Resignierter Parteichef:
Amram Mitzna tritt zurück
Der Vorsitzende der israelischen
Arbeitspartei, Amram Mitzna, gab gestern überraschend seinen
Rücktritt bekannt. Bei der Pressekonferenz in Tel Aviv übte Mitzna
scharfe Kritik an seinen Parteikollegen. Nach nur neun Monaten legt
er die Arbeit als Parteivorsitzender nieder, da er sich nicht in der
Lage fühle, die Partei zu führen. Er werde sich jedoch nicht aus der
Politik insgesamt zurückziehen, betonte Mitzna.
"Als jemand, der daran glaubt, der
Öffentlichkeit die Wahrheit zu sagen, fühle ich mich dazu
verpflichtet zu sagen, dass die Arbeitspartei in ihrem momentanen
Zustand nicht zu leiten ist. Ich bin nicht dazu bereit, eine
Situation zu tolerieren, in der ich gezwungen bin Abmachungen zu
akzeptieren und Halbwahrheiten zu verbreiten, die nichts mit dem
Wohl des Landes oder der Partei zu tun haben", sagte Mitzna auf der
Pressekonferenz. Die Rede klang wie eine lange Aburteilung der
Parteiführung, die, wie Mitzna sagte, kontinuierlich daran
gearbeitet habe, seine Führung zu unterminieren und seine
Legitimität in Frage zu stellen.
Tatsächlich ist Amram Mitzna, der
zunächst mit einer deutlichen Mehrheit zum Parteichef gewählt wurde,
seit der Wahlniederlage gegen Scharon, die der Arbeitspartei das
schlechsteste Wahlergebnis ihrer Geschichte einbrachte, unfairer
Kritik ausgesetzt. Schlimmer noch, viele Mitglieder der
Arbeitspartei mißtrauten ihm von Beginn an, sahen den neuen
Vorsitzenden als Fremden.
Während Mitzna, der aus Richtung Haifa
wie ein Pilz aus dem politischen Boden schoß, eine politische Vision
verfolgte, hatten die übrigen Kandidaten auf der Liste der
Arbeitspartei bereits ihre Ministerposten im Kopf. Die
Eigenschaften, die Mitzna charakterisieren, intelligent, visionär,
aufrichtig, waren nicht wirklich erwünscht.
Es haben also diejenigen Recht behalten,
die sagten, Mitzna sei nicht der richtige Mann für den
Parteivorsitzenden. Nicht wegen des Wahldebakels, nicht wegen dem
katastrophalen Absturzes der Avodah, sondern weil es von Beginn an
klar war, mit welchen Schwierigkeiten er innerhalb der Partei zu
ringen haben werde und er dies nicht zu handhaben wußte.
aue /
hagalil.com
05-05-2003 |