"Ich trenne mich, basta":
Interview mit Ministerpräsident Ariel Sharon
Nach den Meldungen der
vergangenen Tage in den deutschen Medien über das Interview mit
Ministerpräsident Ariel Sharon in der israelischen Tageszeitung Yedioth
Aharonoth vom Mittwoch, 15. September 2004 (Erew Rosh HaShana), im
Folgenden einige Auszüge aus dem Interview:
Frage: Sie sagen den
Vertretern der Rechten, dass sie die ersten sein müssten, die den
Abkopplungsplan unterstützen, weil Sie Gaza und das nördliche Samarien
opfern, damit Israel für immer in den anderen Teilen der Gebiete des
Westjordanlands bleibt.
Ariel Sharon: Niemals habe ich
das gesagt... Der Abkopplungsplan befreit Israel von dem Druck, den
einen oder anderen Plan akzeptieren zu müssen, der sich für sie als
gefährlich herausstellen könnte. Ich sehe nicht, dass der Terror
aufhört. Das war meine Vereinbarung mit Präsident Bush: Er hat
versprochen, dass es keinen Druck auf Israel geben wird, einen anderen
Plan als die Road Map zu akzeptieren, aber ich sehe nicht, dass die
Palästinenser ihren Teil der Road Map umsetzen.
Es kann gut sein, dass nach der
Räumung eine sehr lange Zeit nichts weiteres passieren wird.
Meinen Sie, zig Jahre lang?
Man kann nie wissen. Um zu
weiteren Schritten zu gelangen, muss es einen Wandel in der
palästinensischen Strategie geben, aber es gibt nicht das geringste
Zeichen, das auf solch einen Wandel hindeuten könnte. Israel wird den
Terror weiter bekämpfen und nach der Abkopplung im restlichen
Westjordanland bleiben. (Bis solch ein Wandel in der palästinensischen
Strategie eintritt, Anm. d. Ü.)
Das Gefühl in Israel ist,
dass sich die politische Lage trotz der Aufgabe von Gebieten und dem
erstmaligen Beschluss, Siedlungen zu räumen, verschlechtert. Mehr und
mehr wird Israel in Europa als ein Paria-Staat angesehen.
Europa? Wir kennen die
europäische Position. Eine Welle von schrecklichem Antisemitismus, der
sich dort verbreitet, 15 Mio. Muslime, die auf dem Kontinent leben und
zu einem politischen Faktor geworden sind. Europa sieht nicht die Dinge
wie wir. Dort glaubt man zum Beispiel, dass man Arafat wieder auf die
politische Bühne zurückbringen soll. Wir müssen eine seriöse politische
Arbeit in Europa machen, zu meinem Bedauern kann ich es aus Zeitgründen
nicht tun.
Ihr Besuch auf dem
Tempelberg wurde in einem Buch (...) als Funke bezeichnet, der das Feuer
entfacht hat.
Es gibt keinen Zusammenhang
zwischen der Welle des Terrors und meinem Gang auf den Tempelberg. Die
Palästinenser haben schon Monate vorher mit den Vorbereitungen
angefangen.
Wussten Sie davon, als sie
auf den Tempelberg gegangen sind?
Ich wusste nicht davon und kein
Mensch hat mich gebeten, nicht dorthin zu gehen.
Wenn Sie der
Ministerpräsident zu dieser Zeit gewesen wären, würden Sie es Sharon
erlauben, auf den Tempelberg zu gehen?
Das sind Fragen, auf die man
keine Antwort geben kann. Ich bin froh, heute, dass ich es geschafft
habe, dass Juden wieder den Tempelberg besuchen, der heiligste Platz für
das Volk Israel.
Auf die Frage, was Sharon
1995 gegen Shimon Peres und Yitzhak Rabin gesagt hatte, antwortete
Sharon:
Ich glaube, dass ich damals die
Grenze überschritten habe. Ich habe schwere Dinge gesagt und meiner
Meinung nach übertrieben. Auch im politischen Leben muss man Grenzen
setzen.
Auf die Frage, was er dem
jüdischen Volk wünscht, sagte der Ministerpräsident:
Ruhe, Ruhe, Gesundheit,
Wohlstand und dass der Abkopplungsplan in Ruhe und Sicherheit bis zum
nächsten Jahr abgeschlossen wird. Das ist vielleicht nicht ein einfaches
Jahr, aber ein interessantes Jahr.
(Auszüge aus dem Interview
"Ich trenne mich, basta" mit Ministerpräsident Ariel Sharon zum
jüdischen Neujahrsfest Rosh HaShana, Yedioth Aharonoth, Mittwoch, 15.
September 2004)
© Botschaft des Staates Israel
hagalil.com
21-09-2004 |