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Klage abgewiesen:
Zimmermann gegen Peri

Von Karl Pfeifer

Die israelische Historikerin Anat Peri veröffentlichte am 24.8.2001 in "Haaretz" eine Antwort auf einen Artikel von Prof. Zeev Sternhell in dem sie u.a. auch Prof. Moshe Zimmermann erwähnte: "Und während die kleinen Staaten Europas tätig sind, um Israel als parallel zu den Nazis anzuprangern, unterstützt Deutschland, das sich nicht erlauben kann, sich so explizit zu äußern jeden israelischen Faktor, der Israel mit den Nazis vergleicht, von der Organisation "Betselem" bis zu Professor Moshe Zimmermann spielt es den guten Polizisten und bestärkt ihre Position in der Region."

Das Bezirksgericht in Jerusalem wies am 25. März 2004 die Klage wegen übler Nachrede zurück, die Prof. Moshe Zimmermann, Leiter des Instituts für Deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, daraufhin gegen die Tageszeitung Haaretz und die Historikerin Anat Peri, eine frühere Studentin Zimmermanns, angestrengt hatte. Zimmermann sah im Beitrag üble Nachrede, weil Peri im Artikel behauptete, Zimmermann würde Israel mit den Nazis vergleichen und dies mit der Tatsache verband, dass Zimmermann aus Deutschland finanzielle Unterstützung erhält.

In ihrem 29 Seiten umfassenden Urteil zitiert die Richterin unter anderem die Antworten von Moshe Zimmermann vor dem Gericht in Jerusalem am 1.4.1997, als er sagte: "Ich sprach über das Thema der Meldung zur Waffen SS. Und da wurde die Frage gestellt, ob auch bei uns daraus eine Konsequenz gezogen werden kann, und da bemerkte ich, dass die Motivation der Soldaten, die sich bei uns melden, um in den [besetzten] Gebieten dienen zu können, in diesem Fall verglichen werden kann.... und was ich wieder betone es handelt sich nicht um die SS, sondern um die Waffen SS, die ja eine Militäreinheit war und nicht, um die unrühmlich bekannte [SS] Polizei...[hervorgehoben K.P.]

Frage: Was war Ihre Absicht gegenüber den Freiwilligen in Israel?
Moshe Zimmermann: Das wurde nicht erörtert. Der Vergleich wurde zur spezifischen Sache der Motivation, wie man Menschen dazu bringt sich zu gewissen Einheiten zu melden gemacht.
Zur Frage des Gerichts ob israelische Soldaten die in den Gebieten dienen bessere Bedingungen haben?
Moshe Zimmermann: Leute die zu einer Einheit wie Duvdevan [Kommandoeinheit] gehen, genießen Prestige.

Tatsächlich sind die oben zitierten Erklärungen von Moshe Zimmermann ungeheuerlich. Und zwar in mehr als einer Hinsicht. Wenn 1997 ein Student im ersten Semester die obige Aussage über den Unterschied zwischen der Waffen SS und der Allgemeinen SS getätigt hätte, wäre er mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Zumal ja bereits fünf Jahre vor diesen Aussagen Moshe Zimmermanns Hellmuth Auerbach im dtv Wörterbuch zur Zeitgeschichte zum Thema Waffen SS unter anderem schrieb:
"Als Wachpersonal in den Konzentrations- und Vernichtungslagern, in Zusammenarbeit mit den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) der SS bei den als 'Partisanenbekämpfung' ausgegebenen Judenerschießungen in Polen und in der Sowjetunion, aber auch bei dem Massaker unter britischen Soldaten in Le Paradis 1940, bei der Niedermetzelung französischer Zivilisten in Oradour 1944 (siehe dort) und bei der Ermordung amerikanischer Kriegsgefangener bei Malmédy im Dezember 1944 haben sich Angehörige der Waffen-SS in besonders eklatanter und unehrenhafter Weise schuldig gemacht. Diese und andere Greueltaten hatten zur Folge, dass der Internationale Gerichtshof in Nürnberg 1946 außer der Allgemeinen SS ausdrücklich auch die Waffen SS nicht nur wegen allgemeiner Kriegsverbrechen, sondern auch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur 'verbrecherischen Organisation' erklärte." (Quelle: "Legenden, Lügen, Vorurteile", 1992, ISBN 3-423-03295-2)

Wenn Moshe Zimmermann die Waffen SS mit dem israelischen Militär vergleicht, dann ist das eine gröbliche Verharmlosung der ideologisch indoktrinierten Waffen SS, die führend am Judenmord beteiligt war. Solche Behauptungen eines israelischen Akademikers sind Futter für rechtsextreme und neonazistische Propaganda und es ist auch kein Wunder, dass Moshe Zimmermann von neonazistischen und holocaustleugnenden Websites hoch gelobt wird.

Die Richterin betonte, dass "das Gericht kein geeigneter Ort ist, um Rechnungen zwischen Berufskollegen zu begleichen, die Meinungsverschiedenheiten sollten innerhalb der akademischen Fakultät ausgetragen werden", so Richterin Judith Shevach.

Zimmermann und Peri kennen sich seit vielen Jahren. Peri war Studentin von Zimmermann, der ihre Magisterarbeit abnahm und ihr dafür die Note 93 [von 100 möglichen Punkten, Anm. K.P.] gab. In ihrer Entscheidung stellte die Richterin fest, dass in Artikeln die Zimmermann schrieb und Interviews die er gab, festgestellt werden konnte, dass Zimmermann zwischen israelischen Institutionen und den Nazis Vergleiche gezogen hat und Geld von deutschen Forschungsstiftungen erhalten habe und deswegen es zulässig sei, die Meinung zu äußern es bestehe ein Zusammenhang. In diesem Fall ist die Darstellung Peris, dass Zimmermann die Finanzierung aus Deutschland aufgrund seiner Ansichten erhalten hätte, nachvollziehbar und aus den Umständen ableitbar.

Die Richterin betonte, dass der Artikel von Anat Peri durchaus den Normen des Meinungsaustausches zwischen Forschern im Allgemeinen und Historikern im Besonderen entspricht. Frühere abgewiesene Klagen der üblen Nachrede gegen Zimmermann, hätten im spezifischen Fall keine Bedeutung, bemerkte die Richterin, die betonte, dass das Gericht die Meinungsfreiheit auch derjenigen in Israel garantiere, die scharfe Kritik am Staat Israel und seiner Politik üben. Und dies auch im Fall von Zimmermann getan habe.

Weiters stellte sie fest, dass die israelisch-deutschen Beziehungen von sehr hohen öffentlichen Interesse wären. Es geht nicht an, so die Richterin, dass Zimmermann als eine Persönlichkeit in der Öffentlichkeit, seine umstrittenen Gedanken publizieren könne, darunter auch den von Freiwilligen der Waffen SS und Freiwillige des israelischen Militärs, im Gegensatz dazu jedoch Kritik an seinen Ansichten nicht akzeptieren kann.

Zimmermann hat in seiner Klage folgendes geschrieben: "Die Beklagte Nr. 2 [Anat Peri] stellt sich als Historikerin vor", das hat die Richterin ausdrücklich gerügt, ist doch Anat Peri im Besitz von zwei akademischen Titeln und Prof. Zimmermann weiß, dass sie ihre Dissertation zum Doktorat vorbereitet. Die Richterin rügte auch "das arrogante und überhebliche Verhalten des Klägers [M.Zimmermann] gegenüber Mitmenschen und ihrer Meinung, das zu meinem Bedauern auch während der Gerichtsverhandlungen spürbar war, so dass es merkbar war, dass der Kläger zweifelt ob ein einfacher Mensch, die Tiefe seiner Meinungen und deren akademischen /analytischen / moralischen Wert der Lehre die er erteilt verstehe."

Die Richterin verpflichtete Zimmermann zur Zahlung der Anwaltskosten der Beklagten im Wert von 75.000 Shekel (ca. 13.000 Euro)

Zimmermann im Wissenschaftlichen Beirat des Vertreibungszentrums

Moshe Zimmermann, der Leiter des Richard Koerber Center for German History an der Hebräischen Universität Jerusalem - der gelegentlich die Waffen SS verharmlost - ist oft und gern gesehener Referent bei Sympathieveranstaltungen für Palästinenser. Er wendet sich gegen eine "Aufrechnung" der beiden Flüchtlingsprobleme und -ansprüche. In den letzten zehn Jahren greife man zur "Aufrechnungstaktik", worunter man sich wohl eine Art "Aufrechnungskeule" à la Norman Finkelstein vorzustellen hat. Moshe Zimmermann bestreitet, daß die Juden nach 1948 aus den arabischen Staaten vertrieben werden.

Er nennt den Krieg ab dem 15. Mai 1948, als die arabischen Staaten antraten, Israel im Keime zu ersticken, "Krieg..., der in Israel Unabhängigkeitskrieg heißt". Er distanziert sich durch die Wortwahl von diesem Begriff, denn sonst hätte er geschrieben "nach dem Unabhängigkeitskrieg". Für ihn war es keiner. Er setzt aber noch eins drauf, indem er eine "kontrafaktische Frage" einbringt:

"... ob diese Vertreibung stattgefunden hätte, wenn der Staat Israel nicht gegründet worden, wenn der Krieg zwischen Israel und arabischen Staaten ausgeblieben wäre. Wären Juden in arabischen Ländern ohne eine aktive zionistische Intervention motiviert gewesen, Hab und Gut aufzugeben und auszuwandern? Die Debatte kann also nur angesichts des historischen Kontexts - der Gründung des Staates Israel - sinnvoll geführt werden."
"In Deutschland wie in Nahost: Vertreibungen und Aufrechnung". Moshe Zimmermann, Süddeutsche Zeitung, vom 30. Juli 2003.
Veröffentlicht von der "Initiative Potsdamer Abkommen"

Ein paar Wochen nachdem Moshe Zimmermann Zweifel an der Notwendigkeit eines Zentrums gegen Vertreibung geäußert hatte, hat ihn die sehr rechts stehende Erika Steinbach (CDU), Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) in den wissenschaftlichen Beirat des zu errichtenden Vertreibungszentrums berufen. Siehe auch Die Welt, 29.9.03.

hagalil.com 28-04-2004

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