Sharon zu Bush: "Wir werden keine zweite
Tschechoslowakei sein. Versöhnen Sie die Araber nicht auf unsere Kosten"
"Wiederholen Sie den schrecklichen
Fehler von 1938 nicht", sagte Sharon und fügte hinzu: "Von nun an
wird sich Israel nur auf sich selbst verlassen".
Im Stil des klassischen Revisionismus:
Ein Vulkanausbruch
N. Chemi Shalev, M'ariw
Sharon hat den USA den Krieg erklärt.
Nicht nur einfach einen Krieg, einen Weltkrieg. Sharon hat den
Amerikanern vorgeworfen, dass sie uns verkaufen wollen, dass sie
dasselbe machen wie damals mit der Tschechoslowakei, und nur um die
Araber versöhnlich zu stimmen. Noch vor kurzem hat Sharon erklärt, es
gäbe keinen amerikanischen Druck, und jetzt sind wir plötzlich wieder im
Jahre 1938, vor dem Holocaust, mit Arafat als Hitler und Bush als
Chamberlain.
Arik ist wohl die Sicherung
durchgebrannt. Nach acht Monaten pragmatischer Reden hat er plötzlich
den Stil des klassischen Revisionismus übernommen, demnach das
teuflische Münchner Abkommen der Inbegriff des Bösen ist. Das hört sich
in der israelischen Rechten gut an, auch bei den amerikanischen Juden,
die Sharon dringend brauchen wird, wenn er sich wirklich mit der
amerikanischen Regierung auf Kollisionskurs begeben wird.
Und die Kollision wird nicht lange auf
sich warten lassen, wenn Sharon gerade jetzt der IDF ermöglichen wird,
die Kämpfe mit den Palästinensern zu erweitern. Die Amerikaner sind
bereit, gemäßigte israelische Reaktionen auf Anschläge hinzunehmen, aber
sie werden jede bedeutende Eskalation als beabsichtigte Störung ihrer
Bemühungen um die Gründung einer Antiterrorkoalition werten. Sharon wird
vorgeworfen werden, dass er Bin Laden hilft, und er wird wieder zur
Persona non grata werden.
Es stellt sich die Frage, ob es sich hier
um eine taktische Maßnahme oder eine strategische Wende handelt. Sharon
hat wahrscheinlich das Gefühl, als breche alles über ihn zusammen.
Vielleicht war sein gestriger Ausbruch ein verzweifelter Versuch, einen
Weg festzusetzen. Sein Verhalten ist verwunderlich, wie immer die
Reaktion darauf auch ausfallen wird. Andererseits fügt sie sich ziemlich
gut in die Stimmung dieser Tage ein.
Weitere Kommentare
SHARON ZU DEN USA: OPFERN SIE UNS
NICHT
Jedioth: In einer präzedenzlosen Rede
verglich er Präsident Bush mit Chamberlain, dessen Treffen mit Hitler
1938 dazu geführt hat, dass Europa die Invasion in die Tschechoslowakei
ignorierte. Powell rief an: Wir werden Sie nicht vernachlässigen.
SHARON GEHT ZU GESCHWÄTZ ÜBER
haZofeh: Die gestrige Rede Sharons zeigt
wieder, dass sich der Ministerpräsident in erster Linie durch peinliche
Erklärungen auszeichnet, grenzenloses Geschwätz und präzedenzlose
Tatenlosigkeit. In einem Wort: Schande!
Wir sollten endlich aufhören, uns
selbst Angst zu machen:
Wie Churchill, nicht wie
Chamberlain
haGalil onLine
30-09-2001 |