Die Libanesische Tageszeitung The Daily Star:
"Es ist Zeit für die Araber, das Vertrauen der Israelis zu gewinnen"
Die libanesische Tageszeitung The Daily Star veröffentlichte am 21.
November 2002 einen namentlich nicht gekennzeichneten Kommentar zur Wahl
von Amram Mitzna zum Vorsitzenden der israelischen Arbeitspartei. Der
Kommentar in der liberalen englischsprachigen Zeitung des Herausgebers
und Chefredakteurs Jamil K. Mroue sieht in der Wahl Mitznas die Hoffnung
auf eine Wiederaufnahme arabisch-israelischer Gespräche. Um einen
Wahlsieg Mitznas bei den kommenden Wahlen im Januar 2003 zu
unterstützen, ruft der Autor die arabischen Regierungschefs dazu auf,
durch ernsthafte Angebote die Bereitschaft der israelischen Bevölkerung
für solche Verhandlungen zu bestärken:
"Mit der Wahl des Ex-Generals Amram Mitzna für die Parlamentswahlen am
28. Januar 2003 wird der arabischen Welt von den Mitgliedern der
israelischen oppositionellen Arbeitspartei ein Ölzweig, dem wieder Leben
eingehaucht wird, gereicht. Aber er ist klein und zerbrechlich, nachdem
die israelisch-palästinensische Gewalt der letzten zwei Jahre einen
großen Prozentsatz der Wählerschaft des jüdischen Staates in das Lager
verschiedenster Fanatiker trieb. Sowie die Dinge jetzt stehen, wird
Ariel Sharon mit Leichtigkeit sowohl den Vorsitz der kompromisslosen
Likudpartei als auch das Amt des Ministerpräsidenten behalten.
Die Regierung Sharons war für die Israelis genauso verheerend wie für
die Palästinenser. Seine ungeschickten Versuche, ein unterdrücktes Volk
noch weiter zu unterdrücken, beschleunigte nur das Abschlachten von
Unschuldigen auf beiden Seiten. Und seine Ablehnung, Verhandlungen zu
akzeptieren, hat jede noch verbliebene Hoffnung, dass aus den stinkenden
Hinterlassenschaften seiner fehlgeschlagenen Politik irgendeine Art von
Frieden entstehen könnte, vernichtet. Stattdessen hat die
Hoffnungslosigkeit die Wirtschaft Israels ebenso wie die der besetzten
Gebiete völlig zerstört; zwar sind die Probleme Israels weniger akut,
aber das Leid ist trotz allem sehr real.
Wie in dieser Zeitung mehr als einmal zu lesen war, Mitzna hat das
Potential, den Stillstand, der die Israelis wie die Palästinenser einer
besseren Zukunft zu berauben droht, zu durchbrechen. Aber erst müsste er
gewählt werden, und das verlangt mehr als von den Israelis zu erwarten,
dass sie sich reif und vernünftig verhalten. Es erfordert auch ein
Verhalten der Palästinenser, dass den Beweis dafür liefert, wie die
Dinge anders laufen könnten. Das bedeutet, von kurzsichtigen Taktiken,
die Sharon 2001 und Benjamin Netanjahu 1996 Auftrieb gaben, abzusehen.
Die Wahl, die die Israelis treffen sollen, ist klar; Deswegen ist alles,
was ihr Urteil vernebelt, ein Sieg für Sharon und seine Verbündeten. Um
für ihre plumpe Politik Unterstützung zu bekommen brauchen sie
Blutvergießen und so werden sie weiterhin heimlich Beifall spenden, wann
immer ein Selbstmordattentäter ein Cafe in die Luft sprengt. Die
militanten palästinensischen Gruppen, die sich dieser Mittel bedienen,
müssen diese Angriffe beenden, und zwar schnell. Was hier zur Debatte
steht ist nicht die Frage von richtig und falsch, sondern von
intelligent oder dumm. Warum jemandem helfen, der einen hasst?
Über eine Aussetzung der palästinensischen Anschläge hinaus (je länger
desto besser), müssen die israelischen Wähler auch davon überzeugt
werden, dass die ganze Propaganda, es gebe keine Verhandlungspartner,
völliger Blödsinn ist. Yasser Arafat unternahm nach Veröffentlichung des
Wahlergebnisses der Arbeitspartei den ersten Schritt, indem er die
Hoffnung ausdrückte, dass ,Mitzna in die Fußstapfen von (Yitzhak) Rabin
tritt und sein Werk vollenden wird'. Aber er und andere arabische Führer
müssen mehr unternehmen, wenn Sharons Führung beendet werden soll. Dafür
haben sie bereits ein effektives Mittel:
Die arabische Friedensinitiative, die im März einstimmig auf dem Gipfel
der Arabischen Liga in Beirut angenommen wurde, hat alles, was die
Initiierung eines vollständigen und umfassenden Friedensabkommen
benötigt.
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