Ariel Scharon zum Ausgang der Likud-Umfrage:
Israelische Öffentlichkeit enttäuscht
Auszüge aus einem Nachrichtenartikel der
Ha'aretz-Korrespondenten Mazal Mualem, Gideon Alon und Aluf Benn,
und Agenturen, Ha'aretz, 03.03.2004
Übersetzung Daniela Marcus
In einer ersten Reaktion auf die schwere
Niederlage beim Likud-Referendum über den Disengagement-Plan am
Sonntag, sagte Premierminister Ariel Scharon, er und die israelische
Öffentlichkeit seien enttäuscht über den Ausgang, doch er werde das
Ergebnis respektieren.
Der Armeesender berichtete, die bisher
ausgezählten Stimmen hätten ergeben, dass 60% der Wähler gegen und
39% für den Plan gewesen seien.
"Ich weiß, dass der größere Teil der israelischen
Öffentlichkeit meinen Plan unterstützt. Ich weiß, dass sie –wie ich
selbst- enttäuscht ist über das Ergebnis des Referendums. Wir haben
schwere Tage vor uns, in denen schwere Entscheidungen getroffen
werden müssen", sagte Scharon in einem Statement.
Scharon sagte auch, er werde nicht zurücktreten,
werde jedoch Likud-Mitglieder, die Knesset-Fraktion und seine
Koalitionspartner einberufen, um darüber zu entscheiden, welche
Schritte nun gegangen werden sollten.
Es wird erwartet, dass Scharon am
Montagnachmittag, nach Bekanntgabe des Endergebnisses der Umfrage,
während eines Treffens mit der Likud-Fraktion in der Knesset
öffentlich Stellung nehmen wird.
"Eine Sache ist mir klar", sagte er in seinem
Statement, das am Sonntagabend veröffentlicht wurde, "Israel hat
mich nicht gewählt, damit ich vier Jahre lang da sitze und nichts
tue. Sondern ich wurde gewählt, um eine Möglichkeit zu finden, die
dieser Nation Ruhe, Sicherheit und Frieden bringt." Er versprach,
weiterhin im Amt zu bleiben. (...)
Die Umfrage des Fernsehsenders Arutz 1 ergab, dass
62% der Likudmitglieder gegen den Vorschlag gestimmt hatten,
wohingegen 38% dafür gewählt hatten.
Eine Umfrage von Radio Israel sagte, 59% der
registrierten Wähler wären gegen den Plan und 40% unterstützten ihn.
Eine erste Umfrage des Fernsehsenders Arutz 10
ergab, dass 58% der Likudmitglieder gegen den Disengagement-Plan
gestimmt hatten und 42% dafür. Eine zweite Umfrage des gleichen
Senders zeigte beinahe die gleichen Ergebnisse. (...)
Der Fernsehsender Arutz 2 bot mit seiner Umfrage
das optimistischste Ergebnis für Scharon: 56% gegen den Rückzug und
44% dafür.
Das Wahlkomitee des Likud gab bekannt, dass nur
40% der 193.190 registrierten Likud-Mitglieder an der Abstimmung
teilgenommen hatten.
In Jerusalem wählten 40% der Likud-Mitglieder, in
Beit Sche’an waren es 50%. In Hadera, Petach Tikvah und Ramat Gan
nahmen 38% an der Wahl teil. In der Gaza-Siedlung Netzarim warfen
100% der Likud-Mitglieder ihren Wahlzettel in die Urne. Bis zum
Sonntagabend hatten nur 7% der arabischen Wähler an der Abstimmung
teilgenommen. (...)
Der stellvertretende Premierminister Ehud Olmert
deutete am Sonntag an, dass Ariel Scharon eine Volksumfrage
durchführen könnte, falls das Likud-Referendum scheitern sollte.
"Wenn die heutige Likudwahl aus irgendeinem Grund
–z. B. wegen Kurzsichtigkeit oder Missverständnissen- nicht die
nötige Mehrheit bringt, wird eine Situation entstehen, in der große
Teile der Wähler erneut ihre Meinung abgeben müssen", sagte er.
Scharon selbst versprach am Wochenende, den Disengagement-Plan
weiter voranzutreiben, selbst wenn er bei der Wahl am Sonntag nicht
die nötige Unterstützung erhalten sollte. (...)
hagalil.com
03-05-2004 |