Die radikale Rechte tobt:
Ist auch Netanjahu einer der Verräter?
Von Alexander Jakobson, Maariv, 29.04.2004
Die radikalen Rechten gehen mit dem Begriff "Verräter"
sehr leichtfertig um. Der erste Verräter war aus ihrer Sicht Menachem
Begin, der auf den Sinai verzichtete. Der zweite war Itzhak Shamir, ja,
selbst dieser sturköpfige Likudnik, weil er zur Madrid-Konferenz fuhr.
Der dritte war natürlich Netanjahu, der Hebron räumte.
Der Verrat Sharons ist in den Augen der radikalen Rechten
der offensichtlichste, der überhaupt keine Beweise braucht. Am selben
Tag schlossen sich ihm Netanjahu, jetzt als Finanzminister, und auch
Limor Livnat an. Olmert ist schon seit langem ein Verräter, seit kurzem
auch Silvan. Wenn man es sich genau überlegt, dann auch die rechten
Minister, die trotz dieses ganzen Verrats in der Regierung geblieben
sind. Verrat ist also überall. Wenn
sie an die Wahlurnen gehen, müssen die Likudniks daran denken, dass es
in ihrer Partei vor Verrätern nur so wimmelt. Nur auf die "Feiglins" ist
noch Verlass, nur sie könnten den Staat in Sicherheit bringen. Aber
Moment mal- ist nicht auch Feiglin ein Verräter, weil er im Likud
geblieben ist? Es geht hier jedoch
nicht nur um den Stil der politischen Diskussion. Bei uns ist der Stil
immer ein wenig laut und hässlich, aber darauf hat die Rechte leider
nicht das Monopol. Die Frage lautet, wie die Regierungspartei Israels
letzten Endes aussehen wird. Ich gehöre nicht zu den Befürwortern dieser
Partei, und deshalb könnte ich mich eigentlich darüber freuen, wenn sie
sich von den Radikalen in eine Konfrontation mit dem zentralen und
gemäßigten Strom der israelischen Gesellschaft drängen lässt, was ja ihr
Ende als Regierungspartei bedeuten würde.
Das Problem ist nur, dass wir keinen Reservestaat haben.
Man muss hoffen, dass die 200.000 Likud-Mitglieder- an sich eine
pragmatische Öffentlichkeit- den Radikalen laut und deutlich sagen, dass
sie nicht bereit sind, ihnen das Schicksal des Staates und die
Entscheidung darüber zu überlassen, wer ihm treu ist und wer nicht.
hagalil.com
30-04-2004 |