Abgenutztes Teflon:
Neue Affäre um Scharon
Israels Premierminister Scharon ist erneut in eine
Affäre verwickelt. Die vorigen Ermittlungen sind noch nicht
abgeschlossen, da werden schon neue Vorwürfe gegen den Premier laut.
Scharon habe sich aufgrund persönlicher Kontakte für die Freilassung
Elhanan Tennenbaums eingesetzt, so behauptet die Tageszeitung
Maariv.
Tennenbaum war im Zuge des Gefangenenaustausch mit
dem Libanon freigekommen. Offensichtlich war er wegen
Drogengeschäften nach Beirut gereist. Er wird außerdem verdächtig
als Spion für die Hisbollah tätig gewesen zu sein. Die Bemühungen
für seine Freilassungen waren in Israel umstritten. Maariv
behauptete die ehemaligen guten Beziehungen zwischen Scharon und
Tennenbaums Ex-Schwiegervater hätten keine unerhebliche Rolle
gespielt. Scharon streitet dies entschieden ab.
Nadav Eyal erinnerte in Maariv daran, dass man früher
"vom Teflon Rabins" sprach, an dem nichts hängen bleibt. "In den
letzten Jahren spricht man vom Teflon Sharons. Über eines müssen
sich heute alle einig sein, in der Rechten und der Linken, dem Likud
und der Avoda: Sharon hat kein Teflon mehr, es ist weg, abgenützt,
fort. Und das ist das wahre Problem Sharons."
Abraham Tirosh stellt, ebenfalls in Maariv, die
Frage, ob eine derartige Aufregung im politischen Establishment auch
entstanden wäre, hätte man Shamir, Begin oder Rabin verdächtigt,
einen entsprechenden Deal gedreht zu haben. "Nein. Man kann durchaus
annehmen, dass keine derartige Aufregung entstanden wäre, und
genauso gut kann man annehmen, dass man an den Erklärungen Shamirs,
Begins oder Rabins nicht gezweifelt hätte. Und das ist das
eigentliche Problem von Ministerpräsident Sharon."
Tatsächlich ist Scharon seit einiger Zeit
ununterbrochen in verschiedene Affären verwickelt, so dass seine
Glaubhaftigkeit großen Schaden genommen hat. Vor allem sein eigenes
Verhalten bei den Untersuchungen hat ihn als "unermüdlichen
Verdächtigen" erscheinen lassen, so Tirosh: "Wer sich bei den
Ermittlungen in der Affäre Cyril Kern und der Griechischen Insel so
benimmt, wie Sharon und seine Söhne, wer immer wieder auf sein
Schweigerecht besteht, wer immer wieder sagt "Ich wusste nichts, ich
hörte nichts, ich sagte nichts", der kann nicht erwarten, als Symbol
der Glaubwürdigkeit und Anständigkeit zu gelten, dem man jedes Wort
aus seinem Munde glaubt, sondern er sollte sich eher damit abfinden,
als ewiger Verdächtiger zu gelten."
hagalil.com
05-03-2004 |