Mahmud Abbas:
"Ich habe keine Angst vor dem Hamas – nur vor Allah"
Drei Tage vor den Wahlen zum
Amt des Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde sagte der
Kandidat der Fatah Mahmud Abbas (Abu Mazen) am Mittwoch in einem
Sonderinterview mit der israelischen Tageszeitung Ma'ariv: "Wenn ich die
Wahlen gewinnen werde, dann wird das eine ausgezeichnete Chance für den
Frieden sein. Ich werde die road map in ihrem ganzen Umfang zur
Umsetzung bringen, und wir hoffen, dass auch die israelische Seite auf
unsere Forderungen eingehen wird."
Wie beabsichtigen Sie, mit
den Schwierigkeiten fertig zu werden, die Sie im inneren wie auch im
äußeren erwarten?
Wir stehen vielen Hindernissen
gegenüber. Rund 60 Prozent unserer Bevölkerung ist verarmt. Es gibt
große Arbeitslosigkeit. Es gibt Straßensperren, Siedlungen, einen Zaun
und Gefangene. Außerdem führen wir einen Dialog mit den übrigen
palästinensischen Gruppierungen, um bei uns zuhause Ordnung zu schaffen.
Wir haben einen Dialog mit der israelischen Seite. Wir haben Europa und
die USA um wirtschaftliche Hilfe gebeten. Es gibt viele Probleme. Ich
hoffe, dass wir mit diesen Problemen umgehen und fertig werden können.
Sind Sie optimistisch?
Ich mag Worte wie
"optimistisch" oder "pessimistisch" nicht. Ich habe Hoffnung.
Was werden Sie als Erstes
nach Ihrer Wahl tun?
Wir werden einen Dialog mit der
israelischen Seite beginnen, um zu sehen, ob Bereitschaft für einen
Prozess besteht. Dies wird nicht auf Kosten einer Lösung der internen
Probleme geschehen. Diese Dinge müssen gleichzeitig angegangen werden.
Was wird geschehen, wenn wir
an den Verhandlungstisch zurückkehren?
Wir sind an Verhandlungen
interessiert, da wir daran glauben, dass sie Erfolg haben werden. Wir
sind unsererseits bereit, wenn Israel interessiert ist, dann los.
In Ihren Reden in den
vergangenen Tagen hören Sie sich wie eine Kopie Arafats an.
Ich bin der Rede Yasser Arafats
verpflichtet, die er vor dem Palästinensischen Gesetzgebenden Rat
gehalten hat. Wenn diese Rede extremistisch war, dann bin ich
extremistisch. Aber sie ist nicht extremistisch. Ich habe seine Worte
gelesen, und sie sind logisch, pragmatisch und ich bestätige sie, Wort
für Wort. Ob ich eine Kopie Arafats bin? Ein Mensch kann keine Kopie
eines anderen Menschen sein. Jeder hat seine eigenen Anschauungen und
Meinungen, doch ich bin der Politik Arafats verpflichtet.
Gestern in Khan Younis haben
Sie Israel als den "zionistischen Feind" bezeichnet.
Zu dem Thema möchte ich nicht
Stellung nehmen.
Ihr Parteiprogramm spricht
von den Reformen. Das wichtigste Thema ist die Fusion der
Sicherheitsorgane.
Wir haben einen klaren Plan, um
die Sicherheitslage zu verbessern. Es besteht kein Zweifel daran, dass
wir in den Sicherheitseinrichtungen Ordnung schaffen müssen und eine
Einrichtung auf die Beine stellen müssen, die diese
Sicherheitseinrichtungen beaufsichtigt, damit sie ihre Aufgaben erfüllen
können. Wir wissen, wie man das macht. Wir sind interessiert daran, um
das Sicherheitsvakuum zu beenden.
Kann die Autonomiebehörde in
den Abkopplungsplan einbezogen werden?
Wir sind in der Lage, ein Teil
des einseitigen Plans zu sein, unter der Bedingung, dass er ein Teil der
Durchführung der road map ist.
Kann sich die israelische
Öffentlichkeit nach dem Rückzug aus Gaza aber sicher fühlen oder wird
der Beschuss gegen Israel weitergehen?
Die israelische Öffentlichkeit
muss sich sicher fühlen, aber auch die palästinensische Öffentlichkeit.
Ich hoffe, dass sich beide Seiten sicher fühlen werden. Ich kann sagen,
dass wir beabsichtigen nach dem Rückzug die volle Verantwortung für die
Sicherheit im Gazastreifen zu übernehmen.
Beim Hamas sagt man, dass
Ihre Rede gegen den Beschuss durch Kassam-Raketen ein "Messerstich in
den Rücken" sei.
Meine Position zu diesem Thema
ist klar, aber sie umfasst auch Israel. Jedes Mal, wenn der Hamas und
der Jihad Raketen abfeuern, die niemanden verletzen, schießt Israel
zurück und tötet zehn Menschen. Die Angriffe des Hamas sind ein Fehler,
und so auch die Reaktion Israels. Obwohl ich von den palästinensischen
Organisationen gerügt wurde, habe ich meine Meinung gesagt – ich bin
gegen die Raketenangriffe.
Ma'ariv, 5.1.05
Botschaft des Staates Israel
hagalil.com
07-01-2005 |