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Über die Prediger des Transfers:
Werdet ihr einfach beiseitestehen?

Amira Hass, Haaretz v. 06.11.2002

Wie Umfragen beweisen, würden die Prediger der 'Transfer-Lösung' aus Neuwahlen gestärkt hervorgeh'n. Im Moment interessiert aber weniger, um Wievieles gestärkt die Transfer-Anhänger in dem Fall wären. Viel wichtiger: mit jedem neuen Tag werden die Prediger des Transfer selbstbewußter und reden in Israel in aller Öffentlichkeit über die sogenannte "permanente Lösung".

Und weit und breit kein Gesetz, das sie davon abhielte, tausende Flugblätter und Plakate in Umlauf zu bringen, mit denen sie zur Vertreibung der Araber aufrufen. Diese Leute drücken das ganz plump aus: "sie dort, wir hier". Im ganzen Polizeiapparat fühlt sich keiner berufen, diese Leute zu bekämpfen. Und kein Generalstaatsanwalt, der es ihnen wehren würde, ihre 'Ideen' in diversen Medien-Interviews zu vertreten. In Europa würde man solche Leute zutreffend als 'Faschisten', 'Rassisten' oder gar als 'Neonazis' bezeichnen.

Die Transferisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie wenig verbergen und groß angeben. Manchmal heucheln sie auch, sprechen von einem "freiwilligen und einvernehmlichen Transfer" - ohne auf diejenigen einzugeh'n, die sagen, soetwas könne es nicht geben. Die Transferisten vergießen Krokodilstränen für die Bewohner der Flüchtlingslager in Westbank und Gazastreifen, sagen, für diese Leute bzw. deren Kinder wäre es doch am besten, umgesiedelt zu werden - östlich des Jordan natürlich. Schließlich wissen die Transfer-Prediger ganz genau, wovon sie reden, sie kennen die schlimme Situation der Flüchtlinge. Viele Transfer-Prediger wohnen nämlich in Spuckweite der Flüchtlingslager - in jenen grünen Garten-Villen der jüdischen Siedlungen.

Aber nicht jeder (israelische) Transferist stammt aus den Siedlungen - wenngleich der Siedleranteil unter ihnen, so schätze ich, unverhältnismäßig hoch ist. Mit Fug und Recht kann man die Siedler und ihr Lobby-Umfeld also als 'Extremisten' bezeichnen. Auf der andern Seite setzen die Siedler nur die Siedlungspolitik (Israels) bezüglich der 'Gebiete' um und zwar logisch und konsequent. Diese Politik - offiziell beruft sie sich auf Militärbefehle und legitimiert sich durch unser Bürgerliches Gesetz - ist eine Politik der zwei Gesichter: Entwicklung der Israelis einerseits und Behinderung der Entwicklung der Palästinenser andererseits, so lautet das Motto.

All diese Behinderungen, mit denen die Palästinenser zu kämpfen haben - seien es nun die etwa 45 Prozent enteigneten palästinensischen Lands in der Westbank oder die Bauverbote - haben einen (teilweise) versteckten Sinn. Denn sie sollen Druck ausüben - Druck, mit dem Ziel, die palästinensische Bevölkerung "auszudünnen". Während der Zeit der direkten Besatzung gab es z.B. Befehle, Palästinensern, die sich für kurze Zeit im Ausland aufhielten, das Aufenthaltsrecht in der Westbank sofort zu entziehen - in der Westbank geborenen Palästinensern wohlgemerkt.

Die jüdischen Siedler auf dem Golan, im Jordantal, in Hebron und Ofra, im Grunde sind das Pioniere - Leute, die sich trauten, als Erste umzusetzen, was die Regierungen, an denen die Arbeitspartei beteiligt war, wollten und förderten, respektive hohe Mitglieder der Zionistischen Bewegung. Schluss also mit dem Mythos, die Siedlerpioniere hätten sich hilflosen israelischen Regierungen einfach aufgehalst. Die Siedler waren zwar die Spitze des Speers (aber nicht der ganze Speer), und in Zeiten der Transfer-Prediger sollten wir endlich damit aufhören, unsere Wut auf die Siedler zu konzentrieren. Stattdessen sollten wir lieber aus der Vergangenheit lernen. Diese Leute konnten nur siegen, weil Teile des Regimes (insbesondere militärische und ideologische Kreise) sie unterstützten. Sie führten und führen im Grunde nur aus (bzw. sagen), was andere denken.

Wir müssen Fragen stellen - und zwar müssen wir sie an die Arbeitspartei richten, an Meretz, selbst an Shinui sowie an die sozial einigermaßen ausgewogenen Elemente, die es innerhalb des Likud und der Shas-Partei tatsächlich noch gibt. An all diese Leute müssen wir folgende Fragen stellen: Was ist mit euch los - wollt ihr einfach beiseitesteh'n und mit eurer Passivität die Transferisten ermutigen - Leute, die derzeit mehr denn je in der Illusion gefangen sind, einen göttlich-messianischen Auftrag zu erfüllen? Und was ist mit eurer Wahlkampagne - ihr beabsichtigt doch nicht etwa, eure moralischen Anti-Transfer-Argumente in der Schublade zu lassen, aus Angst, ihr könntet ein paar Wähler verschrecken? Und was ist mit den Militärs unter euch? Werdet ihr den Transferisten-Soldaten unmissverständlich klarmachen, wenn sie versuchen, so eine Transfer-Operation durchzuführen, müssen sie mit (unserm) aktiven Widerstand rechnen?

Was ist mit euch (Friedens-)Aktivisten in der Öffentlichkeit? Werdet ihr euch weiterhin mit Lichterketten begnügen und mit Rockbands, die ihr zu Rabin-Gedenkveranstaltungen einladet? Werdet ihr den Transferisten für immer aus dem Weg geh'n, aus Angst vor Bürgerkrieg?

Und was ist mit euch Juraprofessoren, euch Historikern, mit euch Parteimitgliedern und Bewegungs-Leuten, die ihr für eine gemäßigte Regierung eintretet - werdet ihr einfach stillsitzen, bis die 'ethnischen Vertreibungen' vorbei sind? Und was ist mit euch Religiösen, schert ihr euch denn gar nicht mehr um den Judaismus? Seid ihr Opfer der zunehmend brutalen Propaganda, gesellt ihr euch zu den 'Mitzvah-Gehorsamen' - zu denen, für die zwar das Land sakrosankt ist, die Menschen aber darf man verhöhnen?

Und was ist mit den Schriftstellern, die mit den Palästinensern zusammen die Olivenernte eingebracht haben? Belasst ihr es jetzt bei dieser Geste, anstatt endlich die israelischen Polizeibehörden zu zwingen, ihre Position klarzumachen?

Was trifft zu: Ist der 'Transfer' tatsächlich untrennbarer Teil der Gründungsphilosophie des Staats Israel? Oder ist er vielmehr eine entartete Mutation, ein Missgeschöpf, das man daran hindern muss, die Hand gegen den eigenen Schöpfer zu erheben?

hagalil.com 27-11-2002

 

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