"Wir müssen verstehen, warum man uns haßt":
A.B. Jehoshua stellt wilde Vergleiche an
"Die Palästinenser sind nicht die
ersten, die vom jüdischen Volk in den Wahnsinn getrieben werden". Diese
Aussage des bekannten Schriftstellers A.B. Jehoshua löste in den
vergangenen Tagen einige Aufregung in Israel aus. Jehoschua hatte
während eines Vortrages in Tel Aviv, der später auch im Radio übertragen
wurde, wilde Vergleiche zwischen dem Holocaust und der heutigen
Situation in Israel angestellt.
Nach heftiger Kritik versuchte A.B.
Jehoshua, seine Worte zu erklären: "In meinem Vortrag sagte ich
folgendes: Der haßerfüllte selbstmörderische Anfall der Palästinenser in
der letzten Zeit treibt sie zu einem irrationalen Verhalten, das ihren
eigenen Interessen widerspricht, und er erinnert mich an anderen Hass,
der in der Geschichte gegen uns gerichtet war, vor allem den absoluten
Hass der Deutschen während des Holocaust. (...) Der Holocaust hat uns
gelehrt, dass wir uns klare Grenzen setzen müssen, uns von der Existenz
innerhalb anderer Völker lösen und eine eigene Lebenserfahrung schaffen
müssen. Nach dem Sechs-Tage-Krieg haben wir gegen das heilige Prinzip
einer klaren nationalen Grenze verstoßen und uns wieder, mit den
Siedlungen, in ein anderes, uns feindliches gesinntes Volk,
hineingepflanzt. Den Preis dafür zahlen wir nun alle, und nur eine
schnelle Trennung und eine echte Grenze zwischen uns und den
Palästinensern kann den blutigen Kreis in der Region stoppen."
Gegenüber der israelischen
Tageszeitung Maariv sagte Jehoshua, er habe keinen Vergleich zwischen
dem Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern und den Verbrechen
der Nazis gezogen. Er habe nur eine Frage gestellt, die sich alle
Israelis stellen sollten, nämlich, "was brachte die Nazis und jetzt die
Palästinenser dazu, uns derart zu hassen? Wir haben eine schwere
Geschichte, und wir kamen hierher, um innerhalb einer jüdischen
Lebenserfahrung zu leben. Das machen wir uns jetzt durch die Siedlungen
kaputt."
Unter den Kritikern, die sich
unmittelbar zu Wort meldeten, ist auch Jehoshuas Kollege Ephraim Kishon,
der zwei mögliche Erklärungen für die Äußerungen Jehoshuas sieht:
"Entweder ist er verrückt geworden, und es soll Leute geben, denen das
schon in relativ jungen Jahren passiert, oder er hat sich überlegt, dass
er damit Schlagzeilen machen und einen Skandal erregen wird."
Tatsächlich ist wohl letzteres der Fall.
Jehoshua hat zwar schon in der
Vergangenheit über den
Zusammenhang zwischen der Shoah und dem Staat Israel öffentlich
nachgedacht und man mag versuchen, seine jüngsten Aussagen in diesem
Sinne zu interpretieren. Doch das wird nicht wirklich gelingen, zu plump
und offensichtlich provokativ sind die Äußerungen der vergangenen Woche.
Offensichtlich will Jehoshua in die Schlagzeilen gelangen, egal mit
welchen Mitteln, ein neues Buch kommt auf den Markt. Provokation
verkauft sich eben gut.
aue / haGalil onLine 24-06-2002 |