"Ställe Salomos":
Experten befürchten Kollaps eines Teils des
Tempelberges
Nachrichtenartikel Ha'aretz, 26.09.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Einrichtungen der Verteidigung befürchten, dass
der Bereich der "Ställe Salomos" auf dem Jerusalemer Tempelberg
unter dem Gewicht der Hunderttausende von betenden Moslems, die man
in etwa drei Wochen für die Zeit des Ramadan erwartet, einbrechen
wird, berichtete Radio Israel am Sonntagmorgen.
Die Fundamente der Moschee sind an dieser Stelle
alt und instabil. Eine Kombination von Dacharbeiten am Gebäude und
einem Erdbeben, das sich kürzlich ereignet hatte, hat die
Baustruktur verschlechtert.
Es wird erwartet, dass während des heiligen Monats
Ramadan etwa 200.000 Gläubige die Freitagsgebete auf dem Tempelberg,
der den Moslems als "Al-Haram al-Sharif" bekannt ist, besuchen
werden.
Die Abteilung für Altertum in Jerusalem
(Antiquities Authority), die für die Umsetzung des
Antiquitätengesetzes des Staates Israel verantwortlich ist, sagte,
ein Kollaps des Daches und der Wände sei nahezu sicher.
Premierminister Ariel Sharon hat deshalb Sicherheitseinrichtungen
angewiesen, sich auf die Verhinderung eines großen Desasters
vorzubereiten.
Israel bat Jordanien und die moslemische Autorität
des Waqf, den Zugang zu den Dächern der "Ställe Salomos" und zu den
östlichen Gewölben der Moschee zu blockieren. Der Waqf sagte jedoch,
es bestünde keine Gefahr eines Kollapses und nannte die
Befürchtungen eine israelische Verschwörung, um die Kontrolle über
die verschiedenen Moscheen auf dem Tempelberg-Komplex zu gewinnen.
Wenn der Waqf nicht zustimmt, den Zugang zu dem
betreffenden Gelände zu verhindern, wird die Polizei in Betracht
ziehen, den Zugang durch Polizeikräfte zu blockieren.
"Die Jordanier verstehen das Problem", sagte
Gideon Ezra, der einstweilige Minister für öffentliche Sicherheit,
gegenüber Radio Israel am Sonntagmorgen. "Wir werden keine andere
Wahl haben, als die Anzahl der Betenden auf dem Tempelberg während
des Ramadan zu verringern."
"Ich denke, die Menschen werden das Problem
verstehen. Wir haben nicht die Absicht, Betende daran zu hindern,
auf den Tempelberg zu kommen. Wenn gewisse Bereiche, die unseren
Anforderungen entsprechen, nicht betreten werden dürfen, wird es uns
möglich sein, mehr Betenden Zugang zu gewähren. Wir haben nicht die
Absicht, Moslems daran zu hindern, zum Beten hierher zu kommen",
sagte Ezra.
Anfang September erließ der Oberste Gerichtshof in
Jerusalem eine einstweilige Verfügung, die der Abteilung für
Altertum, dem Minister für öffentliche Sicherheit und dem
Premierminister untersagt, den Waqf zu autorisieren, Tonnen von Erde
vom Gebiet des Tempelberges weg zu bringen, da angenommen wird, dass
diese Erde archäologische Artefakte enthält. Die Erde stammt von
Bauarbeiten, die vor etwa vier Jahren stattfanden. Damals wurden im
Bereich, der als "Ställe Salomos" bekannt ist, große Tore für die
unterirdische Moschee gebaut.
Die Verfügung wurde auf Forderung des "Komitees
zur Verhinderung der Zerstörung von Antiquitäten auf dem Tempelberg"
erlassen. Zu diesem Komitee gehören ranghohe Akademiker, die sich
auf die Archäologie des Tempelberges und seiner Umgebung
spezialisiert haben, Schriftsteller und weitere öffentliche
Personen.
Gemäß der Petition des Komitees "täuschte der Waqf
die israelische Regierung Ende November 1999, als er den Vorwand
benutzte, Notausgänge an der Moschee im Bereich der "Ställe Salomos"
öffnen zu wollen. Diese Moschee war illegal gebaut und im Dezember
1996 eingeweiht worden. Der Waqf nutzte die Nachlässigkeit der
israelischen Regierung und deren Gleichgültigkeit gegenüber dem
Schicksal der archäologischen Reste des Tempelberges zum Vorteil,
grub einen 2.000 Quadratmeter großen und 13 Meter tiefen Graben
unter dem Tempelberg und baute für die Moschee im Bereich der
"Ställe Salomos" eine 10 Meter breite und 13 Meter hohe
Eingangstür."
Streit um baufällige Gebetsstätten:
Israel
befürchtet Unglück auf dem Tempelberg
Es könnte ein Unglück passieren! Tausende, wenn nicht Zehntausende
von Muslimen könnten zu Schaden kommen! Das ist die Befürchtung
israelischer Fachleute und Politiker, wenige Wochen vor Beginn des
Ramadan-Monats...
hagalil.com
28-09-2004 |