Das Oberrabbinat der ZaHaL
wird über die Todeserklärung entscheiden:
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Nach der Bekanntgabe des
mutmaßlichen Todes der entführten israelischen Soldaten wird vor allem
die Hisbollah bzw. deren Führer Nasralla wegen früherer Behauptungen
kritisiert, denen man entnehmen konnte, dass die Entführten noch am
Leben sind. Auch die Art der Bekanntgabe durch die israelische Armee,
die sich nicht zu einer eindeutigen Todeserklärung aufraffen konnte,
wird kritisiert. Der Oberrabbiner des Heeres wird entscheiden, ob es
sich bei den drei Vermissten "um Gefallene mit unbekanntem
Bestattungsort" handelt - die offizielle Todeserklärung.
Die Angehörigen der Entführten, waren
auch Opfer der beschämenden, unmenschlichen Ablenkungsmanöver der
UNIFIL-Kommandeure und hoher UNO-Beamter in New York, die sich so
verhielten, als seien die Familien der Entführten und nicht die
Entführer der Feind der UNO. Die widersprüchlichen, arroganten
Erklärungen der Hisbollah streuten noch Salz in die Wunden, nicht nur
der Familien, sondern der ganzen israelischen Öffentlichkeit. Der
Scheich Nasralla, ein Lügner und Terrorist, ließ durchblicken, Israel
müsse auf alle seine Forderungen eingehen, sonst lade es die Schuld an
dem Schicksal der Entführten auf sich, und viele neigten dazu, ihm zu
glauben, doch während er dies sagte, waren die Soldaten offenbar schon
nicht mehr am Leben. Gestern mussten die Familien eine menschliche und
öffentliche Prüfung erdulden, die beispiellos dasteht: Mit höchster
Wahrscheinlichkeit, so wurde bekanntgegeben, seien die Soldaten tot. Was
bedeutet ‘höchstwahrscheinlich’? 100 oder 85 % Sicherheit? Der
Oberrabbiner der IDF sollte nun möglichst bald bekanntgeben, dass die
drei Soldaten als Gefallene anzusehen sind, "deren Bestattungsort
unbekannt" ist. Dieses Verdikt macht dem Leiden der Familien kein Ende,
ermöglicht aber wenigstens die notwendigen Abschieds- und
Trauer-Rituale. Im Herzen der Familien glimmt sicher immer noch ein
Fünkchen Hoffnung. Die Hoffnung stirbt zuletzt, schreibt Sever Plotzker
in Jedioth.
Ähnlich auch Alex Fishman (ebenfalls
Jedioth): "Die Angehörigen der entführten Soldaten, die gestern hörten,
es gebe eine Chance von ‘eins zu einer Million’, dass ihre Söhne noch am
Leben seien, werden weiter zwischen Verzweiflung und einem Fünkchen
Hoffnung hin - und hergerissen. Die Armee wollte sich fair und
aufrichtig verhalten und die Familien auf den Boden der Realität
zurückführen, so bitter diese auch sein mag, doch sie hatte nicht den
Mut, den letzten Schritt zu wagen. Wenn die Armee überzeugende Beweise
für den Tod der Soldaten hat, soll sie den Familien die Wahrheit sagen.
Wenn sie das nicht über sich bringt, hätte sie noch ein paar Tage warten
sollen, bis der Oberrabbiner des Heeres die endgültige Entscheidung
trifft und die drei offiziell für tot erklärt. Was hatte sie es so
eilig, mit dieser nebulösen Erklärung an die Öffentlichkeit zu treten?"
Auf israelischer Seite gelangte man im
Grunde schon einige Tage nach der Entführung zur der Vermutung, dass die
drei Soldaten tot sind. Während des ganzen letzten Jahres gingen keine
Informationen ein, die den Schluss zuließen, dass sie trotzdem noch am
Leben sind. Europäische Emissäre, die in der Region herumreisten, und
sogar der russischen Präsident behaupteten, sie hätten die Information
erhalten, dass die drei noch lebten. Bei näherer Untersuchung stellte
sich heraus, dass dieses Material nicht fundiert war.
Auch das Verhalten von Nasralla gab
keinen konkreten Hinweis darauf, dass sie noch am Leben sind - das
berühmte unscharfe Foto, auf dem zwei Männer in Krankenhausbetten zu
sehen sind, war offenbar fabriziert. Faktisch drang während der langen
Monate, in denen Deutsche mit der Hisbollah verhandelten, fast keine
Information über ihr Schicksal durch.
Von heute ab werden die Verhandlungen
mit der Hisbollah sich in israelischer Sicht nur noch um die Herausgabe
der Leichen der Entführten drehen. Israel hat in der Vergangenheit auch
für die Herausgabe der sterblichen Überreste von Soldaten einen hohen
Preis bezahlt. Das Erpressungspotenzial des Gegners verringert sich, man
darf allerdings nicht vergessen, dass die Hisbollah offenbar Elchanan
Tannenbaum gefangen hält, und somit noch immer über Druckmittel
verfügt.“
Seinem System getreu ließ der
Generalsekretär der Hisbollah sich auch gestern nicht in die Karten
schauen. Er bestand darauf, keine Informationen herausgeben, bevor alle
seine Forderungen, Freilassung libanesischer und palästinensischer
Gefangener, erfüllt werden.
Es gab weltweit Bemühungen zur
Befreiung der Gefangenen
In Jedioth weist Shlomo Papierblatt
auf die weltweiten Bemühungen zur Befreiung der Vermissten hin: "Im
Oktober 2000 berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ,
nachdem sich die Hisbollah an die deutsche Regierung gewandt habe,
hätten ihre Vertreter begonnen, in der Sache tätig zu werden, seien
jedoch auf eine „peinliche“ Ablehnung seitens Israel gestoßen. Hierzu
ist zu bemerken, dass es in vergangenen Jahren nach deutscher
Vermittlung gelungen ist, die sterblichen Überreste der Soldaten Fink,
Elsheich und Ilija nach Israel zurückzubringen.
Im Januar dieses Jahres erschienen
erneut Meldungen über deutsche Vermittlung, und in verschiedenen
Zeitungen im Libanon und Europa wurde über ein „sich abzeichnendes
Geschäft zwischen Israel und der Hisbollah“ berichtet. Unter anderem
wurde der Leiter des deutschen Geheimdiensts, August Hanning, als
Verhandlungsleiter zwischen den Seiten genannt. Das Umfeld Nassrallahs
bestätigte die Meldungen, in Jerusalem wurden sie dementiert. Deutsche
Zeitungen berichteten hartnäckig von verschiedenen Vermittlungsschienen.
haGalil onLine
30-10-2001 |