Finstere Mächte:
Syrien schürt nahöstliche Instabilität
Von Ulrich W. Sahm
"Innerhalb von wenigen Sekunden können die
Geister des Bürgerkriegs zurückkehren." Das sagte ein
Nahostbeobachter, der die schlimmsten Jahre des Bürgerkriegs in
Beirut miterlebt hat. Die Fehden zwischen bewaffneten Warlords,
drusischen und christlichen Clans, Schiiten und Palästinensern sind
nicht vergessen. Die radikalislamische Hisbollah erfand damals die
zielgenaueste Waffe der Menschheit: Selbstmordattentäter.
Vor allem Rafik Hariri ist zu verdanken, dass Libanon nach dem
Bürgerkrieg wieder aufgebaut wurde. Aber im Libanon herrschten
weiterhin "finstere Mächte". Sie garantierten Stabilität, schreckten
aber nicht vor Gewalt, Verbrechen und politischem Druck zurück,
Libanon zum Vasallenstaat zu machen. Die Syrer beherrschen den
Zedernstaat mit Geheimdienst und 40.000 Truppen. Syrien gerät
zunehmend unter Druck, Libanon wieder zu einem "freien Staat ohne
syrische Vorherrschaft" werden zu lassen.
Syrien beherbergt Befehlszentralen palästinensischer und anderer
Terrororganisationen. Abu Daud, der Drahtzieher des Anschlags auf
die olympischen Spiele in München 1972, lebt unbehelligt in
Damaskus. Alois Brunner, Gehilfe von Adolf Eichmann fand dort Asyl.
Terroristen, die sich im Irak in die Luft sprengen, werden durch
Syrien geschleust. Die libanesische Hisbollah wird über Syrien mit
Raketen ausgestattet, die den ganzen Staat Israel gefährden. Und
nicht zuletzt widerspricht die syrische Präsenz im Libanon
inzwischen den Vorstellungen der westlichen Welt.
Die Ermordung von Rafik Hariri mit einem Sprengsatz, wie er seit
fünfzehn Jahren nicht mehr in Beirut explodiert ist, beschwört
wieder die Geister des Bürgerkriegs im Libanon. Klar ist, dass es
allein mit einem brüchigen Waffenstillstand zwischen Israel und den
Palästinensern nicht getan ist, wenn man über "Frieden in Nahost"
redet.
hagalil.com
15-02-2005 |