hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

Das Ziel - der Sieg
Im Augenblick: Mizna
- das ist der Mann!

Von Uri Avnery

 

Mizna hat die Vorwahlen der Arbeitspartei gewonnen. Dies ist an sich schon in jeder Hinsicht eine tolle Leistung. Ein introvertierter Jekke (wie deutsche Juden herablassend genannt werden), ohne Charisma hat einen echten, plump-vertraulichen irakischen Juden geschlagen. Eine Taube hat einen Falken besiegt. Ein politischer Neuling, der angekündigt hat, daß er bereit sei, mit Arafat zu reden, hat den Verteidigungsminister, der versucht hat, die palästinensische Behörde zu zerstören, matt gesetzt.

Das ist ein glänzender Sieg Mizna. Aber es ist viel mehr. Es ist ein Symptom von verborgenem Geschehen in den Tiefen des nationalen Bewußtseins.

Während der letzten zwei Jahre, als die Gewaltspirale immer größere Kreise zog, wurde ich oft gefragt, wie ich es fertig brächte, optimistisch zu bleiben, während rund herum alle die Hoffnung aufgaben. Ich antwortete, daß eines Tages, in einer Woche oder in fünf Jahren, das Volk eines Morgens aufwachen und sagen würde: "Genug damit! So kann es nicht weitergehen! Eine Lösung muß gefunden werden!"

"Was hilft das schon?" haben die Pessimisten gesagt, "es gibt rundum keinen Politiker, der in der Lage ist, das Land zum Frieden zu führen." "Die Nachfrage wird das Angebot schaffen", antwortete ich, "wenn man solch einen Führer fordert, wird er von irgendwo herkommen."

Ich denke, daß diese Prognose sich zu verwirklichen beginnt. Die Strömungen unter der Oberfläche des öffentlichen Bewußtseins ändern sich. Die israelische Armee erobert, besetzt, tötet, "zerstört die Terrorinfrastruktur", und die palästinensischen Angriffe hören nicht auf. Die regelmäßigen Erklärungen von Scharon und Mofaz (VM, ehem. Generalstabschef) klingen immer mehr, als ob sie sich selbst parodierten. Es ist das erste Mal, daß es "einfachen" Leuten bewußt wird, daß es eine enge Verbindung gibt zwischen der Intifada, der wirtschaftlichen Krise und der sozialen Not.

Das läßt die Leute nicht etwa die Palästinenser lieben oder sich gar in den Frieden verlieben. Überhaupt nicht! Aber es veranlaßt sie, nach einem Führer mit Vision Ausschau zu halten, der ernsthaft versuchen will, aus dem blutigen Teufelskreis herauszukommen und eine Lösung zu finden. Die Siedler sind "draußen" – der Kompromiß ist "in". Amram Mizna ist am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit der richtigen Botschaft erschienen. Nun muß es heißen: "Mit Volldampf voraus!"

Einige vorsichtige Friedensaktivisten sagen, wir sollten nicht zu viel auf einmal verlangen. Man sollte auf die Meinungsumfragen achten. Mizna könne Scharon nicht schlagen. Aber er kann die Arbeitspartei in der Opposition gründlich überholen und das ist auch sehr wichtig.

Dies ist aber ein Fehler. Die Meinungsumfragen geben ein Bild der Oberfläche wieder, sie sehen nicht, was darunter passiert. Dort gibt es neue Strömungen. Deshalb muß das Ziel der Sieg sein.

Stimmt, ein Sieg Mizna über Scharonjahu erscheint wie ein Wunder. Aber genau so erschien der Sieg Mizna über Ben-Elieser vor einem Monat. Es wird schwierig sein, sogar sehr schwierig. Aber es ist möglich. Es müßten alle Anstrengungen unternommen werden, um dies Ziel zu erreichen.

Nach all den Meinungsumfragen ist die Kluft zwischen den beiden großen Blöcken, dem rechten und dem linken Flügel sogar jetzt, bevor die Öffentlichkeit die ganzen Auswirkungen dessen begriffen hat, was in der Arbeitspartei geschieht, ganz klein. Etwa 65 gegen 55. Das bedeutet, daß es genug wäre, fünf oder sechs Sitze in der Knesset zu gewinnen, um einen enormen Wechsel zu erreichen.

Es gibt keine Alternative zum Sieg. Um der Zukunft Israels willen, um menschliches Leben zu bewahren und um des Wiederaufbaus des Staates willen ist der Unterschied zwischen Mizna und Scharon kolossal.

Falls die Stunde noch nicht geschlagen hat, und der Likud trotz allem gewinnen wird, darf der Kampf nicht einen Augenblick aufhören. Falls Scharon oder Netanjahu gewinnen sollten, führen sie eine knappe und zerbrechliche Koalition, die unfähig ist, irgendwelche Probleme zu lösen. Sie wird hin- und hergerissen zwischen der Notwendigkeit, Bush zu gefallen, und jener, die extreme Rechte von Lieberman-Eytan zufriedenzustellen. Da sich die Lage unter ihrer Führung nur verschlechtern wird, kann sie innerhalb eines Jahres zu Fall gebracht werden. Dann muß der große Umschwung erfolgen.

Darum ist jeder Gedanke, eine "nationale Einheitsregierung" nach den Wahlen sei erstrebenswert, sehr gefährlich. Zweifellos wird Scharon verführerische Bedingungen für einen Anschluß anbieten. In der Sprache der Mafia: "Ein Angebot, das nicht verweigert werden kann." Scharon jedoch bleibt Scharon. Er wird sich nicht ändern. Um sich selbst treu zu bleiben, muß Mizna ablehnen. Selbst wenn seine jobhungrigen und prinzipienlosen Kollegen ihn bedrängen anzunehmen. Das Ziel muß ein totaler Umschwung sein, auf der ganzen Linie und auf jedem Gebiet. Allein dies genügt.

Es stimmt, Amram Mizna kann uns auch enttäuschen. Vergessen wir nicht die Begeisterung, mit der wir Barak willkommen geheißen haben und der uns dann ins Verderben führte. Er mag unterwegs zusammenbrechen. Das kann auch passieren. Damit müssen wir rechnen. Aber vernünftig ist, das Gegenteil zu erwarten. Eine Person kann an seiner Aufgabe wachsen und die historische Mission erfüllen, die ihr auferlegt wird.

Im Augenblick: Das ist der Mann!

(Aus dem Englischen von Ellen Rohlfs)
Junge Welt, 04.12.2002

hagalil.com 04-12-2002

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved