hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

haaretz.co.il

Siedlungspolitik:
Ein Traum wurde aus den Regalen genommen

Kommentar von Yoel Marcus, Ha'aretz, 15.03.2005
Übersetzung Daniela Marcus

Israel ist wie das FDA –das US-amerikanische Amt, das für die Zulassung von Lebensmittelzusätzen und Arzneimitteln zuständig ist-, das manchmal herausfindet, dass ein sich schon lange im Umlauf befindendes Medikament Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen kann, weshalb das FDA anordnet, dieses Medikament aus den Regalen zu nehmen. Die Tatsache, dass dieses Amt selbst das Medikament genehmigte, ist nicht gegen es anzuwenden, solange das Amt seine Augen offen hält und fähig ist, Fehler zuzugeben und sie zu korrigieren bevor eine Katastrophe geschieht.

Es hat sich herausgestellt, dass die Siedlungspolitik in den Territorien, die einst als Wundermittel für die Schaffung einer Verbindung zwischen dem Staat Israel und dem Land Israel betrachtet wurde, ein schädliches Mittel ist. Doch historisch betrachtet ist es falsch zu sagen, der Likud und die Rechte seien allein Schuld an den Siedlungen. Die israelische Rechte war nicht der Förderer der Siedlungspolitik. Sondern dies war die Arbeiterparteibewegung. Während die frühere links gerichtete Arbeiterpartei Mapai hart arbeitete, um die Wüste zum Blühen zu bringen, konnte man die Zahl der Siedlungen der rechts gerichteten Cherutpartei an einer Hand abzählen. Die Menschen machten Witze darüber, dass die Arbeiterparteibewegung mit Bauen und die Cherutpartei mit Reden beschäftigt sei. Die Wahrheit ist also, dass es nach 1967 die Linke war, die den Grundstein für die Siedlungspolitik in den Territorien legte.

Menschen wie Jitzchak Tabenkin, das legendäre Oberhaupt der Kibbutzbewegung, wie der Dichter Natan Alterman oder wie der Politiker Eliezer Livna von der Arbeiterpartei waren die Pioniere der Großisrael-Bewegung. Jisrael Galili, der das Ministerialkomitee für Siedlungsangelegenheiten während der Regierungen Levi Eshkol und Golda Meir leitete, weigerte sich, irgendeine politische Plattform zu unterstützen, die den weiterführenden Siedlungsbau nicht erwähnte.

Im Jahr 1956 war es nicht Begin sondern Ben Gurion, der das "dritte Königreich Israel" ausrief. Nach dem Sechstagekrieg begannen die Arbeiterpartei-Regierungen damit, die eroberten Gebiete zu besiedeln. Beit-El, Elkana, Kirjat Arba, Kedumim – diese Siedlungen und andere waren das Werk der Arbeiterpartei. Heutzutage mag es kaum zu glauben sein, doch es war in der Tat Shimon Peres in seiner Funktion als Rabins Verteidigungsminister, der dem Vorhaben "Gush Emunim" nachgab und somit das Lager in Sebastija in eine genehmigte Siedlung verwandelte und den Präzedenzfall der Siedlungen schuf, die die Anerkennung der Regierung durch Druck herauspresste.

Es ist unnötig zu sagen, dass während der Zeit des Likud, als dieser 1977 an die Macht kam, Dutzende von Siedlungen –genehmigt vor und nach den Gründungen- und außerdem Hunderte von ungenehmigten Außenposten ins Leben gerufen wurden. Während der Zeit zwischen den Regierungen Peres-Shamir und Barak, nämlich während der ersten Sharon-Regierung, der auch die Arbeiterpartei angehörte, und auch heute, wuchsen die illegalen Außenposten in den Territorien weiter. Keiner befreite sich von dem Staat-Israel-Land-Israel-Bazillus, der nach dem Sechstage-Krieg aufgekommen war. Geld floss in die Territorien und fütterte die Siedlungen –genehmigte wie ungenehmigte- im Geist der Tage vor der Staatsgründung, als das Land Dunam für Dunam eingenommen wurde. Illegale Außenposten wurden mit einem Augenzwinkern verlassen, hauptsächlich, um die Amerikaner zu besänftigen. In all den Jahren haben die Regierungen Israels immer genau gewusst, wer wo was hinsichtlich der Siedlungen tat.

Nach dem Jom-Kippur-Krieg kam die Lüge "Wir sind alle Schuld" auf. Doch die Öffentlichkeit weigerte sich, ein Partner der Fehler der Regierung zu werden, die blind für die Tatsache war, dass die Besatzung nur ein kurzes Leben haben kann und dass der Siedlungsbau im Sinai und das Festhalten am Suezkanal Ägypten nicht davon abhalten würde, die vorhandenen Tatsachen durch Gewalt ändern zu wollen. Das gleiche gilt für die Siedlungen in der Westbank und im Gazastreifen. Wir sind nicht alle Schuld. Die Schuldigen sind die Regierungen und Staatsoberhäupter, die dachten, die Siedlungen und die Anwendung von militärischer Stärke könnten eine unveränderliche Situation schaffen.

Jahre des Terrors, zwei Intifadas, globaler Druck und amerikanische Überredungskunst insbesondere brachten diesen unberechenbaren Mann, der als Vater der Siedlungen bezeichnet wird, dazu, seinen Azimut zu ändern. Zuerst dachten die Menschen, die Abkoppelung vom Gazastreifen sei ein Trick. Dann sagten sie, es sei der erste und letzte Schritt hinsichtlich des Rückzugs aus den Territorien. Doch nun hat sich das Bild erneut gewandelt.

Der Bericht, der von Talia Sasson übergeben wurde, beweist, dass Ariel Sharon einen solideren und langfristigeren Plan hat, als jeder angenommen hat. Wie ein Rechtsanwalt, der niemals eine Frage stellt, auf die er keine Antwort weiß, so wusste Sharon genau Bescheid über das, was der Sasson-Bericht herausfinden würde. Nun hat er diese 105 illegalen Außenposten auf die nationale Agenda gesetzt, als nächste Stufe hinsichtlich des Rückzugs aus Gaza. Indem er dies tat, machte Sharon klar, dass Israel bei einer Zwei-Staaten-Lösung des Konflikts nicht länger im Gazastreifen sein wird. Der Traum wurde aus den Regalen genommen.

hagalil.com 15-03-2005

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved