
Wahlen in Israel:
Fünf Kandidaten wollen den Job
In Israel entscheiden der
Likud-Block und die Arbeitspartei im November über ihre
Spitzenkandidaten für die Wahlen am 28. Januar. Während Scharon und
Netanjahu sich Unterstützung versprechen, fallen die
Oppositionspolitiker übereinander her
Aus Jerusalem Anne
Ponger
Am Dienstagabend haben
israelische Wähler innerhalb von zwei Stunden einen geballten
Eindruck der fünf Kandidaten für den Posten des Ministerpräsidenten
bekommen.
Das erste TV-Programm übertrug den
Parteikonvent des regierenden Likud-Blocks in Tel Aviv, bei dem
Ministerpräsident Ariel Scharon und sein Herausforderer
Außenminister Benjamin Netanjahu vor den auf den 28. November
festgelegten Vorwahlen vor 3.000 Delegierten ihre Prioritäten
präsentierten. Eine populäre Interviewsendung im zweiten TV-Programm
ließ die drei Arbeitspartei-Kandidaten mit voller Wucht aufeinander
prallen. Bei deren Vorwahlen am 19. November bemühen sich der
Bürgermeister von Haifa, Amram Mitzna, und der Abgeordnete Haim
Ramon, dem Exverteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser den Posten
des Parteichefs und Spitzenkandidaten streitig zu machen.
Scharon und Netanjahu versuchten
zumindest eine dezente Show von Einheit. Sie versprachen sich
gegenseitig, im Fall ihres Sieges dem Widersacher den zweiten Platz
auf der Knessetliste einzuräumen. Während Netanjahu die Ausweisung
von Palästinenserchef Arafat und die wirtschaftliche Sanierung
programmatisch ganz vorn an seine Prioritätenliste stellte, sah
Scharon die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage erst als Folge
der Ausrottung des Terrors und einer Wiederbelebung des
Friedensprozesses. An Beifall und Zwischenrufen gemessen, eroberte
Scharon den Likud-Konvent im Sturm.
Die TV-Debatte der drei
Arbeitspartei-Kandidaten hingegen artete stellenweise in eine
verbale Schlammschlacht aus. Mitzna wurde sein Erfahrungsmangel
vorgeworfen, Ramon sein bisheriges Scheitern und Ben-Elieser sein
20-monatiges Ausharren in der Scharon-Regierung. Der
Aggressivitätsgrad jedes Kandidaten spiegelte seine Position in
Umfragen wieder. Favorit Mitzna blieb zivilisiert und kühl. Was ihre
Programme betrifft, unterschieden die "Tauben" Mitzna und Ramon sich
wenig. Mitzna würde "auch mit Arafat verhandeln, wenn es nötig ist",
würde eine klare Grenze zwischen Israel und den Palästinensern
ziehen und alle Energien in die Sozialpolitik investieren. Ramon
will eine unilaterale Trennung von den Palästinensern initiieren,
indem er jüdische Siedlungen im Westjordanland und im Gaza-Streifen
auflöst. Der Populist Ben-Elieser nannte beide Pläne zynisch
"traumhafte Geschenke für Arafat". Er selbst will erst den Terror
"mit Macht" ausrotten und dann den Friedenspfad beschreiten.
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14-11-2002 |