Peace Index:
80% der Israelis für neue Militäraktion
Gestern wurden die neuen Umfrageergebnisse des Peace Index Projekts
veröffentlicht. Danach unterstützen 80% der israelischen Bevölkerung die neue
Militäraktion "Entschlossener Pfad". Trotzdem glaubt die Mehrheit von 70% nicht
daran, daß die Präsenz des Militärs in den palästinensischen Städten den Terror
auf Dauer merklich einschränken kann.
Das Peace Index Project wird vom Tami Steinmetz Institute for Peace an der Tel
Aviv University unter Leitung von Prof. Ephraim Yaar und Dr. Tamar Hermann
durchgeführt. Die Telefonbefragungen, auf denen die Ergebnisse beruhen, wurden
zwischen dem 35. und 27. Juni durchgeführt und umfassen 571 Befragte, die die
erwachsene jüdische und arabische Bevölkerung des Landes repräsentieren
(inklusive der Siedlungen in Westbank und Gazastreifen). Die maximale
Fehlerquote der Befragung wird auf 4,5 Prozentpunkte geschätzt.
Die Unterstützung für die neue Militäraktion ist zwar im rechten Lager höher,
90% der Scharon-Wähler sprachen sich dafür aus, doch auch im linken Lager ist
die Unterstützung relativ hoch, 68% der Barak-Wähler äußerten sich entsprechend.
Darin zeigt sich eine dramatische Veränderung. Noch im Oktober 2001 sprach sich
nur ein Viertel der jüdischen Israelis dafür aus, daß die Armee für einen
längeren Zeitraum in palästinensischen Städten bleiben soll.
Nur ein Viertel der Befragten schenkt der Erklärung von Premierminister Scharon
kein Vertrauen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wenn der Terror
gestoppt wird. Nur diese 25% glauben nicht, daß Scharon ein politisches Programm
hat, daß als Basis für ein Abkommen mit den Palästinensern fungieren kann.
In der Zwischenzeit favorisiert die Mehrheit - 57% - klar die Politik, einen
Trennzaun zu errichten, auch wenn dadurch Siedlungen außerhalb stehen. Nur 34%
sprachen Vorbehalte gegen diese Maßnahme aus. Das ist auch darauf
zurückzuführen, daß die große Mehrheit davon überzeugt ist, daß nur eine
Minderheit der Palästinenser Vorbehalte gegen die Selbstmordanschläge hat. 57%
der jüdischen Israelis sind der Meinung, daß sich durch eine Verbesserung der
Lebensumstände in den besetzten Gebieten, die Einstellung der Palästinenser zu
den Selbstmordanschlägen nicht verändern würde.
Die jüdische Öffentlichkeit ist also der Überzeugung, daß die Anschläge nicht
aus dem Verhalten der Armee in den besetzten Gebieten resultiert. Es scheint,
als ob zwischen humanitären und praktischen Aspekten unterschieden wird. Als vor
einigen Monaten über Arafat eine Ausgangssperre verhängt wurde, waren noch zwei
Drittel der Israelis der Meinung, daß die Lebensbedingungen der
palästinensischen Bevölkerungen erleichtert und verbessert werden sollten.
Wie bereits in der Vergangenheit, so zeigen auch die jüngsten Umfragen diametral
entgegengesetzte Ergebnisse unter der arabischen Bevölkerung Israels. 86% der
Befragten lehnen die neue Militäraktion "Entschlossener Pfad" entschieden ab,
80% glauben nicht, daß Scharon in irgendeiner Weise den passenden Friedensplan
hat oder daß er ein Interesse hat, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die
Mehrheit der israelischen Araber - 60% - lehnt außerdem den Trennzaun ab. Nur in
einem Punkt gibt es eine Übereinstimmungen zu den Ergebnissen aus der Befragung
jüdischer Israelis. Auch arabische Israelis glauben, daß nur eine Minderheit der
Palästinenser die Selbstmordattentate ablehnt.
aue / haGalil onLine 08-07-2002 |