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Judentum und Israel
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Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
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Es hat sich in Israel einiges verändert:
Die Türen bei Sbarros sind verrammelt

Ich bin 21 und studiere seit einem Semester Literatur und Medienwissenschaften. Vorher habe ich 13 Monate über den Deutsch-Israelischen-Verein in Gießen meinen Zivildienst in einer Behinderteneinrichtung in Jerusalem / Israel geleistet. Vor einer Woche bin ich für zwei Wochen wieder nach Israel gefahren, meine Gedanken habe ich hier zusammengefügt.

Als ich Familie und Freunden meine Urlaubspläne vorlegte, erhielt ich Verwunderung und Fürsorge: "Kannst du nicht warten bis es ruhiger wird? Fahr doch nach Spanien!" Doch ich betrachtete die Reise freudiger, ich wollte einfach in ein Land in dem ich schon 13 Monate gelebt und reichhaltige Erfahrungen gesammelt hatte: Israel.

Mein Entschluss stand fest, zusammen mit Tom, der mit mir in Jerusalem den "Andren Dienst im Ausland" geleistet hatte, wollte ich für zwei Wochen ins Heilige Land reisen.

Natürlich waren wir uns der angespannten Lage bewusst und kannten die politische Situation, aber wir hatten das Land in einer friedlicheren und unbelasteteren Zeit kennen gelernt. Der Tag an dem mit Ariel Sharons Besuch auf dem Tempelberg die Intifada losbrach und die neue und anhaltende Gewaltwelle ins Rollen kam, lag nach unserer Zeit des Zivildiensts.

Wir hatten also eher weniger Bedenken und gingen anfangs eher blödsinnig-scherzhaft mit der Situation um: Vor der Busfahrt von Eilat nach Jerusalem losten wir aus, wer im Gang sitzen darf - um im Notfall eines Beschusses, nicht direkt am Fenster sitzen zu müssen.

Diese Lockerheit legte sich schlagartig, als wir in die Jerusalemer Innenstadt fuhren und an der Pizzeria "Sbarro" vorbeikamen. Dort hatte ein Bombenattentat vor einem Monat 15 Menschenleben gefordert, wir hatten damals die schrecklichen Bilder im Nachrichtenfernsehen verfolgt.

Der Ort des Grauens war mit Blumen, Kerzen und schwarzweißen Trauerplakaten bestückt und die großen Glasfenster der Pizzeria, die wir aus unserem Zivijahr immer gut besucht in Erinnerung hatten, waren mit schweren, kalten, grauen Metallplatten versiegelt.

Es war ein schockierender Anblick, der uns erkennen ließ, dass die Sicherheit des Landes im Jahr 2001 nicht mit der des Vorjahres zu vergleichen ist.

Auch unsere israelischen Arbeitskollegen zeigten sich unseres Besuches wegen sehr überrascht: "Ihr macht Urlaub, hier?? In Israel???"

Deutlich wurde uns die dramatisch verschlechterte Situation des Landes auch daran, dass doch sehr oft zu hören war, dass Freunde das Land verlassen haben. So arbeiten viele israelische Jugendliche für eine Zeit in Amerika oder Europa oder traveln ausgiebig durch Südamerika oder Indien.

Jerusalem selber kam uns teilweise wie eine andere Stadt vor: Keine amerikanischen oder europäischen Touristen mehr in der sonst so belebten Ben-Yehuda-Strasse.

Trotz der eigentlichen Hauptsaison werden Touristensouvenirs überall zu Sonderpreisen angeboten, in einem Laden gibt es sogar auf alle Artikel einen 25%-Discount - für "brave" (mutige) Touristen!

Auch Israelis sieht man auf den Straßen meist nur die nötigen Besorgungen tätigen, keiner verweilt länger als unbedingt notwendig an einem Platz.

Sie versuchen sich einfach bestmöglich mit ihrer schwierigen Lage zu arrangieren. Viele sagen sie wollten sicht nicht einschränken lassen, ob man Opfer eines Anschlages werde, sei eh nur "Glück".

Die Situation ist einfach allgegenwärtig und in jedem Gespräch kommt man irgendwie auf die Schwierigkeiten des Landes zu sprechen. Oft hört man dann neutrale Statements: "Ich kann eh nix machen", "Die Lage ist schlecht für beide Seiten", "Ich will nur friedlich leben, der Konflikt betrifft mich nicht"...

Es bleibt mir also nur festzustellen, dass sich vieles geändert hat und dass auch ich - nicht nur beim Busfahren - ein ums andre Mal einige ängstliche Gedanken hatte. Menschen mit großen Rucksäcken musterte ich zweimal. Ich bin der Meinung, dass schnellstens etwas passieren muss, denn in ständiger Angst kann keine der beiden Seiten ein unbefangenes Leben führen.

Benni Unger

haGalil onLine 04-09-2001

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