
Schon im Vorfeld:
Vorwürfe im Likud
Bei der Aufstellung der
Kandidaten für die Parlamentswahlen soll es in Israels
Regierungspartei zu Korruption und Bestechung gekommen sein
Von Susanne Knaul
Geld, hochrangige Regierungsstellen,
Begnadigungen für Gefängnisinsassen - all das sind Forderungen von
Mitgliedern des Likud-Zentralrats für ihre Stimme bei den
Kandidatenwahlen für das kommende Parlament. Von wem die Forderungen
gestellt wurden und welcher der künftigen Abgeordneten den
Bestechungsversuchen nachgegeben hat, soll eine polizeiliche
Untersuchung klären, die Oberstaatsanwalt Eliakim Rubinstein gestern
in die Wege leitete.
Öffentlich wurde der Skandal durch die
Abgeordnete Nechama Ronen, der es selbst nicht gelang, auf einen
realistischen Listenplatz zu kommen. "Zwischen 1.000 und 1.500
Schekel" (200 bis 300 Euro) hätten Zentralratsmitglieder im Gegenzug
für ihre Stimme verlangt. Dabei handelte es sich noch um "einen
Sonderpreis", so zitiert die Politikerin ihre korrupten
Parteifreunde.
Ronen ist nicht die einzige Kandidatin,
die über Bestechungsversuche spricht. Ein Minister, der nicht
genannt werden wollte, erklärte gegenüber der liberalen Tageszeitung
Haaretz, dass "Bestechungs- und Erpressungsversuche
niemals schlimmer waren". In den Skandal seien auch
Kabinettsmitglieder verwickelt. Sollte die ganze Wahrheit noch vor
den Wahlen Ende Januar an die Öffentlichkeit kommen, bestehe sogar
die Gefahr, den jetzigen Vorsprung vor der Arbeitspartei komplett
einzubüßen. Während die Arbeitspartei laut jüngsten Umfragen bei gut
20 Mandaten liegt, hofft der Likud auf bis zu 40 Mandate.
Die Forderung nach schneller Aufklärung
kommt auch aus den Reihen der Partei selbst. Pnina Rosenblum,
ehemals Fotomodell und Chefin der gescheiterten Frauenpartei,
schaffte es "nur" auf Platz 39, "weil ich so aufrichtig war". Wenn
die Betrüger ihre Plätze erst einmal werden räumen müssen, werde sie
auf einen besseren Platz rücken, hofft sie.
Rosenblum meint vor allem die Nummer 29
auf der Liste, Inbal Gabrieli, Ende zwanzig und Kellnerin. Die
künftige Abgeordnete ist selbst für alte Likud-Hasen ein
unbeschriebenes Blatt. Dass sie dennoch die für den Einzug ins
Parlament notwendigen 400 Stimmen erlangen konnte, liegt an dem
Einfluss der Familie, die in Israel Restaurants und Nachtclubs
unterhält.
taz muss sein: Was
ist Ihnen die Internetausgabe der taz wert? Sie helfen uns, wenn Sie
diesen Betrag überweisen auf: taz-Verlag Berlin, Postbank Berlin
(BLZ 100 100 10), Konto-Nr. 39316-106
Für Österreich: TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH, Konto-Nr.:
92.134.506, Österr. Postsparkasse (P.S.K.)
© Contrapress media GmbH
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des taz-Verlags
hagalil.com
16-12-2002 |