Peres mit Henkersstrick:
Purim in Hebron
Außenminister Shimon Peres wird mit einem Henkersstrick um den Hals und
mit einer Pistole an der Schläfe durch die Altstadt geführt - auch so
wurde Purim gefeiert, radikale Siedler wählten diese "Verkleidung" für
ihren Umzug durch Hebron. Weder Polizei noch andere Siedler schritten
gegen diese hetzerische und geschmacklose Maskierung ein.
Minister Danny
Naveh forderte bereits rechtliche Konsequenzen gegen die militanten
Siedler. Seine Sorge gilt allerdings nicht Shimon Peres, sondern dem
Image der übrigen Siedler in Hebron.
In Hebron leben derzeit wenige
Hundert jüdische Siedler unter schwerster Bewachung mitten unter 100.000
Palästinensern. Eine Sprecherin der Siedler, Orit Struck, kritisierte
die Kostümierung zwar ebenfalls, betonte jedoch zugleich, daß die
Siedler davon überzeugt seien, daß die Friedensbemühungen von Peres
katastrophale Auswirkungen für Israel haben.
"Das ist ein
sehr provozierendes Kostüm von extremen Leuten, die in keinster Weise
die Siedlung repräsentieren. Wir sind selbstverständlich gegen die
Aussage dieses Bildes", sagte Struck. Trotz der Ablehnung der Politik
von Peres und den anderen "Kapitänen von Oslo", lehnen die Siedler jede
Form von physischer Gewalt, auch in Form eines Purim-Witzes strikt ab.
So weit die
Beteuerungen aus dem Lager der Siedler. Erschreckend ist die Tatsache,
daß es von Seiten der Regierung keine weitere Reaktion gab. Naveh sorgt
sich um das Image der Siedler, die Konsequenzen für das Image von Shimon
Peres scheinen ihn nicht weiter zu interessieren.
Die Regierung
und die Sicherheitskräfte scheinen nach der Ermordung von Jitzhak Rabin
nichts dazu gelernt zu haben. Die Hetze gegen ihn nahm unerträgliche
Formen an, zeigte ihn in SS-Uniformen, seine Bilder wurden zertrampelt
und verbrannt. Wie kann die Polizei also heute tatenlos erneuter
extremer politischer Hetze zusehen?
"Wurden
die zehn Gebote abgeschafft? Hast Du schon gehört vom Gebot 'Du
sollst nicht töten!'", fragte der Richter damals den Mörder von Jitzhak
Rabin. Yigal Amir antwortete: "Nein, die zehn Gebote wurden nicht
abgeschafft, aber höher stehen die Gebote zur Rettung von Volk und Land.
Ich habe gehandelt, und G'tt war mit mir. Dort wo religiöse Pflicht ist,
ist jede Moral bedeutungslos. Die Lehre ist eindeutig und imperative
Pflicht. Es gibt hier keine Fragen zu stellen. Die Religion ist
absoluter Imperativ."
Der religiöse
Extremismus unter ultrarechten Israelis ist nach wie vor ein hohes
Gefahrenpotential. Die Regierung sollte Wege finden, Aktionen wie die
Purimsverkleidung, rechtlich zu verfolgen, da die Religion zur Auslebung
von Rassismus, Extremismus und blindem Haß ausgenutzt wird. Denn gerade
weil Israel ein jüdischer Staat ist, sollten die wahren Werte der
Religion hier verteidigt werden.
aue / haGalil onLine 27-02-2002 |