Kurdische Sprache:
Schikanen des türkischen Generalstab
Haydar Isik
Leyla Zana und ihre
Abgeordneten Kollegen kamen vor Kurzem auf Druck von Außen frei.
Nach ihrer Freilassung empfangen Zehntausende begeisternde Menschen
sie in Türkisch-Kurdistan. Bei diesem Massenempfang sprach Leyla
Zana auch Kurdisch. Daraufhin hat der Vize Generalstabchef Ilker
Basbug die Behörden verwarnt und seine Verwunderung darüber zum
Ausdruck gebracht, dass ein solcher Empfang der kurdischen
Abgeordneten nicht schon im Vorfeld verhindert wurde.
Am nächsten Tag leitete die Polizei gegen Zana ein
Ermittlungsverfahren ein. Sie war bereits zehn Jahre lang im
Gefängnis, weil sie im türkischen Parlament einen Satz Kurdisch
sprach. Und wenn sie jetzt wieder ins Gefängnis geschickt wird,
wundere ich mich nicht.
Die Beispiele kann man beliebig erweitern.
Wiederum hat der Generalstabchef in diesem Monat Juli einen Befehl
an die Bürokratie geschickt, dass die Lehrer-Gewerkschaft EGITIM-SEN
geschlossen werden muss, weil sie in ihre Satzung „das Recht jedes
Individuums auf das Erlernen der Muttersprache“ aufgenommen hat. Auf
Befehl des Generalstabchefs wurde EGITIM-SEN angeklagt und der
Richter hat den Verantwortlichen der Gewerkschaft 60 Tage Frist
gegeben, um ihre Satzung entsprechend zu ändern, damit die Generäle
ihnen nichts vorwerfen können.
Die Türkei rühmt sich, die Kopenhagener Kriterien
erfüllt zu haben. Aber wir beobachten ganz das Gegenteil in der
Praxis. Jeder aufmerksame Mensch hat überall in der Presse gelesen,
dass die Türkei die kurdische Sprache freigestellt. Ja sogar begann
man für die zwanzig Millionen Kurden in der Woche zweimal eine halbe
Stunde im TV Kurdisch zu senden. Dies sehe ich als Fortschritt und
würde mich sehr freuen, wenn die Türkei sich weiter an die Werte
freiheitlicher Gesellschaft anpassen würde. Aber diese Haltung des
Staates ähnelt den sogenannten Mehter Marsch Musikanten, die beim
Spielen zwei Schritte vor dann einen Schritt rückwärts machen. Wenn
sie auf diese Weise bis nach Wien kamen, ja wenn sie alle Schritte
vorwärts gemacht hätten, denke ich, hätten sie wahrscheinlich erst
der atlantische Ozean gestoppt.
In welchem westlichen Land gibt es so einen
Generalstab mit diesen Freiheiten, um die Gewerkschaften zu
schließen, und die Menschen zu schikanieren? Was hat ein General
mehr als ein Lehrer? Der Lehrer bringt den Menschen Wissen und Würde
bei, und der General lernt den Menschen zutöten. Das heißt, wer
Waffen trägt, hat in der Türkei über allem zu stehen. Ist es nicht
ein Gesetzesbruch, wenn der Generalstab sich überall einmischt?
Wollen die EU Länder diese Situation hinnehmen, dass die türkischen
Generäle mit ihrer vorhandenen faschistoiden Mentalität: „Ein
Staat, eine Nation, eine Sprache, eine Religion“ und mit ihrer
Intoleranz in die EU kommen?
Ist das nicht ein Schlag ins Gesicht der
westlichen Politiker?
Entweder man schafft eine totale Demokratie in der
Türkei, damit alle Menschen davon profitieren, oder man nimmt
diese Tschingis Khan Mentalität der Generäle absichtlich hin.
Der frühere tschechische Präsident Havel sagte:
„Die Fahnen, Grenzen und Länder sind nicht heilig. Heilig sind nur
die Menschen.“ In der Türkei zählen weder das Leben des Menschen
noch die Würde des Menschen. Wir Kurden würden gerne sehen, wenn in
der Türkei eine funktionierende Demokratie herrschen würde!
Wenn die Generäle so aggressiv sind, spiegelt sich
das selbstverständlich auch in der Gesellschaft. Besonders werden
sich die Journalisten als Duckmäuser ihrer wahren Machthaber – den
Generälen - äußern.
Sakir Süter (sakir.suter@aksam.com.tr)
oder (sakir.suter@superonline.com)
schrieb in der Zeitung Aksam einen Artikelunter der Überschrift:
"Letzte Warnung an die Juden" (Musevilere son avans): Der Journalist
ist so aufgeregt wie seine Generäle, nachdem berichtet wurde, der
jüdische Staat habe den Kurden in Südkurdistan-Nordirak bei der
Ausbildung der Sicherheitskräfte geholfen. Im Artikel teilt er dem
Leser mit, dass es in der Türkei "vereidigte Feinde der Juden" gibt:
Bevor wir die Juden persönlich und öffentlich zum "Feind"
erklären, geben wir noch eine letzte Warnung.
In der Türkei hat bis jetzt niemand „Es lebe
Israel“ gesagt - und wird es wohl auch nie sagen. Aber wir sind an
einem Punkt angelangt, wo Millionen in der Türkei ungeduldig darauf
warten auf die Strasse zu gehen um "Nieder mit Israel zu brüllen.
"Gib Antwort!" ruft Sakir Süter und meint damit
Israel: Beweise, dass du unschuldig bist, oder aber entschuldige
dich bald bei den Türken, die dich seit 500 Jahren als Freund
betrachten.
hagalil.com
19-07-2004 |