Untersuchungskommission:
Wasser-Bericht warnt vor Krise
Sogar das Wetter spielt dieses
Jahr verrückt in Israel. Vergangenen Shabbat verzeichnete man den
heißesten Junitag seit 1950, die Temperaturen kletterten bis auf 47
Grad. Andererseits hat es in diesem Jahr relativ viel und vor allem bis
lange in den Frühling hinein geregnet. Während des Wetterberichts kann
sich der Fernsehzuschauer stets davon überzeugen, daß die
Niederschlagsmenge bis zu 130% des Jahresdurchschnitts beträgt. Dann hat
das verrückte Wetter ja doch sein Gutes, genug Trinkwasser ist damit
gesichert?
Weit gefehlt, die prekäre
Wassersituation des Landes wird durch die Niederschläge eines nassen
Winters keineswegs ausgeglichen. Diesem Irrglauben sind in den
vergangenen 30 Jahren auch zahlreiche Politiker angehangen, so daß die
anstehenden Probleme immer wieder verschoben, vertagt und kleingeredet
wurden. Vergangene Woche wurde der 300-seitige Bericht einer
parlamentarischen Untersuchungskommission zur Wasserversorgungslage des
Landes übergeben, der eindringlich vor einer bevorstehenden Krise warnt.
Der Bericht kommt zu dem Schluß, daß
es dringend notwendig ist, die Verantwortung für die Wasserversorgung in
das Büro des Premierministers zu übertragen und für die kommenden zwei
Jahre einen Wassernotstand zu erklären, der den Verbrauch reduzieren
soll.
Das Kommittee, das vor einem Jahr
gegründet wurde und unter der Leitung des Abgeordneten David Magen
arbeitete, prognostiziert für die kommenden drei Jahre eine wesentliche
Verschlechterung des momentanen Zustandes und hält es für außerdem für
möglich, daß Trinkwasser so knapp werden könnte, daß die sowieso schon
stark angeschlagenen Wirtschaft des Landes darunter leiden wird.
Schuld an diesem Zustand sei das
jahrelange Ignorieren der ansteigenden Krise und das zögerliche
Voranschreiten bei der Suche nach alternativen Wasserressourcen.
Bürokratische Vorgänge seien absichtlich hinausgezögert und finanzielle
Mittel aus dem Budget für Wasserinfrastruktur und andere Projekte
abgezogen worden.
Innerhalb des Büros des
Premierministers gelte es eine Wasser-Kommission zu gründen, die von den
übrigen Ministern unabhängig entscheiden und damit schnell und effizient
reagieren kann. In deren Zuständigkeit sollte dann auch die Genehmigung
von neuen Brunnen liegen, sowie die Entscheidung über Entzug und Ausgabe
von Lizenzen.
Zur der Option, Wasser aus der
Türkei zu importieren, ist im Bericht nichts zu lesen, da sich die
Kommission nicht auf eine politisch abhängige Alternative verlassen
möchte. Auch der Gewinn an Trinkwasser durch zwei neue
Entsalzungsanlagen ist nicht berücksichtigt, da diese frühestens in zwei
Jahren betriebsbereit sind.
Alle diese Vorschläge sind in einem
Masterplan der Kommission zusammengefasst, der bis in das Jahr 2010
reicht. Doch auch wenn diese Richtlinien vollständig umgesetzt werden,
könnte es bereits 2005 oder 2006 zu ernsthaften Wasserengpässen kommen.
2 Billionen Kubikmeter Defizit ist bereits heute vorhanden, die weitere
Ausschöpfung der natürlichen Quellen, könnte ihr vollständiges Versiegen
nach sich ziehen.
Bleibt nur zu hoffe, daß der Bericht
endlich ernstgenommen wird und nach 30 Jahren Mißwirtschaft der
ernsthafte Versuch unternommen wird, die Vorschläge der Experten
umzusetzen. Der regenreiche Winter, die politische Situation, die
wirtschaftlichen Engpässe, alles das können keine Vorwände mehr sein.
Dies zu realisieren, bedeutet Muster zu durchbrechen, mit denen man seit
der Staatsgründung lebt. Das Problem wird immer erst ernst genommen,
wenn es bereits unmittelbar an der Schwelle steht. In diesem Fall wären
die Konsequenzen jedoch wesentlich dramatischer.
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aue / haGalil onLine 10-06-2002 |