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Israelisch-Kurdische Kontakte:
Die Türkei bestimmt Freund und Feind Israels
Von Haydar Isik, 30.Juni 2004
Der berühmte Elia Kazan
hatte in einem Film den Charakter eines Türken etwa so gezeigt: In
den Jahren 1915/16 versuchte eine griechische Familie ihren jungen
Sohn, während des Völkermordes an Armeniern zu retten, sie schickte
ihn deshalb zu seinem reichen Onkel nach Istanbul. Die Familie gibt
ihrem Sohn einen Gürtel mit, in dem Goldstücke waren. Unterwegs
merkt ein Türke, dass der junge Mann viel Gold bei sich trägt. Der
Türke lässt ihn keine Sekunde aus den Augen und bietet ihm seine
Freundschaft und Brüderschaft an, welche von dem Griechen aber jedes
Mal abgelehnt wird. Aber der Türke hat ihm einmal seine Freundschaft
bekundet, und ob er will oder nicht, muss er Freund bleiben,
natürlich bis dieser ans Geld gekommen ist.
Heute verhält sich die Türkei
vollkommen ähnlich und lässt den anderen Staaten und Völkern keine
Freiheit, selber Freunde zu wählen. Neulich haben die türkischen
Politiker Israel den Finger gezeigt und vorgeworfen sich in
Kurdistan zu engagieren. Erst erzählt Außenminister Gül beim
Frühstück dem amerikanischen Journalisten Seymour Hersh, dass die
Israeli im Nord Irak (Südkurdistan) den Kurden bei der Ausbildung
der Sicherheitskräfte helfen. Nachdem der Journalist dieser
"Information" aufgesessen war, erklärt Gül sehr besorgt und
beleidigt, dass der Staat Israel so etwas nicht machen darf. Das
heißt, um mit den Kurden zusammen zu arbeiten, muss Israel erst die
Erlaubnis der Türkei einholen. Aber die Türkei selber hat alle
Freiheiten Beziehungen mit arabischen Staaten und Palästinensern zu
pflegen. Man muss darüber nachdenken, warum Ministerpräsident
Erdogan, die Politik des Staates Israel als Staatsterror
definiert hat? Bis jetzt hat sich kein arabischer Staatsmann in
dieser Härte geäußert. Zum ersten hat die Türkei die Zügel der
EU in der Hand, deshalb wollen und können türkische Politiker gegen
Israel harte Kritik einbringen, um ihren moslemischen Brüdern in der
Türkei, Arabien und Persien einen Gefallen zu tun. Zum zweiten
wollen sie ihre Vorherrschaft in der islamischen Welt aufbauen.
Einmal Freund ist immer Freund; einmal Feind
ist ewig Feind.
Diese Mentalität, alles gehört mir, ist in der
türkischen Gesellschaft sehr tief verankert. Diese Situation sieht
man sehr anschaulich bei den sog. türkischen Linken. Sie waren sehr
verärgert, weil die Kurden die Befreiung des Iraks und das Vorgehen
der USA begrüßt haben. Deshalb haben die türkischen Linken die
Kurden als Kollaborateure und das Werkzeug von Imperialisten
abgestempelt.
Das heißt, weder Israeli noch Kurden dürfen ihren
nationalen Interessen nachgehen, weil dies unseren türkischen
Freunden nicht passt. Sie wollen, dass die Kurden Knechte der
kemalistischen Regimes bleiben.
Ich habe in zahlreichen Artikeln die allgemeine
Meinung der Kurden in Türkisch und Deutsch zum Ausdruck gebracht,
dass die Juden und Kurden zwei Völker in der Region sind, die von
ihren Nachbarn am liebsten in einem Glas Wasser ertränkt werden
sollen. Diese beiden Völker sind historisch miteinander verbunden.
Außerdem ist der Holocaust an Juden und der Völkermord an Kurden von
einer Politik der Rassentrennung verursacht worden. Hitlers
Faschismus und der Kemalismus sind sich nahe stehend und von
Rassenpolitik beeinflusst. Deshalb haben Kurden und Juden, bei
allen Unterschieden auch ähnliche Schicksale.
Der große Theatermann George TABORI, am
5./6. Januar 2000 im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung
veröffentlicht: „(...) Natürlich war es eine große Tragödie, was
uns Juden widerfahren ist, aber die Frage ist doch: War es auch eine
spezielle, einmalige Tragödie? Ich muss jetzt aufpassen, dass ich
das richtige sage: Für mich war der Holocaust nicht eine einmalige
Sache. Den Kurden ... ist ähnliches widerfahren. (...)“
Die Türkei ist wie eine Katze, die jedes Mal auf
ihre Füße fällt. Die Lage der Weltpolitik wurde jedes Mal zu Gunsten
der Türkei entschieden. Während des Kalten Krieges war sie wichtiger
Partner der Nato gegen den Kommunismus. Später verkaufte sie sich
wegen der neu entstandenen Türkvölker südlich von Russland teuer.
Nun, jetzt will sie sich wegen ihres angeblichen milden
Islamverständnisses bei der USA und der EU als strategischer
Partner verkaufen. Es ist eine Tatsache, dass sie von den westlichen
Ländern ziemlich hinauf befördert worden ist. Die USA und EU
glauben, dass sie mit der Türkei dem radikalen Islam domestizieren
können. Herr Präsident Bush sagt: „Als ein Moslemisches Land kann
die Türkei den Menschen Freiheit und Hoffnung geben.“ Er und die
EU-Politikern sprechen von Laizismus und Demokratie in der Türkei,
welche wir, die Kurden, seit achtzig Jahren suchen, aber nicht
finden. Demokratie ist in der Türkei eine Fatamorgana. Da denken
weder die Politiker der USA noch der EU daran, dass die Türkei
Freiheit und Hoffnung von 20 Millionen Kurden in ihrem Land zerstört
hat.
Diese Unterstützungspolitik des Westens kommt der
Türkei gut gelegen, deshalb hat sie vor Kurzem mit allen Mitteln
erfolgreich einen Türken zum Generalskreter der Islamischen
Konferenz gemacht, um damit ihren Druck auf die USA und EU zu
stärken. Die Türkei wurde besonders von der EU gestärkt, damit
sie ihre Macht in der Region ausbreiten kann. Ich bin der Meinung,
dass diese Türkei, die weder demokratisch noch säkular ist, in
Zukunft Israel, der USA und EU Problem schaffen wird.
Die Türkei unterhält vielfältige politische
und wirtschaftliche Beziehungen mit arabischen Ländern und mit
Persien aber sie will es Israel nicht zugestehen ihre Interessen in
Kurdistan wahr zu nehmen. Wenn Kurden mit Israel politische und
wirtschaftliche Kontakte zupflegen versuchen, werden sie beschimpft.
Die Türkei versucht wie einst das Osmanen Reich "Gott der Region" zu
werden.
Jeder ehrliche Mensch muss eine Antwort darauf
finden, ob dieses System in der Türkei demokratisch ist? Wie
kann man diese Tschingis Khan Mentalität in der Türkei als Hoffnung
der Menschen bezeichnen!
hagalil.com
01-07-2004 |