ISRAEL HAT KEINEN GRUND, SICH ZU
ENTSCHULDIGEN
Von Yoel Marcus
Mit aller Ehre, die dem Sprecher
des Außenministeriums der Vereinigten Staaten gebührt, ist sein Aufruf an
die Palästinenser und die Israelis, sich an die Feuereinstellung zu halten,
mangels eines besseren Ausdrucks Unsinn.
Die Mitglieder der Administration
in Washington sind nicht eine Bürokratenbande der Vereinten Nationen und
besser als alle kennen sie die Wahrheit über die gegenwärtige
palestinensisch-israelische Auseinandersetzung. Die Wahrheit besteht darin,
daß der Vorsitzende der Palästinensischen Autorität, Yasser Arafat, alle zu
Narren hält. Ohne jede Beratung “eröffnete” er die siebentägige
Feuereinstellung und begann seine eigene Privatrechnung; nach typischer
Arafat Art führt er das Klagen fort während er weiterschießt. Selbst nach
der Feuereinstellung beeilte er sich in Anschluß an den palästinensischen
Terrorangriff auf das Dophinarium in Tel Aviv zu erklären, (die Erklärung
erfolgte vor allem, um eine schwere israelische Vergeltungsmaßnahme zu
verhindern) er habe Israelis an “eine tägliche Portion” von 15
Terrorangriffen und an einen bis zwei tote Israelis “gewöhnt”.
Die Palästinenser bringen weiterhin
Israelis um und erklären das Personal der israelischen Verteidigungskräfte
(IVK) und die Siedler zu legitimen Zielen, so lassen sie den
Selbstmordbombern freien Lauf. Inzwischen entschuldigen sich die Israelis
weiterhin für ihre Aktionen. Siebzehn Selbstmordbomber seit Beginn der
gegenwärtigen Intifada – 79 seit Abschluß der Vereinbarungen von Oslo –
verübten hier in Israel Anschläge. Für diese Art Terrorismus gibt es sonst
auf der Welt nirgends eine Parallele. Die palästinensischen Terroristen
kommen von den Gebieten, und die meisten von ihnen hätte Arafat einhalten
können. Er kennt ihre Namen. Manche von ihnen sind Mitglieder des Fatach,
die sich zum Islamischen Tschihad gesellten; andere gingen von der
palästinensichen Vorbeugesicherheitstruppe über.
Die Ermordung von Palästinensern
erfolgt nicht auf zufällige Art. Die bisher liquidierten waren entweder
unterwegs zu einem Terroranschlag oder waren im Planungs- oder
Vorbereitungstadium eines solchen. Israels gegenwärtige Ermordungspolitik
kann als “aktive Selbstverteidigung” bezeichnet werden; wie diese Politik
jedoch genannt werden mag, die Charta der Vereinten Nationen bekräftigt das
Recht eines jeden Staats auf Selbstverteidigung. Israelis haben keinen
Grund, sich zu entschuldigen wenn sie das tun was Arafat selbst tun sollte,
und zwar Terroraktivitäten vorbeugen.
Immer mehr Leute haben angefangen
zu verstehen, daß Arafat die ganze Welt betrogen hat als er bei der Oslo
Vereinbarung feierlich versprach, den bewaffneten Widerstand als Methode zur
Erreichung seiner Ziele aufzugeben. Prominente Amerikaner – wie zum Beispiel
der ehemalige Präsident Bill Clinton, der ehemalige Sondergesandte für den
Frieden in Nahost, Dennis Ross, und Jamie Rubin, ehemaliger State Department
Sprecher – sowie jeder andere, der während der Regierungszeit von
Permierminister Ehud Barak zu verschiedenen Stadien der
palästinensisch-israelischen Friedensgespräche mitgearbeitet hat, legt die
Verantwortung für den Zusammenbruch dieser Verhandlungen und für den
Ausbruch der gegenwärtigen bewaffneten Auseinandersetzung auf Arafat.
In einem Interview mit der
Jerusalem Post, erklärt Martin Indyk, Botschafter der USA in Israel, er
glaube nicht, Arafat habe je die Gewaltanwendung als Mittel zum Ziel
aufgegeben. Weiterhin glaubt Indyk nicht, Arafat sei aufrichtig gewesen als
er in Oslo versprach, die Gewaltanwendung aufzuhören. Indyk lobt
Premierminister Ariel Sharon als Pragmatist und Realist, der eine
vielphasige Friedensvereinbarung wählte, welche die territorialen Probleme
einbegreift, aber die Fragen der palästinensischen Flüchtlinge und Jerusalem
für eine spätere Phase läßt. Sharons vielphasige Einstellung kann jedoch nur
gelingen wenn Arafat dem Terror eine Ende macht, warnt Indyk.
Eines der unerträglichsten Elemente
des gegenwärtigen palästinensisch-israelischen Konflikts ist die
unaufhörliche palästinensische Hetze gegen Israel. Arafat kann sicherlich
nicht mit dem verstorbenen ägyptischen Staatspräsident Anuar Sadat
verglichen werden, aber es ist trotzdem schwer verständlich, warum seit
Abschluß der Oslo Vereinbarung der Palästinenserführer kein einziges Mal die
Worte “no more war” aussprach. Seit dem Augenblick, in er in Anlehnung an
die Oslo Vereinbarung hier eintraf hat er nie aufgehört, die “Sprache des
Bluts” anzuwenden. Diese Hetze dringt durch, sogar bis zu den kleinen
palästinensischen Kindern, die gerade anfangen zu laufen. Diese Hetze bringt
Selbstmordbomber hervor und genehmigt offiziell das Töten und Morden. Arafat
hat der Annäherung und Versöhnung nie eine Chance gegeben.
Vor zwei Wochen lud Arafat sechs
israelische Journalisten ein. Die Berichte dieser Journalisten wurden
überall in den israelischen Medien veröffentlicht. Als Staatspräsident Moshe
Katsav eine Gegeneinladung an 15 palästinensische Journalisten schickte,
einschließlich an Korrespondenten der Fernsehnachrichten der Palestinian
Boradcasting Corporation, zu einem Treffen in seiner Residenz zu kommen,
wurde auf Befehl der Palästinensischen Autorität (PA) in den Gebieten kein
Wort von diesem Besuch veröffentlicht.
Arafat hat nicht nur den Frieden in
einen weitentfernten Traum verwandelt, nicht nur die Wirtschaft der PA
zerstört, sondern Israel einen schwereren Wirtschaftschaden zugefügt als die
langen Jahre des arabischen Boycotts.
Kein Land der Erde würde Frieden
schliessen während auf seine Hauptstadt, seine Landstrassen, seine Wohnorte
und seine Staatsbürger geschossen wird. Wie würden die Vereinigten Staaten
reagieren, wenn die amerikanischen Verteidigungskräfte eine Autobombe
identifizierten, die im Herzen von Manhattan explodieren soll? Würde die
Regierung die Vereinten Nationen um Hilfe bitten?
Die israelische Regierung hat zur
Zeit zwei Möglichkeiten: sie kann eine große Militäroperation gegen die PA
einleiten oder sie kann Arafat dazu zwingen, den Terror zu beenden, um
Friedensverhandlungen wiederaufzunehmen. Wenn Amerika nichts tun kann, und
wenn Arafat ganz einfach nichts tun will, können die Israel zur Verfügung
stehende Mittel für nicht reine Verteidigungsmaßnahmen verwendet werden; sie
können auch dazu dienen, Arafat davon zu überzeugen, daß eine Fortsetzung
der terroristischen Aktivität ihn zu nichts führt. Jedenfalls hat Israel
bestimmt keinen Grund, sich zu entschuldigen.
Ha’aretz, Freitag, den 6. Juli 2001
haGalil onLine 10-07-2001 |