hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

Suche nach dem Ort der letzten Ruhe:
"In Jerusalem werden keine Terroristen begraben"

Israel wehrt sich vehement gegen das Ansinnen der Palästinenser, ihren Präsidenten auf dem Tempelberg zu beerdigen

Von Thorsten Schmitz

Der Grund, weshalb Palästinenserpräsident Jassir Arafat bislang noch nicht offiziell für tot erklärt worden ist, könnte ein ganz banaler sein: Noch wurde nicht vereinbart, wo Arafat begraben werden soll. In eben dieser Unklarheit spiegelt sich der Nahost-Konflikt wider, der von der Frage getragen wird: Welchen Anspruch hat welches Volk auf welches Gebiet? Bereits seit Tagen verhandeln Israel und die Palästinenser hinter verschlossenen Türen über Arafats letzte Ruhestätte.

Die Fronten sind klar: Israel möchte auf keinen Fall Arafats Grab auf israelischem Gebiet haben. Auch soll Arafat nicht im arabischen Ost-Jerusalem begraben werden, das Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert und später annektiert hat. Justizminister Tommy Lapid erklärte am Freitag: "Jüdische Könige liegen in Jerusalem begraben, keine arabischen Terroristen."

Ohnehin betrachtet Regierungschef Ariel Scharon Jerusalem als die "auf ewig unteilbare" Hauptstadt Israels. Um den Anspruch auf das gesamte Stadtgebiet zu zementieren, wurde der Ostteil Schritt um Schritt besiedelt. Inzwischen leben dort rund 200 000 jüdische Siedler. Israel offeriert den Palästinensern zwei Optionen: Ein Begräbnis im Gaza-Streifen im Flüchtlingslager Chan Junis, wo bereits Arafats Schwester ruht, oder aber auf dem "Märtyrer-Friedhof" nahe der Grenze zu Israel. Möglich sei auch ein Grab im Jerusalemer Vorort Abu Dis, melden israelische Medien, wo ein neues palästinensisches Parlamentsgebäude steht und Ministerpräsident Achmed Kurei lebt. Das Verteidigungsministerium favorisiert Abu Dis. Um Spannungen zu vermeiden, heißt es in einem internen Bericht vom Juni, solle Arafat dort eine letzte Ruhestätte mit Blick auf den Tempelberg und die goldene Kuppel des Felsendoms genehmigt werden.

Angeblich soll Arafat den Wunsch geäußert haben, direkt auf dem Tempelberg in der Altstadt Jerusalems begraben werden zu wollen. Diese Ehre war zuletzt dem palästinensischen Jerusalem-Beauftragten Faisal Husseini zuteil geworden, der 2001 einem Herzinfarkt erlegen war. Andererseits hieß es am Freitag, dass Arafat keinen schriftlichen Willen über seinen Grab-Ort hinterlassen habe. Überdies sind in den letzten Wochen Flugblätter radikaler Palästinenser-Milizen aufgetaucht, in denen davor gewarnt wird, Arafat zwischen Al-Aksa-Moschee und Felsendom zu begraben - der Tempelberg würde entweiht, weil Arafat schließlich die gebürtige Christin Suha geheiratet hat.

Israel möchte eine palästinensische Pilgerstätte inmitten Jerusalems verhindern. Zudem würde ein Arafat-Grab in Jerusalem zugleich den Anspruch der Palästinenser auf eine Hauptstadt im Osten Jerusalems zementieren. Selbst der frühere Israel-Premier Ehud Barak war bei seinen weitgehenden Konzessionen an die Palästinenser in der Hauptstadt-Frage nur dazu bereit, den Palästinensern den Vorort Abu Dis als Kapitale zu überlassen. Einem Bericht des israelischen Fernsehens zufolge könnte sich die Beerdigungsfrage noch komplizierter gestalten: Demnach besitzt Arafat ein 13 Quadratmeter großes Familien-Grundstück nahe dem Ölberg in Ost-Jerusalem. Es sei jedoch von Israel nach dem Krieg 1967 wegen "Abwesenheit des Besitzers" beschlagnahmt worden.

Selbst wenn sich Israel und die Palästinenser auf eine Grabstätte einigen, würden sich zusätzlich logistische Probleme stellen. Bei Arafats Beerdigung in der Region kämen auch arabische Staatschefs, mit denen Israel verfeindet ist. Diese würden sich kaum von israelischen Soldaten bei einer Einreise in den Gaza-Streifen kontrollieren lassen. Im Gaza-Streifen selbst könnten die Flugzeuge der Gäste nicht mehr landen, seitdem Israel den mit EU-Mitteln finanzierten palästinensischen Flughafen zerstört hat. Und: Wer garantiert die Sicherheit für die ausländischen Würdenträger, da sich dort immer mal wieder palästinensische Terrormilizen Scharmützel liefern? Eine Beerdigung in Abu Dis wiederum, fürchtet Israel, könnte zu Gewaltausbrüchen seitens der Palästinenser führen, die damit Ost-Jerusalem als ihre Hauptstadt feiern würden. Am liebsten sähe Israel daher Arafat in Jordanien oder Ägypten beerdigt.

Unabhängig von der Grabstätten-Frage wird Israel in dem Moment, in dem Arafats Tod offiziell ist, die allgemeine Alarmstufe auf drei erhöhen - vier ist die höchste Stufe und impliziert einen Angriff auf den jüdischen Staat. Israel fürchtet nach Ablauf einer Trauerfrist eine Zunahme von Terrorangriffen - auch deshalb, weil behandelnde Ärzte aus dem Militärhospital bei Paris gestreut haben, dass Arafats Koma darauf zurückzuführen sei, dass er in den letzten drei Jahren während seines virtuellen Hausarrests in Ramallah keine ausreichende ärztliche Behandlung erhalten habe. Dies könnte die Mär von Israels Schuld an Arafats Tod stärken.

Ansichten aus Israel

hagalil.com 07-11-04

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved