gibt es kein Kommen und kein Gehen, keine Briefe und keine Worte.
Ohne seine Billigung kann kein Thema besprochen und keine Zustimmung
geäußert werden. Verhandlungen sind also nicht unsere oder der
Regierung Angelegenheit, sondern sie unterstehen der PLO, die die
Politik festlegt, und dem Verhandlungskomitee, das diese Politik in
die Praxis umsetzt.
Manche Leute sagen, wir
schließen die PLO aus und versuchen, sie zu demontieren. Das ist
dummes Geschwätz, bewiesen durch die Tatsache, dass sich der
geschäftsführende Vorstand mit einem Quorum oder sogar mehr Leuten
hier in der Heimat trifft. Auch der Zentralrat trifft sich hier in
der Heimat mit einem Quorum. Und im Jahr 1996 traf sich der
Nationalrat hier in der Heimat und mehr als zwei Drittel seiner
Mitglieder waren anwesend. Demgemäß befindet sich die PLO hier in
ihrer Heimat und es spielt keine Rolle, wenn ein oder zwei
Mitglieder abwesend sind. Das nimmt der PLO nicht ihre Legitimität.
Die PLO ist hier präsent, wie die Tatsache beweist, dass seit Beginn
der PA reguläre und manchmal auch irreguläre Treffen in der Heimat
stattgefunden haben. Die PLO ist präsent und schultert ihre
Verantwortung. Als Abu Ammar entschied, eine neue Regierung zu
formen und einen Premierminister zu ernennen, berief er den
Zentralrat ein. Dessen Mitglieder kamen und taten ihre Meinung fern
von jeglichem amerikanischem Druck und Willen kund.
Es gibt ein Problem, dem wir
gegenüberstehen, seit wir unsere Heimat betreten haben. Nämlich das
Problem: Wer repräsentiert uns? Ist es Nabil Sha'th, der
gegenwärtige Minister für Planung (und internationale Planung)? Oder
Bruder Abu Al Lutf (Faruq Qadoumi), der Außenminister? Diese Frage
wurde einst im Jahr 1996 entschieden, als bestimmt wurde, dass die
palästinensische Delegation von Abu Ammar angeführt wird, die
Präsidentendelegation unter der Leitung von Abu Al Lutf, Abu Mazen,
Yasser Abed Rabbo, Suleyman al-Najjab und anderen steht, und die
Delegation des Außenministeriums von Nabil Sha'th angeführt wird.
Doch nach dieser Entscheidung wurden die Dinge weiterhin locker
gehandhabt. Sie wurden sogar peinlich. Für Abu Ammar war es am
peinlichsten, weil er von allen Seiten Klagen erhielt. Sie sagten
ihm: wir haben am offiziellen Verhandlungstisch zwei Außenminister.
Wir haben zwei Namensschilder, zwei Plätze und zwei Autos. Weil wir
mehr als einen Delegationsleiter haben, brauchen wir auch zwei
Suiten. Und darüber hinaus haben wir zwei widersprüchliche
politische Reden. Wer repräsentiert die PLO? Wer spricht in eurem
Namen? Wer repräsentiert eure Politik? Abu Ammar klagte immer und
sagte: "Das ist ein Skandal, das ist ein Skandal. Wie sollen wir mit
dieser Angelegenheit umgehen?" Wir kamen zu der Schlussfolgerung,
dass der geschäftsführende Vorstand dieses Problem lösen muss, weil
dieser die Entscheidung getroffen hatte und die geeignete
Körperschaft dafür war, denn diese Angelegenheit deutete auf eine
Dualität in Rede, Position und Sitz hin, und das konnte so nicht
weitergehen.
Vor etwa einem Jahr berief Abu
Ammar den geschäftsführenden Vorstand zu einer Sitzung ein und
unterrichtete ihn über die Angelegenheit. Die folgenden Vorschläge
wurden gemacht: Entweder sollte Bruder Abu Al Lutf Außenminister
werden und Nabil Sha'th Staatsminister. Oder Bruder Abu Al Lutf und
Nabil Sha'th sollten beide Außenminister sein. Oder die Autorität
sollte unter beiden aufgeteilt werden. Nach einer langen Diskussion
einigte man sich darauf, dass die Aufteilung der Autorität die beste
Lösung sei. Die Mitglieder begannen also über die Autorität zu
beraten Es wurde gesagt: Bruder Nabil Sha'th wird uns in
Angelegenheiten der arabischen Liga und deren Institutionen und in
europäischen Angelegenheiten repräsentieren. Bruder Abu Al Lutf wird
uns bei der islamischen Konferenz, bei der Konferenz der
Nichtalliierten, bei den Vereinten Nationen und beim afrikanischen
Gipfel vertreten. So wurden die Aufgaben unter die beiden verteilt.
Es wurde ein Brief geschrieben, um Abu Al Lutf über diese
Angelegenheit zu unterrichten, damit dieses Problem, das Abu Ammar
immer als beschämend und skandalös bezeichnet hatte, gelöst werden
konnte. Alle Mitglieder der Sitzung –und sie leben noch- sagten
Bruder Yasser Abed Rabbo: Yasser, geh und gib Abu Al Lutf diesen
Brief. Ich weiß nicht, ob Yasser dies getan hat oder nicht.
Als die Regierung gebildet
wurde, fragten manche: Welches ist Nabil Sha'ths Aufgabe? Der
folgende Posten wurde ihm zugewiesen: Minister für ausländische
Angelegenheiten. Bruder Nabil ging zu Bruder Abu Ammar. Dieser
sagte: "Das ist falsch. Es sollte Außenminister ohne Angelegenheiten
heißen." Nabil kam zu mir und sagte: "Abu Ammar möchte, dass ich
Außenminister bin." Ich antwortete: "Warum nicht? Zwischen einem
Außenminister und einem Minister für ausländische Angelegenheiten
besteht kein Unterschied." Im Zentralkomitee sagte man hierzu:
"Nein, Minister für ausländische Angelegenheiten." Abu Ammar sagte
dann: "Minister für ausländische Angelegenheiten". Ich sagte: "Keine
Einwände." Ich bin für jedes Wort, das ich sage, verantwortlich, und
selbst nach zehn Jahren könnt ihr mich dafür zur Verantwortung
ziehen. Der Posten wurde in der Kabinettliste als Minister für
ausländische Angelegenheit geführt. Ich ging dann zu Bruder Abu
Ammar und fragte ihn: "Hast du Abu Al Lutf darüber informiert?" Er
sagte: "Ja." Ich erwiderte: "Dann werde ich jetzt die Arabische Liga
darüber informieren, dass Bruder Nabil Sha'th derjenige ist, der uns
repräsentieren wird."
Ich sandte eine diesbezügliche
Nachricht. Diese rief in Tunis und anderswo heftigen Protest hervor.
Man fragte: "Warum ist das so?" Wir sagten, dies wurde im
Einvernehmen mit einer Entscheidung des geschäftsführenden
Vorstandes der PLO beschlossen. Und Abu Ammar hat mir mitgeteilt,
dass er die Nachricht denjenigen, die es betrifft, übermittelt hat.
Nun ist es unsere Aufgabe, alles umzusetzen. Ich traf mich mit Amr
Musa, der mir sagte: "Ich bin ganz durcheinander. Wer ist denn jetzt
euer Repräsentant?" Also erzählte ich ihm die ganze Geschichte und
fügte hinzu: "Dies bleibt so, es sei denn, ihr bekommt etwas
schriftliches von Abu Ammar, das diesem entgegensteht, denn er ist
der Leiter der Autorität und seine Entscheidungen werden
durchgesetzt." Das Problem existiert immer noch, denn es ist nicht
bekannt, wer die Angelegenheiten des Außenministeriums führt. Die
einzigen Opfer sind unsere diplomatischen Missionen, Botschafter und
Botschaften im Ausland, weil wir nichts tun können. Unser Bruder Abu
Al Lutf tut nichts. Und auch unser Bruder Abu Ammar, der
verantwortlich ist für die Botschaften, tut nichts. Nabil Sha'th tut
ebenfalls nichts. Wir haben 89 Botschaften in der ganzen Welt
verteilt. Jordanien hat nur 45.
Kürzlich verkündete Abu Al Lutf,
er habe seine Delegation, bestehend aus verschiedenen Mitgliedern,
inklusive Nabil Sha'th als Staatsminister für ausländische
Angelegenheiten, gebildet. Dies ist eines der Probleme, das die
gesamte Frage der palästinensischen Diplomatie betrifft. Es wurde
noch nicht gelöst. Genauso ist alles gelaufen.
Wir haben versucht, einige
Beschlüsse im Bereich der Finanzen zu treffen, einige von ihnen
wurden umgesetzt, andere nicht. Manche Beschlüsse wurden relativ
einfach verabschiedet und andere erst nach der Überwindung von
vielen Hindernissen. Wir sagten: Wir müssen das Rentengesetz oder
den Rentenbeschluss umsetzen. Gegen diese Entscheidung gab es großen
Protest. Fragen wurden gestellt: "Ist die Phase der nationalen
Befreiung abgeschlossen? Amerika möchte die PLO loswerden!" Alle
Welt hat ein Rentengesetz. Unser Gesetz mag unvollständig sein und
Änderungen nötig haben. Doch deswegen muss nicht gleich jemand
verleumdet werden. Sie sagten: "Die Vereinigten Staaten haben
angeordnet, wir sollen unsere Kämpfer loswerden!" Alle Länder haben
Rentensysteme. Bis wann wollen wir damit fortfahren, den Großvater,
den Sohn und den Enkelsohn zur gleichen Zeit in einem Ministerium zu
beschäftigen, während wir 18.000 Hochschulabsolventen ohne Arbeit
haben? Trotzdem bleibt alles wie es ist, weil wir keine Verräter
sein und unsere Kämpfer nicht loswerden wollen.
Schließlich wurde das Problem an
den geschäftsführenden Vorstand der PLO übergeben, wobei ich
eigentlich nicht weiß, was der geschäftsführende Vorstand damit zu
tun hat. Doch er ist die höhere Führungsriege. Dort sagte man:
"Dieser Beschluss sollte gestoppt werden." Übrigens sagte dies nicht
nur der geschäftsführende Vorstand. Es gibt die sogenannte vereinte
palästinensische Führungsriege. Ehrlich gesagt: Ich bin nicht gegen
diese Formulierung, sondern gegen die Umsetzung. Dies ist keine
vereinte palästinensische Führungsriege. Ich möchte die Namen derer,
die kamen und derer, die sie repräsentierten und derer, die am Tisch
saßen, um über das Schicksal des palästinensischen Volkes zu
entscheiden, nicht erwähnen.
Bevor sich diese Sache
ereignete, erließen wir einen Beschluss bezüglich der Abzüge von den
Löhnen der Staatsangestellten, die bis zu 15% betrugen. Ich selbst
weiß nicht, wohin diese Abzüge gehen. Doch dies ist auch nicht so
wichtig. Das Wichtige ist, dass diese Abgaben den 150.000
Angestellten schadeten. Wir hatten Möglichkeiten, diese Abzüge zu
stornieren. Doch einige protestierten dagegen und sagten: "Ihr
trefft damit die Intifada." Ich frage mich, was die Intifada mit
diesen Abzügen zu tun hat. Warum suchen wir immer nach einer
"nationalen Sache", um Maßnahmen oder Entscheidungen zu untergraben?
Nun, trotz allem kam die Entscheidung durch.
Da gibt es außerdem das Thema
der Monopole – Kraftstoff, Unternehmen, Zigaretten und andere. Warum
gibt es diese Monopole? Und in wessen Interesse bestehen sie? Ich
glaube, die Leute waren sehr erfreut, als diese Monopole aufgehoben
wurden, besonders der Bereich des Kraftstoffmonopols, in dem
aufgrund einer offiziellen Entscheidung betrogen wurde. Das Ergebnis
war, wie ich euch in meinem Bericht mitteilte, ein großer
Unterschied zwischen den Einkommen im Mai und denen im Juli, das
heißt, zwischen dem letzten Monat, in dem die Kraftstoffkommission
noch verantwortlich war und dem ersten Monat, in dem das
Finanzministerium die Verantwortung übernommen hatte. Die Differenz
betrug im Monat 6 Millionen Dollar. Dies bedeutet, dass jährlich 72
Millionen Dollar gestohlen wurden.
Staatsangestellte bekommen ihren
Lohn über die Banken. Das Finanzministerium schlug vor, dass alle
Beschäftigten, sowohl Staatsangestellte wie Angestellte beim
Militär, ihren Lohn über die Banken erhalten und nicht in bar
ausgezahlt bekommen sollten. Man startete eine heftige Kampagne
gegen uns: "Wie können wir die Namen unserer Sicherheitsmänner an
die Banken weitergeben?" Die Realität ist, dass die Namen dieser
Sicherheitsmänner bereits aufgrund eines offiziellen Befehls an
Israel weitergegeben wurden. Bruder Sa'eb Erekat gab die Namen
weiter. Als wir in die Heimat kamen, wurde jeder, der kam, sowohl
Zivilisten wie Militär, registriert. Die Gewehre und die Kugeln
wurden registriert. Die Israelis und die Amerikaner haben alle diese
Informationen. Und nun, wo wir dazu aufrufen, die Löhne über die
Banken auszuzahlen, sagen sie: "Das ist verboten, weil es keine
nationale Aktion ist." Das Innenministerium, inklusive der
Sicherheitsdienste, der präventiven Sicherheitsdienste und der
Geheimdienste, stimmte zu, die Gehälter ihrer Angestellten über die
Banken zu überweisen. Doch der Rest bekommt das Gehalt immer noch in
bar ausbezahlt. Warum?
Alles, was wir wollten, war, hier
eine Ordnung zu schaffen, damit der Bürger sein Gehalt respektvoll
über die Bank erhält. Er wird dann ein Konto haben und ein
Scheckbuch, damit er, wenn er ein Geschäft mit der Bank machen und
zum Beispiel einen Kredit aufnehmen möchte, dazu in der Lage ist.
Warum in einer Lohntüte? Jemand sagte mir: "Die Marinesoldaten der
USA erhalten ihr Geld in Lohntüten." Leider ist dies eine billige
Entschuldigung und eine Vertuschung des Diebstahls. Bis jetzt ist
dieses Problem nicht gelöst. Warum? Infolgedessen organisierten
diejenigen, die von der Aufrechterhaltung dieses Systems
profitieren, zwei Demonstrationen gegen das Finanzministerium. Das
Ministerium wurde mutwillig zerstört und in Gaza wurde sein Eigentum
gestohlen. Ich möchte nicht sagen, woher diejenigen, die das taten,
kamen und wer sie zu dieser Tat antrieb und warum diese Maßnahme
gefasst wurde. Wenn ihnen eine Entscheidung nicht zusagt, kommen
bewaffnete Männer und verhindern sie mit Gewalt. Salam Fayyad war
sehr traurig, als sie ihn angriffen, weil sie zwei Worte benutzten,
um ihn zu beschreiben. Salam sagte: "Wenn sie irgendetwas anderes
wie diese beiden Wörter gesagt hätten, wäre es mir egal gewesen. Sie
hätten nicht sagen sollen, ich sei ein Spion und ein Verräter. Alles
andere hätte ich akzeptiert. Doch ich bin kein Spion oder Verräter
oder Agent."
Ich möchte euch nicht das
Grundgesetz erklären. Denn ihr habt es in Kraft gesetzt und ich
befolge es buchstabengetreu und nach seinem Geiste. Wenn es
Differenzen gibt, so bitte ich den Rat, diese zu beheben. Ich habe
euch wiederholt gesagt, dass ihr mir sagen sollt, wo wir stehen und
was für uns ist und was gegen uns ist. Welches ist unsere Autorität?
Wir wollen das wissen.
Jeden Tag bekomme ich einen
Beschluss von Abu Ammar. Die Botschaften stehen nicht unter unserer
Verantwortung. Was ist also die Aufgabe des Außenministers? Wir
wissen es nicht. Die Gouverneure unterstehen uns nicht. Welches ist
dann die Aufgabe des Innenministers? Der Flughafen fällt nicht in
unser Aufgabengebiet. In wessen dann? In das der PLO. Der Hafen
untersteht der PLO. PECDAR (Palästinensischer Wirtschaftsrat für
Entwicklung und Wiederaufbau) steht unter der Verantwortung der PLO.
Die Kommission der Staatsbeamten untersteht der PLO. Dies bedeutet,
dass kein Minister Einfluss auf irgendeinen Angestellten hat, der
kommt oder geht oder auf irgendeinen Angestellten, der ernannt oder
befördert wird. All dies kommt von der Präsidentschaft. Ich kenne
kein Land der Welt, wo die Minister nicht verantwortlich sind für
ihre Angestellten. Ich weiß, dass die Machtbefugnisse eines
Ministers geringer sein können als die eines Staatssekretärs oder
stellvertretenden Staatssekretärs, der Dinge nur durch eine
Entscheidung tun oder ändern kann. Doch wie und warum sollte ein
Leiter mit einem hohen Rang von außen ins Ministerium berufen
werden?
Während der letzten
Kabinettsitzung wurde die Entscheidung getroffen, Dakhr Busaysu als
Leiter der Staatsbeamtenkommission zu benennen, um Abu Shari'ah zu
ersetzen. Ob diese Entscheidung richtig oder falsch war, sei dahin
gestellt. Doch warum kamen die Bataillone von Abu Shari'ah und
besetzten, verbannten und streikten? Warum sollte Abu Shari'ah mit
Gewalt in der Kommission bleiben? Wie konnte das geschehen? Ich
vermute, diese Entscheidung war nicht korrekt, dennoch sollte man
die Dinge nicht auf diese Art und Weise handhaben. Nachdem wir diese
Entscheidung getroffen hatten, sandte ich eine Delegation zum
Präsidenten. Die Delegation bestand aus Yasser Abed Rabbo, Azzam
al-Ahmad und Nabil Amr. Ich sandte dem Präsidenten auch die folgende
Nachricht: "Bruder Präsident, wir haben Entscheidungen getroffen,
erstens bezüglich der Staatsbeamtenkommission und zweitens bezüglich
der Ernennung des Staatsministers Abd-al-Fatah Hamayil als Minister
für Jugend und Sport. Wir bitten um deinen Segen." Er antwortete
uns: Dies ist nicht eure Aufgabe; dies ist die Aufgabe der PLO und
untersteht einer Entscheidung des Präsidenten. Gegen Hamayil wurde
gehetzt und er wurde daran gehindert, seine Arbeit zu tun. Natürlich
war er auch nicht befugt, das Ministerium zu betreten, bevor er
nicht das Vertrauen des PLC bekommen hatte. So zumindest verstehe
ich die Dinge.
Ich verstehe, dass das Fernsehn
für die Regierung und für den Staat da ist. Ich verstehe auch, dass
ich der Premierminister bin und dass unsere Medien die ersten unter
anderen Medien sein sollten, die unsere Nachrichten, Konferenzen und
Treffen ausstrahlen. Als ich Colin Powell traf, bekam das
palästinensische Fernsehen das Exklusivrecht für die Übertragung der
Pressekonferenz. Alle Agenturen und Fernsehsender der Welt
berichteten darüber, nur nicht unsere eigenen.
Die Rede, die ich vor dem PLC
hielt, wurde von drei oder mehr Fernsehanstalten life übertragen,
doch nicht von unserer eigenen Fernsehanstalt. Als ich den
Informationsminister fragte, warum unsere eigene Fernsehanstalt
nichts übertragen hatte, sagte er mir, es gäbe Instruktionen "von
mir" (doch eigentlich meinte er den Präsidenten), während meiner
Rede Zeichentrickfilme zu senden.
Viele sagen, ich will die
Sicherheitsdienste unter mein Kommando stellen und sie aus den
Händen von Bruder Abu Ammar befreien. Dies ist eine Lüge und dies
geschah nie. Ich möchte den Sicherheitsapparat nicht in meinen
Händen halten. Und dies ist eine lange Geschichte. Das Grundgesetz
sagt, die inneren Sicherheitsdienste sollen unter dem Kommando des
Premierministers oder des Innenministers stehen. Ich denke, das ist
klar.
Die "Roadmap" sagt: Alle
Sicherheitsdienste sollen unter dem Kommando des Premierministers
stehen. Ich bat nicht einmal um die Vereinigung der
Sicherheitsdienste. Als ich gefragt wurde, sagte ich, dass alle
Bemühungen der Sicherheitsdienste vereint werden sollten. Ich sagte
nicht, alle Sicherheitsdienste sollten vereint werden. Somit riefen
wir nur zur Koordination zwischen den Sicherheitsdiensten auf. Als
die Amerikaner über die Einheit der Sicherheitsdienste sprachen,
sagten wir ihnen, dass das nicht unser Wille sei.
Hier möchte ich sagen, dass ich
nicht derjenige bin, der der "Roadmap" zustimmte. Auch meine
Regierung stimmte ihr nicht zu. Die Zustimmung fand am 20. Dezember
letzten Jahres statt. Bruder Sa'eb Erekat war der erste, der im
Namen der PA und der früheren Regierung sprach und die Akzeptanz der
"Roadmap", so wie sie ist, bekanntgab. Die "Roadmap" ruft zur
Vereinigung der Sicherheitsdienste auf. Wir umgingen dieses
Hindernis. Sie rief dazu auf, die Organisationen zu bekämpfen und
auszumerzen. Wir umgingen auch dieses Hindernis, weil wir keinen
Ärger wollen. Wir wollen keinen Bürgerkrieg beginnen und wir können
die Sicherheitsdienste nicht vereinen, weil Bruder Abu Ammar drei
Viertel der Sicherheitsdienste unter seinem Kommando hat. Er
verweigert jede Art der Koordination zwischen ihnen und dem Rest der
Sicherheitsdienste.
Die palästinensische
Führungsriege traf sich dann. Wir fühlten, dass es eine noch nie
dagewesene Hetze gab. Die Hetze fand auch beim Treffen des
Zentralkomitees statt. Dort hörte ich alle möglichen
Anschuldigungen. Die bescheidenste war: "Wie kann die Regierung
zustimmen, dass Abu Ammar unter Belagerung bleibt?" Unsere Regierung
war damals erst zwei Monate im Amt, während Abu Ammar bereits seit
zwei Jahren unter der Belagerung lebte. Wir haben dieses Thema in
allen internationalen Foren angesprochen, an allen Orten und mit
allen Führern. Ich weiß nicht, ob diejenigen, die diese Forderungen
stellten, andere Handlungsweisen im Kopf haben. Zu dieser Zeit
fühlte ich, dass die Seite, zu der ich gehörte und die mir die
Autorität gegeben hatte, diejenige war, die andere gegen mich
aufhetzte. Diese Seite sprach auch über die Verhandlungen und
kritisierte den einseitigen Umgang damit. Sie beschuldigte uns,
keine Strategie zu haben und sie sagte, es gäbe Minister, die
stehlen.
Als Antwort darauf schrieb ich
vier Nachrichten. Die erste sagte zum tausendsten Mal, dass die
Verhandlungen nicht in meinem Zuständigkeitsbereich liegen oder Teil
meiner Arbeit oder Verantwortung sind, sondern der PLO unterstehen.
Ich bin nur Mitglied des Verhandlungskomitees in meiner Eigenschaft
als Sekretär des geschäftsführenden Vorstandes.
Die zweite Nachricht forderte
einen Beweis, die Anschuldigungen des Zentralkomitees oder einiger
seiner Mitglieder gegen manche Minister zu begründen. Ich sagte,
wenn der Beweis vorliegt, werde ich die Beschuldigten unverzüglich
an den Generalankläger überführen. Ich hatte euch früher schon
gebeten, mir sofort über jede Art von Korruption, von der ihr
erfahrt, Bescheid zu geben. Und ich werde die Fälle sofort an den
Generalankläger übertragen. Daran halte ich fest.
Zur dritten Nachricht: Der
geschäftsführende Vorstand sagte: "Wir werden für dich eine
Strategie erstellen und du musst sie umsetzen." Ich erwiderte:
"Erstellt jede politische oder nicht-politische Strategie, die ihr
haben wollt und ich bin bereit. Wenn ich kann, werde ich sie
umsetzen. Wenn ich sie nicht umsetzen kann, lasst es jemanden
anderen tun." Dies ist eine Entscheidung der Führungsriege. Jeder,
der diese Mission ausüben kann, sollte herkommen und es tun.
Zur vierten Nachricht: Ich gebe
mein Amt im Zentralkomitee auf, weil dieses Komitee, das mir die
Autorität verlieh, dasjenige ist, das mich nun niedersticht und
andere gegen mich aufhetzt. Ich beschuldige nicht alle
Komiteemitglieder.
Gutherzige Männer, die sich um
das Wohlergehen der Öffentlichkeit kümmern, und Dinge wie Einheit
und Freundschaft halfen, die Differenzen in Grenzen zu halten. Vier
Punkte wurden überprüft. Der erste Punkt war, dass das
Verhandlungskomitee aus neun Mitgliedern bestehen soll. Dies ist
eine Entscheidung von Abu Ammar. Ich habe keine Einwände, wenn Abu
Ammar die Zahl verringern oder erhöhen will. Ich habe niemals
Einwände erhoben oder gegen die Teilnahme von irgendjemandem in
irgendeinem Komitee gestimmt, wenn Bruder Abu Ammar diesbezüglich
etwas bestimmt hatte. Akram Haniyah schrieb die Liste. Abu Ammar
genehmigte sie und zeigte sie Bruder Abu Ala (PLC-Sprecher Ahmed
Qureia), Bruder Ghassan al-Shak'ah und Bruder Sa'eb Erekat.
Der zweite Punkt lautete, dass
der Sicherheitsrat oder das Sicherheitskomitee aus Abu Ammar, Abu
Mazen, Muhammad Dahlan, Amin al-Hindi, Al-Haj Isma'il und
Al-Majayidah zusammengesetzt sein soll. Ich habe keine Einwände
gegen die Namen oder gegen die Formation.
Zum dritten Punkt: Wenn
Differenzen bezüglich der Anwendung des Grundgesetzes auftreten,
wird dieses Komitee verantwortlich sein, sie zu beseitigen.
Der vierte Punkt ist die
Geschichte des Zentralkomitees der Fatah, mein Rücktritt von diesem
Komitee und mein Beharren auf diesem Rücktritt. Ich weiß nicht,
warum immer das Problem der Verhandlungen aufgeworfen wird.
Ich habe niemals in meinem Leben
Einwände gegen das Verhandlungskomitee erhoben, weil dies nicht
meine Angelegenheit ist. Es ist die Angelegenheit von Abu Ammar und
der PLO. Konsequenterweise liegt die Teilung zwischen dem
Verhandlungskomitee und der Regierung, deren Aufgaben darauf
beschränkt sind, das tägliche Leben des Volkes zu verwalten ohne
sich in der Politik oder in Verhandlungen zu engagieren, in meinem
Interesse. Doch wir laden jede qualifizierte oder fähige Person aus
dem Kabinett oder von anderswo ein, ein Mitglied des
Verhandlungskomitees zu werden, weil wir in diesem Komitee
qualifizierte Leute brauchen.
Ihr hattet oft Einwände gegen
Abu Alas Teilnahme an den Verhandlungen.
Ich glaube, dass die
Verhandlungen Abu Alas Gegenwart erfordern. Ihr und andere habt
Einspruch dagegen erhoben. Dies ist euer Recht. Und so betrachten
Abu Ammar und ich das Verhandlungskomitee. Bezüglich der Sicherheit
hatte ich keine Einwände gegen irgendeinen Namen bzw. gegen
irgendeine Person. Ich habe keine Einwände gegen fünf oder sechs
(Namen). Ein Vier-Mitglieder-Komitee stellt für mich kein Problem
dar.
Was das Zentralkomitee angeht,
so will ich nicht wieder dorthin zurückkehren. Dies ist meine
persönliche Entscheidung. Ich greife niemanden an, ich sehe auf
niemanden herab, ich tue niemandem Unrecht. Ich kam aufgrund der
Autorisierung des Zentralkomitees an die Regierung. Wenn das
Zentralkomitee sich entschließt, diese Autorisierung zurückzunehmen,
so wird die Regierung fallen. Dies ist wahr und richtig. Wenn zum
Beispiel das Komitee sagt: "Solange du das Komitee boykottierst und
solange du es zurückweist, solange wird das Komitee dich und deine
Regierung nicht unterstützen." Dies ist das Recht des Komitees. Ich
hörte dies von Bruder Sakhr Habash. Ich respektiere seine Meinung.
Er war in vielen Dingen nicht einer Meinung mit mir, doch ich
respektiere seine Meinung. Er muss nicht unbedingt in allem mit mir
übereinstimmen.
Die Tage vergingen und das
Verhandlungskomitee wurde geformt, doch nicht auf die Art und Weise,
wie es vorgeschlagen worden war. Ich erhob keine Einwände gegen die
Formation. Was das Sicherheitskomitee angeht, dieses ist nicht
zusammengekommen. Ich sandte Botschaften an das
Vier-Mitglieder-Komitee, doch bisher hat es mir nicht geantwortet.
Wir schlossen einen
Waffenstillstand, um uns selbst vor einem Bürgerkrieg zu bewahren,
denn die Alternative war ein Angriff der PA, und ich will nicht
angreifen. Zum ersten Mal in der Geschichte des palästinensischen
Volkes haben wir einen Waffenstillstand mit allen Organisationen
geschlossen. Wir sagten: "Dies ist ein Waffenstillstand und wir
wollen ihn umsetzen." Er wurde tatsächlich umgesetzt. Doch
derjenige, der ihn brach, war Israel, und zwar in Nablus und
anderswo. Ich unterhielt Verbindungen mit Hamas, Islamischem
Dschihad und anderen Organisationen, besonders in Gaza, denn ich
betrachtete die Beziehung der Regierung zu diesen Organisationen
nicht als eine Waffenstillstandsbeziehung, sondern als eine
Beziehung innerhalb aller sozialen, politischen und anderen Sektoren
der palästinensischen Gesellschaft. In diesem Rahmen der
Gesellschaft wollen wir alle integriert haben, seien es Islamisten,
Atheisten, Nationalisten oder andere. So hat Gott unsere
Gesellschaft geschaffen. Deshalb müssen wir nach einer Formel
suchen, die diese Menschen zusammenbringt. Deshalb wurden die
fortdauernden Treffen nicht um des Waffenstillstandes Willen
abgehalten. Wir sagten: "Lasst uns Brüder darüber nachdenken, wie
wir mit unterschiedlichen Religionen, Vorstellungen und Trends in
einer Gesellschaft leben können." Wir begannen tatsächlich zuzuhören
und wir wurden auch gehört. Hamas und Islamischer Dschihad
antworteten und sagten, wir müssen einen Weg finden. Dies war und
ist immer noch die beste Methode für uns und für jeden, der kommt,
um zu herrschen oder um in der Regierung zu sein. Dies ist der
sicherste Weg, um unsere Einheit zu schützen und die Menschen vor
internen Kämpfen zu bewahren.
Daraus entstand der
Waffenstillstand, den die Israelis und die Amerikaner ablehnten,
doch er wurde ihnen auferlegt. Ihnen wurde gesagt, es gäbe keine
andere Lösung, obwohl die "Roadmap", der wir zugestimmt hatten,
sagte, die sogenannten Terrororganisationen sollten bekämpft und
ausgemerzt werden. So umgingen wir die Tragödie, in die wir uns
selbst hineinmanövriert hätten, wenn wir auf sie gehört hätten.
Ich traf mich in Gaza mit der
Dschihad-Bewegung. Wir begannen zu reden. Bruder Ziyad Abu-Amr
begleitete mich. Wir sprachen über soziale Themen. Sie hatten
soziale Themen, über die wir in Folge der vorhergehenden Sitzungen
reden mussten. Wir diskutierten die Dinge bereits über eine halbe
Stunde lang, als etwas überraschendes geschah. Es war die große
Operation in Jerusalem.
Die Dinge wurden chaotisch. Ich
lud das Kabinett zu einem Treffen in Gaza ein. Das Kabinett hörte
den Berichten über die neusten Entwicklungen zu, und wir stimmten in
drei Punkten überein.
1.
Die Regierung sollte die
Unterstützung der politischen Führungsriege genießen. -Und laut
Meinung von Mahir al-Masri ist dies keine Marionette oder ein
Siedlungsvorposten.- Sind wir eine Regierung oder eine Opposition?
Wenn wir eine Regierung sind, die aus diesen politischen
Institutionen stammt, dann lasst die Führungsriege einen politischen
Schutz bieten.
2.
Es sollte eine Formel zur
Kooperation unter den Sicherheitsdiensten gefunden werden, damit
diese in Aktion treten können, sollte irgendetwas geschehen. Es ist
unlogisch, dass die Sicherheitsdienste in nichts übereinstimmen. Ich
berief die Sicherheitsdienste ein und bat sie, in Alarmbereitschaft
zu sein, damit wir gegen diese oder jene Entwicklungen geschützt
sind. Sie sagten: "Das können wir nicht tun."
3.
Die Autorität sollte Maßnahmen
vor Ort ergreifen, um sich behaupten zu können.
Diese drei Punkte sind nur
Empfehlungen an die palästinensische Führung, die sich in Ramallah
trifft. Wer immer dorthin geht, kann die Führung über diese
Empfehlungen informieren oder jemand kann sie dorthin übermitteln.
Es wurde ein Treffen abgehalten und ich saß dort mit einer Anzahl
von Brüdern. Es gab eine lange Diskussion und wir stimmten überein,
dass wir der Regierung einen politischen Schutz geben wollten. Die
Führung brachte ein Statement heraus, doch dies war wie so viele
andere Statements, die manchmal nichts bedeuten.
Die Behandlung des Themas wurde
fortgesetzt. Usamah al-Baz kam und sprach mit uns. Er sagte: "Wegen
der Sicherheitsdienste muss etwas getan werden, denn ihr müsst
vielen Verpflichtungen nachkommen." Doch es geschah nichts. Wie
sollen wir nun also mit dem Thema der Sicherheit umgehen? Das
Zentralkomitee kam zusammen und präsentierte zwei Vorschläge. Der
erste kam von Nabil Sha'th. Er schlug vor, dass Bruder Abu Ammar
Bruder Nasr Yusuf als seinen Gesandten für nationale
Sicherheitsangelegenheiten ernennen soll, damit dieser mit anderen
Sicherheitsdiensten zusammenarbeiten kann. Ich glaube, dieser
Vorschlag wurde nicht akzeptiert oder genehmigt. Der zweite
Vorschlag lautete, Nasr Yusuf als Innenminister mit Verantwortung
für die nationale Sicherheit zu ernennen. Es wurde ihm gesagt: "Geh
zu Abu Mazen und informiere ihn." Bruder Minister Nabil Sha'th kam
mit den beiden Vorschlägen zu mir. Ich antwortete ihm in einem Satz:
"Beide sind gut, beide sind akzeptabel." Er fragte mich: "Ohne
Diskussion?" Ich antwortete: "Ohne Diskussion. Wenn sie sich darauf
einigen, dann ist es gut." Bruder Nabil Sha'th rief mich 15 Minuten
später an um mir mitzuteilen, dass Abu Ammar den Vorschlag
zurückgewiesen und ihm gesagt habe: "Ich möchte von Abu Mazen keine
Vorbedingungen." Ich fragte mich: Stelle ich Bedingungen? Ich sagte
doch nur, beide sind akzeptabel. Die Entscheidung wurde schließlich
im geschäftsführenden Vorstand und im Zentralkomitee diskutiert. Der
Vorschlag wurde dahingehend geändert, dass Nasr Yusuf nur als
Innenminister ohne Verantwortung für die nationale Sicherheit
ernannt werden soll. Ich habe diese Treffen oder Sitzungen nicht
besucht. Und mir wurde gesagt, dass keine Einigung erzielt wurde.
Die Dinge kamen in Bewegung.
Vier Brüder schrieben sechs Vorschläge, um das Problem zu lösen. Es
waren dies Akram Haniyah, Nabil Amr, Ahmad Abd-al-Rahman und Hakam
Bal'awi. Die sechs Punkte lauteten:
1.
Ein Verhandlungskomitee. Ich
fragte, ob dies an irgendeinem Tag ein Problem oder ein umstrittenes
Thema gewesen sei.
2.
Ein Minisicherheitsrat. Wir
stimmten überein, dass dies nicht mein Problem oder Thema sei. Dies
lag nicht in meiner Verantwortung.
3.
Ernennung eines
Innenministers.
4.
Administrative Themen, die
nicht in Angriff genommen werden sollten, außer infolge von
Beratungen zwischen dem Präsidenten und dem Premierminister. Dies
sind Themen, die sich auf das Grundgesetz beziehen.
5.
Gemeinsame monatliche Treffen
zwischen der palästinensischen Führung und der Regierung sind nötig.
6.
Meine Besuche der Sitzungen
des Zentralrates und eine Versöhnung zwischen mir und Hani al-Hasan,
weil hier ein Problem besteht, das gelöst werden sollte.
Diese Punkte wurden natürlich
diskutiert. Jeder sprach darüber, doch es gab keine Ergebnisse.
Brüder, das wirkliche Problem
ist, dass wir bei allen Forderungen, die wir stellten, auf
israelische Ablehnung trafen. Ich erklärte euch diese Forderungen.
Es gelang uns auch, die USA von diesen Forderungen zu überzeugen.
John Wolf sprach über diese Forderungen, die sehr einfach sind. Wir
wünschten, dass sie eine Anzahl von verurteilten Gefangenen frei
ließen, dass sie den Bau der Mauer durch unser Land stoppten und
dass sie die Straßensperren aufhoben. Sie boten uns nichts an. Sie
sagten immer: "Wir wollen, dass Abu Mazens Regierung dies oder jenes
tut." Ich bin kein Angestellter, der für sie oder andere arbeitet.
Wenn ihr diese Regierung wollt, dann helft ihr. Dies zeigt doch,
dass sie diese Regierung gar nicht wollten.
Die Amerikaner sprechen Tag und
Nacht über den Rückhalt und die wachsende Unterstützung für Abu
Mazen. Wir erlauben oder akzeptieren diese Art von Reden nicht, wenn
es keine Hilfe gibt.
Brüder, anscheinend ist meine
Art zu arbeiten inakzeptabel für jedermann. Vielleicht bin ich
selbst inakzeptabel. Israel sagt, der Mann ist gut und bekämpft uns.
Hamas sagt, dieser Mann ist uns gegenüber ehrlich und bekämpft uns.
Die palästinensische Führung versetzt uns eine Tracht Prügel, um an
die Türen der palästinensischen Legitimität zu hämmern. Ich bitte um
nichts und ich möchte nichts. Derjenige, der entweder alles oder
nichts sagt, lügt. Ich habe dies nie gesagt. Ich habe immer über
diejenigen, die entweder alles oder nichts sagten, gelacht. In der
Tat weiß derjenige, der dies sagt, überhaupt nichts.
Leider haben die arabischen und
palästinensischen Satellitenkanäle zu Irreleitungen beigetragen. Ich
sah mehrere Sendungen (die ich nicht weiter nennen will), die uns
ausbeuteten und voller Gift gegen uns waren. Jeder, der in diesen
Sendungen erschien, sagte: Ich sage von meiner Position aus. Er
nimmt Positionen ein und gibt Entscheidungen von sich. Sie senden
stundenlang Werbung und wir waschen die schmutzigste Wäsche in ihren
Sendungen. Es besteht kein Zweifel, dass diese Satellitenkanäle
unser Gewissen und unsere Sache verletzt haben.
Zum Schluss möchte ich euch die
folgende Geschichte erzählen. An einem Tag wurde die Belagerung von
Präsident Abu Ammar verstärkt und der Hammer begann, an seine Tür zu
klopfen. Hani al-Hasan bat mich, mit jemandem zu reden. Ich sprach
mit dem israelischen Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer. Ich
fragte ihn: Was geht da vor? Ich möchte ihn (Abu Ammar) sehen. Er
sagte mir: "Du bekommst meine Antwort." Die Brüder im
Regierungsgebäude riefen mich alle 30 Minuten an und fragten, wie
sich die Dinge entwickeln. Ich bat sie zu warten. Ich fragte mich
dann, ob ich aus meinem Haus gehen konnte. Ben-Eliezer ließ mit
seiner Antwort lange auf sich warten, und so sagte ich mir, das
beste sei, nach draußen zu gehen und nach meinen Brüdern zu sehen,
die zusammen waren, und sie zu konsultieren, bevor ich Abu Ammar
besuchte. Ich ging zu dem Gebäude, in dem die Brüder waren. Ich fand
dort etwa zehn Mitglieder des Zentralrates und des revolutionären
Rates und weitere Brüder vor. Ich sagte ihnen: Brüder, ich habe
darum gebeten, Abu Ammar zu sehen. Sagt mir, was ich ihm sagen soll,
damit ihr nachher nicht sagt, ich habe alles allein gemacht. Was
wollt ihr, dass ich ihm sage?
Ich hörte zu. Nach einigen
Diskussionen wurden bestimmte Vorschläge geäußert. Mir wurde dann
jedoch nicht erlaubt, zu Abu Ammar zu gehen. Deshalb sandte ich ihm
die Vorschläge per Fax. Ich sagte ihm: Die Brüder schlagen folgendes
vor, eins, zwei, drei. Wir warten auf deine Antwort. Falls es mir
nicht erlaubt wird, dich zu sehen, erwarten wir deine Antwort per
Fax. Die Antwort vom Regierungsgebäude war an "das Gebäude der
Schmach" gerichtet. Es war von Bruder Hani al-Hasan persönlich
geschrieben, der das, was besprochen worden war, als Konspiration
zum Sturz von Abu Ammar betrachtete. Es kamen bewaffnete Männer und
eröffneten das Feuer auf Nabil Amr's Haus. Sie betrachteten ihn als
denjenigen, der diese Vorschläge verkündet hatte und als "einen von
denen, die vorhaben, das palästinensische Regime zu stürzen". Die
Geschichte wiederholt sich.
Heute sandte ich Abu Ammar meine
schriftliche Rücktrittserklärung. Gottes Frieden und Segen sei mit
euch."
hagalil.com
19-09-2003 |