Eine Einheitsregierung wäre ein zweifelhafter
Schutz:
Der Wille des Volkes
Nach Avraham Tirosh, M'ariw
Ein seltsamer Usus hat sich bei uns
eingebürgert - nach dem Wahlen ‘im Namen des Volkes’ zu sprechen.
Der eine schwört bei allem, was ihm heilig ist, dass das Volk eine
Einheitsregierung will. Der andere behauptet genau das Gegenteil.
In Wirklichkeit gibt es keinen
‘Willen des Volkes’ und keine kollektive Aussage, sondern drei
Millionen Einzelpersonen, die für verschiedene Parteien gestimmt
haben. Sharon kann man bislang nur dafür loben, dass er nicht bereit
ist, Lieberman und seine Partei in die Koalition zu berufen, und
hoffen, dass er dabei bleibt. Doch das heißt noch nicht unbedingt,
dass stattdessen eine Einheitsregierung mit der Avoda entstehen
muss. Die Avoda verlor die
Wahlen, und es gibt keinen Grund, sie jetzt auch noch zum
politischen Selbstmord aufzufordern, denn sie kann sich nur
außerhalb der Regierung reorganisieren. Wenn klar wäre, was Sharon
mit ‘schmerzlichen Verzichten’ im Friedensprozesse meint, wenn er
diese Verzichte jetzt in die Tat umsetzen und eine ernsthafte
Verständigung mit den Palästinensern anstreben würde, dann könnte
man die Aufforderung an die Avoda, der Regierung beizutreten, noch
irgendwie verstehen. Doch da niemand weiß, was Sharon vorhat und
welche Richtung er einschlagen wird, ist es für die Avoda das einzig
Richtige, draußen zu bleiben und von außen jede positive
Entscheidung zu unterstützen, mit der sie einverstanden ist.
Begin (Likud) hat den Frieden mit Ägypten mit der
Unterstützung der Arbeitspartei, die in der Opposition war, und
gegen heftigsten Widerstand vieler Likud-Abgeordneter und anderer
rechter Parteien durchgesetzt, ohne sich in den zweifelhaften Schutz
einer Einheitsregierung zu flüchten.
hagalil.com
04-02-2003 |