MEMRI Special Dispatch, 10.November
2003
Europäische Schläge gegen Israel:
Jordanische Tageszeitung über Martin Hohmann und Israel
Die deutsche Diskussion um die
antisemitischen Äußerungen des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann sowie die
Ergebnisse einer EU-Meinungsumfrage, der zu Folge Israel in Europa als
größte Bedrohung für den Weltfrieden betrachtet wird, griff die
jordanische Tageszeitung Al-Dustour auf. Der Autor Ali al-Safadi nutzt
die Debatten dazu, die Existenz Israels infrage zu stellen. Der Artikel
erschien am 7.11.2003.
"Europäische Schläge gegen Israel
Israel musste zuletzt eine Reihe von
bedrängenden und schmerzhaften Nackenschlägen einstecken und reagierte
darauf wütend und erbost.
Der erste Schlag kam aus dem Osten, wo
Malaysias Mahatir Muhammad Israel als einen arroganten Staat bezeichnet
hat, der Kontrolle und Einfluss über alle Länder der Welt ausüben wolle.
Die Lage spitzte sich weiter zu, als die Europäische Union davon absah,
den malaiischen Standpunkt zu verurteilen und Israel dem französischen
Präsidenten Jaques Chirac vorwarf, diese Verurteilung verhindert zu
haben.
Der zweite Schlag kam aus Deutschland. Dort verglich der CDU-Abgeordnete
Martin Hohmann Juden mit Nationalsozialisten, indem er die Aktionen der
Juden während der bolschewistischen Revolution im Jahr 1917 mit den
Taten der Nazis auf eine Stufe stellte. Hohmann sagte, man könne davon
ausgehen, dass die Juden "ein Verbrechervolk" seien und erklärte
außerdem, dass hochrangige deutsche Persönlichkeiten seine Aussagen
unterstützen würden. Unter ihnen ist der General und Kommandeur der
Sondereinsatzkräfte Rainhard Günzel, der vom deutschen
Verteidigungsminister entlassen wurde, nachdem er Hohmanns Ausführungen
bekräftigt hatte.
Der dritte Schlag kam nun gestern aus Westeuropa. Eine von der
EU-Kommission in Brüssel durchgeführte Meinungsumfrage zeigt, dass die
meisten Europäer Israel für das Land halten, welches den Weltfrieden am
meisten bedrohe. 59% der Befragten in 15 europäischen Ländern setzten
Israel in punkto Gefährlichkeit vor den Iran, vor Nordkorea, die USA und
den Irak. Das entfachte Israels Wut und führte wieder einmal dazu, mit
der altbekannten Behauptung, das Opfer von Antisemitismus zu sein, um
Hilfe zu bitten. Die Resultate der Umfrage werden auf den Antisemitismus
zurückgeführt und nicht auf Israels mörderische Maßnahmen gegen das
isolierte palästinensische Volk. Eine jüdische
Menschenrechtsorganisation erklärte, dass die Ergebnisse der
Meinungsumfrage bestätigen würden, dass in den europäischen
Gesellschaften immer noch antisemitische Gefühle existierten.
Und der Grund dafür liege, so andere
israelische Quellen, im Unterschied zwischen der europäischen und der
israelischen Kultur sowie den negativen Auswirkungen, welche die breite
Berichterstattung der europäischen Medien über die Aktivitäten Israels
habe. Das gelte etwa für die Verbreitung von Nachrichten, die dem Ruf
Israels schaden - wie Scharons Vorhaben, das palästinensische Volk zu
vernichten. All dies führe dazu, dass sich die öffentliche Meinung gegen
Israel wende.
Zwar äußerte der EU-Ratspräsidenten Überraschung über die Ergebnisse der
Umfrage und der italienische Ministerpräsident Berlusconi versicherte,
dass die Umfrage nicht die offizielle Haltung Europas widerspiegele.
Außerdem bekundeten EU-Kommissionspräsident Romano Prodi seine tiefe
Sorge und der EU-Nahostsonderbeauftragte Marc Otte seinen Ärger über die
Resultate. All dies ändert aber nichts an den Gefühlen der europäischen
Bürger, die Zeugnis davon ablegen, dass die Europäer die Entwicklungen
aufmerksam verfolgen, sich der Realitäten bewusst sind und Israel für
die Bedrohung des Weltfriedens verantwortlich machen.
Der Nahe Osten hat sich in einen brennenden Abgrund verwandelt. Seit mehr
als einem halben Jahrhundert, seit Israel auf den Plan getreten ist,
Palästina besetzt und seine Existenz auf Land begründet hat, das ihm
nicht gehört, entzünden sich hier blutige Auseinandersetzungen. Israel
führte immer wieder Krieg gegen seine arabischen Nachbarn, begann einen
Vernichtungskrieg gegen das palästinensische Volk und beraubte es seines
Landes, seiner Rechte und seiner Freiheit. In rassistischer Manier hat
Israel das palästinensische Volk hinter seiner Trennmauer und seinen
Kontrollschranken isoliert. All diese Verbrechen und der tagtäglich
ausgeübte Staatsterrorismus kommen der gesamten Welt zu Ohren. Gemeinsam
verurteilen alle Völker der Erde [diese Verbrechen ] – und zwar, obwohl
die offiziellen Positionen sie aufgrund des amerikanischen Drucks
ignorieren, der jede Verurteilung [durch den Weltsicherheitsrat]
verhindert. Dabei stellt sich Israel außerhalb des internationalen
Gesetzes, ignoriert die menschlichen Werte und weigert sich, den
Beschlüssen der Vereinten Nationen Folge zu leisten.
Wenn jetzt einige europäische Staaten Israel zu Gefallen erklären, dass
sie sich von den Ergebnissen der Meinungsumfrage distanzieren, haben
ihre Bevölkerungen ihre Meinung doch frei, objektiv und unabhängig zum
Ausdruck gebracht. Sie haben verstanden, welch verborgene Gefahr von der
Existenz Israels ausgeht."
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