Holocaust-Vergleich:
Schelte für Justizminister Lapid
So weit ist es gekommen, jetzt muss man schon
Tommy Lapid verteidigen, gerade Tommy Lapid! Jenen Tommy Lapid, der
seinen Wählern so viel versprochen hat, was wird seiner Partei mit
dem klangvollen Namen Shinui (Wechsel) nicht alles verändern. Und
jener Tommy Lapid, der bisher keine Abstimmung ausgelassen hat, um
seinen Wählern eins auszuwischen. Jener Tommy Lapid, der
beispielsweise gegen die Einführung der Zivilehe um des
Koalitionsfriedens willen gestimmt hat.
Jetzt steht er unter Beschuss und die Zeitungen und
Agenturen verbreiten, er habe die Situation der Palästinenser mit
dem Holocaust verglichen. Der Spiegel und Yahoo News zitieren Lapid,
das Bild einer alten Palästinenserin in den Trümmern ihres Hauses
erinnere ihn "an meine Großmutter im Holocaust".
Tatsächlich hat er das nicht gesagt. Lapid sagte
wörtlich, er habe Bilder einer alten Palästinenserin gesehen, die in
den Trümmern ihres Hauses nach Medikamenten suchte, das habe ihn an
seine Großmutter erinnert. Punkt. Er hat nicht gesagt "an meine
Großmutter im Holocaust". Den NS-Vergleich hat er nicht
ausgesprochen, will man ihm glauben, so hat er ihn auch nicht
beabsichtigt. Kennt man Lapids politische Einstellung, die nun
sicherlich nicht gerade als links zu bezeichnen ist, kann man ihm
auch glauben. Nach seinen Worten erhob sich ein Sturm in der
Knesseth, wissen Lapids Kollegen doch, dass seine Großmutter im
Holocaust von Nazis ermordet wurde. Die Assoziation folgte sofort,
wurde jedoch nicht beabsichtigt.
Die Tatsache, dass die Nachrichtenagentur AP die
Meldung mit einem falschen Zitat herausgibt, ist etwas anderes. Es
ist anzunehmen, dass die Journalisten von AP des Hebräischen mächtig
sind. Wer gestern Nachrichten gesehen hat, bekam den Satz Lapids
nochmal genau vorgesetzt, wie kann das also passieren? Es mag als
feine Nuance gewertet werden, ob Lapid das Wort Holocaust gesagt
hat, oder nur die Assoziation entstand. Aber es ist doch ein
wesentlicher Unterscheid! Und auch ein wesentliches Zeichen, dass
die Antizionisten und Antisemiten dieser Welt da bekommen. Schau
doch, die Juden tuns ja selber, da kann ja mein Vergleich zwischen
Nazi und israelischem Soldat nicht verkehrt sein.
Andererseits zeigt die Reaktion in Israel selbst wie aufgeheizt die
Stimmung ist. Die beständigen Vergleiche vom heutigen Israel als den
ehemaligen Opfern mit den ehemaligen Tätern, also den Nazis, hat
Konjunktur. Karikaturen, Statements, Redebeiträge, immer wieder
findet man israelische Soldaten als Nazis dargestellt. Kein Wunder
also, dass Lapids Aussage einen Sturm der Entrüstung hervorrief.
So weit ist es also gekommen, dass man Tommy Lapid
verteidigen muss. Eine vernünftige Diskussion über Sinn und Zweck
der Militäroperation in Rafah ist offenbar auch in Israel nicht mehr
möglich ohne von antizionistischen und antisemitischen Statements im
Nacken beeinflusst zu werden.
al /
hagalil.com
24-05-2004 |